Hamburg. 90.000 Kunden sind betroffen. Grundgebühr und Strompreis steigen erheblich. Wie Verbraucher darauf reagieren.

Das Gros der Kunden des städtischen Ökostromanbieters Hamburg Energie muss sich ab Mai auf deutlich höhere Strompreise einstellen. Betroffen sind 90.000 von insgesamt 110.000 Kunden, bestätigte das Unternehmen auf Anfrage. Nach den Schreiben zur Tariferhöhung, die dem Abendblatt vorliegen, steigt der monatliche Grundpreis um bis zu 38 Prozent auf 10,90 Euro und der Preis für die Kilowattstunde Ökostrom um bis zu 15,8 Prozent auf 29,75 Cent je Kilowattstunde (kWh).

Betroffen sind Kunden wie Peter L., die über ihr Joker-Konto bei der Haspa den Tarif Heimathafen nutzen. Besonders ärgert ihn die drastische Erhöhung des Grundpreises um 38 Prozent, aber auch die Tariferhöhung beim Strompreis. Bei einem Verbrauch von rund 2000 Kilowattstunden (kWh) im Jahr steigt seine Stromrechnung um insgesamt 18 Prozent. Statt 607 Euro im Jahr müsste er dann 716 Euro bezahlen. „Das ist zu viel“, sagt L. Da hilft auch der kleine Preisbonus, den er als Haspa-Kunde weiterhin bekommt, nicht mehr. Haspa-Kunden mit Joker-Konto beziehen die Kilowattstunde um einen halben Cent günstiger. Dieser Vorteil bleibt erhalten.

Hamburg Energie reduziert angebotene Tarife

„Mal ehrlich, diesen Brief hätten wir gern vermieden. Aber weder auf die steigenden Energiepreise noch auf die Netzentgelte haben wir einen Einfluss“, heißt es in Schreiben des städtischen Stromanbieters zur Tariferhöhung. „Im vergangenen Jahr wurden die Energiepreise an der Strombörse um über 50 Prozent teurer“, sagt Ole Braukmann von Hamburg Energie. „Außerdem sind die Netzentgelte in Hamburg um 13 Prozent gestiegen.“

Hamburg Energie hat zudem die Zahl seiner Tarife abgespeckt. Aus fünf Angeboten wurden zwei. Sie unterscheiden sich lediglich durch die Art der Preisgarantie. Beim teureren Tarif ist sie umfassender. Mit einem Arbeitspreis von 29,75 Cent/kWh gehört Hamburg Energie nun zu den teuersten Ökostromanbietern in Deutschland, wie ein Vergleich auf dem Internetportal Check24 zeigt. Dabei wurden nur nachhaltige Ökostromtarife berücksichtigt. Boni spielten beim Preisvergleich keine Rolle, die Preisgarantie gilt bei den Tarifen für zwölf Monate.

Andere Ökostromanbieter sind günstiger

Laut Vergleich gibt es eine Reihe von Anbietern, die sowohl beim Grundpreis als auch beim Arbeitspreis günstiger als Hamburg Energie abschneiden. Die Stadtwerke Konstanz verlangen in ihrem Tarif Enspire 27,60 Cent/kWh und einen Grundpreis von monatlich 8,90 Euro. Entega Ökostrom verlangt 28,61 Cent/kWh und hat einen Grundpreis von neun Euro monatlich. Bei Preiserhöhungen hat der Kunde grundsätzlich ein Sonderkündigungsrecht.

Hamburg Energie setzt aber darauf, dass die Kunden das ökologische Engagement des Unternehmens schätzen. „Wir sind der größte Windkraftanbieter in Hamburg und produzieren über 60 Prozent des Stroms mit eigenen Wind- und Solaranlagen“, sagt Braukmann. Der Rest an Ökostrom wird zugekauft. Es handelt sich um Strom aus Wasserkraft. „Wir wollen die Eigenproduktion weiter ausbauen“, sagt Braukmann.

Kunde L. hat das nicht mehr überzeugt. Er hat sein Sonderkündigungsrecht genutzt und ist zu einem Tarif bei der Konkurrenz gewechselt. Dort hat er sich gleich für zwei Jahre gebunden und freut sich über Neukunden- und Treuebonus.