Hamburg . Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten. Wir erzählen ihre Geschichte. Heute: The Beauty Mask Company.

Es gibt Dinge, die muss man gesehen haben. Barbara von Brevern hat schon eine Packung aufgerissen und ein schwarzes Päckchen herausgezogen. Geschickt faltet sie das Vlies auseinander. Das ist der Aha-Moment. Punkt, Punkt, Komma, Strich - fertig ist das … Es ist eine Maske, im Wortsinn. „Sie müssen sie nur auflegen, das Serum einwirken lassen und entspannen“, sagt von Brevern.

Sie ist Marketingmanagerin bei der Kosmetikfirma Lornamead in Norderstedt und verantwortlich für die Marke The Beauty Mask Company. Inzwischen haben sich auf dem schwarzen Tuchgesicht weiße Bläschen gebildet. „Das ist die Bubble-Maske. Unser absoluter Bestseller.“ Spätestens jetzt will man wissen, wie sich das anfühlt. Aber leider, Masken-Interviews sind nicht vorgesehen. Der Test wird verschoben.

Tuchmasken-Trend kommt aus Korea

Gesichtsmasken aus Vlies sind in Asien sehr populär, längst ist der Beauty-Trend auch nach Europa geschwappt. Auflegen statt auftragen. Das ist einfach und soll effektiv sein. Ein schnelles Spa-Erlebnis to go sozusagen. Feuchtigkeit, Beruhigung, Strahlkraft oder Entgiftung – Lornamead hat Ende 2017 die ersten vier Varianten für die Hautpflege nebenbei auf den Markt gebracht und gehörte damals in Deutschland zu den Pionieren. Die Idee hatte Stefan Mulder, Marketing-Chef des Unternehmens, aus Seoul mitgebracht. Zurück in Deutschland war schnell klar, das könnte eine durchaus interessante Marktnische im stark unter Druck stehenden Kosmetikmarkt werden. „Und damit genau das, was wir suchen“, sagt Geschäftsführer Christoph Hasselmann.

Anders als Beiersdorf, L’Oreal oder Henkel kennen die wenigsten Verbraucher den Namen Lornamead. Bekannter ist das wichtigste Produkt des Kosmetik-Herstellers: die Hautpflege-Linie CD. 1961 als Seifenmarke der Traditionsfirma Elida gegründet, gehörte CD – steht für „clear and distinct“ (englisch: klar und unverwechselbar) – lange zu Unilever. Mit dem Werbeslogan „An meine Haut lasse ich nur Wasser und CD“ warb schon die Hamburger Modeschöpferin Jil Sander, heute ist es Schauspielerin Katja Riemann. 2003 verkaufte Unilever die Marke an das britische Unternehmen Lornamead, das heute zum chinesischen Handelskonzern Li & Fung gehört.

Lornamead macht Umsatz im zweistelligen Millionenbereich

Das ist ein weiter Weg bis in das zweckmäßige Bürogebäude am Rande Norderstedts. „Angefangen haben wir mit einem Sortiment von zwölf CD-Artikeln“, sagt Geschäftsführer Hasselmann, der 2005 von Unilever zu Lornamead wechselte und das Unternehmen in Deutschland aufbaute. Inzwischen umfasst allein die CD-Linie mehr als 50 Produkte – alle laut Hersteller ohne Mineralöle, Silikone, künstliche Farbstoffe und tierische Inhaltsstoffe.

In den vergangenen Jahren hat der 57-Jährige mit seinem 35-Mitarbeiter-Team eifrig zugekauft. Die Männerpflege-Serie Brisk, die Handcremes von Handsan oder die Kosmetik-Linie von Belly Button, gehören inzwischen zum Sortiment. Der Lornamead-Umsatz liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich. „Wir wachsen seit Jahren überproportional“, sagt Deutschlandchef Hasselmann. Die Konkurrenz mit Branchengrößen wie Nivea-Hersteller Beiersdorf scheut er nicht. „Ich vergleiche uns immer mit einem Speed-Boot im Kosmetikmarkt im Wettbewerb mit den großen internationalen Konzernen.“

Zielgruppe ist die Instagram-Generation

Mit der Marke The Beauty Mark Company will Lornamead jüngere Kundinnen ansprechen, die Instagram-Generation. „Der Markteintritt war extrem erfolgreich“, sagt Produktmanagerin von Brevern. Die Formulierungen, also quasi die Rezepte, kommen aus Deutschland, produziert wird in einem Li & Fung-Werk in Thailand. Den Gesichtsmasken aus Bambusfasern sollen der Haut – je nach gewünschtem Pflegeeffekt und Ausrichtung der getränkten Wirkstoffe – einen Frischekick verpassen oder die Feuchtigkeitsdepots wieder auffüllen. Zunächst gab es die bunten Packungen mit den Einmalanwendungen nur bei der Drogeriemarktkette Rossmann. Inzwischen haben die Norderstedter weitere Varianten entwickelt und sind auch bei anderen Handelsketten erhältlich.

Echte Hingucker waren im vergangenen Sommer die Motiv-Masken Lama sowie Festival als limitierte Edition. Seit Herbst 2018 ist eine Reinigungsmaske mit Aktivkohle auf dem Markt – und der Bestseller mit Schaum-Bläschen. „Das bieten nur wir an“, sagt die 40-jährige. Ab Juni sollen die Packungen schmaler werden, um mehr Sorten in den hartumkämpften Regalen der Drogeriemärkte unterbringen zu können. Zwei neue Sorten sind angekündigt. Und jetzt darf auch die Reporterin endlich mal probieren.

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