Hamburg . Verband stellt neue Studie in Hamburg vor: Mindestlohn und Personalengpässe dürften laut Verband zu Rationalisierungen führen.
Der Mindestlohn in Deutschland macht nun auch den Tankstellen bundesweit zu schaffen. Nach Aussagen des Bundesverbands Freier Tankstellen (bft), dessen Mitglieder zusammen mehr als 2500 Stationen in Deutschland betreiben, wird es immer schwieriger Personal zu bezahlen. Die Konsequenz für Autofahrer: Sie müssen sich künftig darauf einrichten, dass immer mehr Tankstellen ihre Bezahlvorgänge automatisieren.
Im Klartext: Statt an der Kasse im Tankstellenshop die Spritrechnung zu bezahlen, dürften verstärkt Automaten zum Einsatz kommen, die man vor allem aus dem Urlaub in südeuropäischen Ländern kennt. Der Kunde wählt einen festen Betrag (10, 20, 30 oder mehr Euro) auf einem Display neben der Zapfsäule und bezahlt vorab mit Kredit- oder EC-Karte. „Dies wird ein Trend der Zukunft sein“, sagte bft-Schatzmeister Jochen Vieler bei der Vorstellung eines umfangreichen Studie seines Verbands zum deutschen Tankstellenmarkt in Hamburg.
Tankstellen fällt es immer schwerer, Personal zu finden
Nicht nur die Höhe des Mindestlohns treibt den bft um. Unabhängig vom Gehalt fällt es immer mehr Tankstellenbetreibern schwer, Personal für die Kasse zu finden. „Viele junge Menschen wenden sich von dem Beruf ab, weil sie Angst davor haben, dass die Tankstellen mittelfristig verschwinden könnten“, so Vieler weiter. Damit spielte er auf den Wandel weg von fossilen Brennstoffen hin zu alternativen Antrieben (Elektro, Wasserstoff) an, die von der Politik derzeit vehement vorangetrieben wird.
Insgesamt laufen die Geschäfte der klassischen Tankstellen laut bft-Studie derzeit sehr ordentlich. So hat sich die Bruttomarge für einen Liter Superbenzin im vergangenen Jahr um fast 18 Prozent auf 12,02 Cent und für Diesel sogar um 19 Prozent auf 10,99 Cent erhöht. Zieht man alle Kosten vom Spritpreis ab, bleibt laut bft aber nach wie vor ein Gewinn von 1,5 bis zwei Cent pro Liter für Pächter oder die Mineralölgesellschaft übrig.
Der Shopverkauf wird wichtiger
Eine Arbeit, welche nur äußerst kompliziert von Automaten übernommen werden kann, ist das Einzelhandelsgeschäft der Tankstellen im Shop. Dort werden mittlerweile neben Tabak, Alkohol und Süßigkeiten vermehrt Kaffee, frische Backwaren und Snacks verkauft. Und zwar mit Erfolg.
Denn bei einer durchschnittlich großen Station liegt der Umsatz im diesem Shopbereich bereits bei knapp einer Million Euro pro Jahr – immerhin rund 18 Prozent des Gesamtumsatzes. Der mögliche Trend: Draußen den Sprit am Automaten bezahlen, drinnen an der Kasse die Brötchen für das Frühstück kaufen.