Hamburg. Ver.di nennt Angebot der Arbeitgeber über 2,5 Prozent für zwei Jahre eine Provokation. Nun dürfte es bald Arbeitsniederlegungen geben.

Die Tarifverhandlungen für die rund 70.000 Beschäftigten im Hamburger Einzel- und Versandhandel haben gerade begonnen, da stehen die Zeichen schon auf Konfrontation. In der ersten Gesprächsrunde legten die Arbeitgeber am Mittwoch ein Angebot vor. Die Offerte hat eine Laufzeit von 24 Monaten und sieht eine Erhöhung der Löhne und Gehälter rückwirkend ab 1. Mai 2019 um 1,5 Prozent vor. Zum 1. Mai 2020 sollen weitere 1,0 Prozent folgen. Der Tarifkommission von Ver.di reichte das aber nicht. Sie bezeichnete das Angebot als „inakzeptabel“ und lehnte es ab.

Am 21. Juni wird erneut verhandelt

Das Angebot sei viel zu niedrig und bedeute Reallohnsenkungen für die Beschäftigten, sagte Ver.di-Verhandlungsführerin Heike Lattekamp. Schließlich rechnen Gewerkschaft wie Arbeitgeberseite mit einer Preissteigerung von rund 1,5 Prozent pro Jahr. Das sei eine „Provokation“ und werde ganz sicher zu Unruhe und Protesten in den Betrieben führen, sagte Lattekamp laut Pressemitteilung und legte im Gespräch mit dem Abendblatt nach: „Wir werden noch vor der nächsten Verhandlungsrunde am 21. Juni in den Unternehmen Warnstreiks durchführen.“ Man wolle das deutliche Signal senden, dass ein höheres Angebot notwendig sei.

Die Gewerkschaft fordert ein Plus von 6,5 Prozent oder mindestens 163 Euro bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Zudem soll die Ausbildungsvergütung um 100 Euro steigen und der Tarifvertrag wieder als allgemeinverbindlich gelten.

Arbeitgeber sprechen von geringem Handlungsspielraum

Die Arbeitgeber halten das Paket für zu groß. Ver.di habe eine „exorbitant hohe Forderung“ gestellt, sagte Dierk Böckenholt, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nord. Die Entwicklung in der Branche sei (anders als von Ver.di dargestellt) nicht gut. Für dieses Jahr werde zwar ein Umsatzwachstum von nominal zwei Prozent erwartet – allerdings variiere dies sehr stark.

Das Plus im Onlinehandel soll bei 9,1 Prozent liegen, während der stationäre Handel nur um 1,2 Prozent zulegen soll. Auch je nach Unternehmen sei die Lage sehr unterschiedlich. „Der Verteilungsspielraum, den wir haben, ist gering“, sagte Böckenholt dem Abendblatt.