Hamburg/Berlin. Branche wächst. 2018 konnte Hamburg davon profitieren. 216 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen werden 2019 in der Hansestadt erwartet.
Immer mehr Deutsche begeistern sich für einen Urlaub auf See. 2,26 Millionen Bundesbürger gingen im vergangenen Jahr für mehrere Tage an Bord eines Kreuzfahrtschiffes, schätzt der internationale Branchenverband Cruise Lines International Association (CLIA). Er legte am Donnerstag auf der Reisemesse ITB in Berlin seine Jahresbilanz 2018 für den deutschen Markt vor. „Die Zahlen zeigen, dass die Kreuzfahrtbranche die Wünsche ihrer Kunden erkannt und konsequent in passende Angebote umgesetzt hat“, sagte Karl J. Pojer, der Deutschland-Chef des Branchenverbandes.
Allerdings war der Passagierzuwachs mit einem Plus von etwa 3,5 Prozent weniger dynamisch als im Vorjahr. 2017 hatten 2,19 Millionen Deutsche auf einem Traumschiff eingecheckt, das entsprach noch einer Steigerungsrate von 8,4 Prozent. Doch es gibt eine einfache Erklärung für diese Wachstumsdelle: 2018 wurden nur wenige neue Kreuzfahrtschiffe für den deutschen Markt in Dienst gestellt.
18 neue Kreuzfahrtschiffe
„Die Kreuzfahrtbranche hat das Glück, dass das Angebot das Wachstum im Markt steuert. Das heißt, wenn ein neues Schiff den Betrieb aufnimmt, wird es schnell gefüllt, was sich auf die Steigerungsraten auswirkt“, sagte Helge Grammerstorf, der Direktor von CLIA in Deutschland, dem Abendblatt. „Die ,AIDAnova’ ist aber erst Mitte Dezember in Fahrt gegangen, konnte also noch nicht zum Wachstum beitragen.“ Zwar wurden im vergangenen Jahr weltweit insgesamt 18 neue Kreuzfahrtschiffe mit zusammen 34.000 Betten in Dienst gestellt. Doch von Deutschland aus können nur auf wenigen von diesen Neubauten Schiffsreisen gebucht werden. In diesem Jahr sieht das schon wieder anders aus. Aus einer Übersicht des Branchendienstes Cruise Industry News geht hervor, dass 2019 weltweit zwei Dutzend neue Traumschiffe mit insgesamt 43.000 Betten in Dienst gestellt werden. „Die neue „Mein Schiff 2“ ist im Februar in Betrieb gegangen. Das Schiff ist speziell auf den deutschen Markt zugeschnitten“, sagte Grammerstorf.
Taufe zunächst abgesagt
Die von Verbandschef Pojer geführte Hamburger Kreuzfahrt-Reederei Hapag-Lloyd Cruises musste zwar unlängst die für Mitte April in Hamburg geplante Taufe der „Hanseatic nature“ wegen Schwierigkeiten auf der Neubau-Werft absagen, will das Schiff aber zügig in Fahrt bringen. Mit der „Hanseatic inspiration“ soll 2019 noch ein weiteres der bei Passagieren zunehmend beliebten kleineren und wendigeren Expeditionsschiffe folgen. Und auch einige weitere Schiffe, die 2019 auf Jungfernfahrt gehen, können von Deutschland aus gebucht werden. Die Folge: Der Verband erwartet für 2019 im deutschen Markt ein stärkeres Passagierwachstum als im vergangenen Jahr.
In Hamburg stellt sich die Situation etwas anders da: 2018 machten nach aktuellen Angaben der Marketingorganisation des Hamburger Hafens 212 Schiffe an den Kreuzfahrtterminals fest. Sie hatten erstmals mehr als 900.000 Passagiere an Bord – das waren annähernd elf Prozent mehr als im Vorjahr. Gezählt werden dabei Passagiere, die ihre Kreuzfahrt in der Hansestadt beginnen oder beenden sowie diejenigen, die ihr Schiff für einen Landaufenthalt vorübergehend verlassen. Allerdings: Sacha Rougier, die Chefin der lokalen Kreuzfahrtorganisation Cruise Gate Hamburg (CGH) hatte Anfang 2018 prognostiziert, es könnten sogar eine Million Passagiere werden.
216 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen
Wird diese Schallmauer womöglich bald erstmals durchbrochen? Das Hafenmarketing rechnet derzeit mit 216 Anläufen von Kreuzfahrtschiffen in der Hansestadt – einem Rekord. Eine Passagierprognose gibt es aber nicht. CGH-Chefin Rougier sagte unlängst, sie sei bei Prognosen zurückhaltender geworden, mit mehr als einer Million Passagiere sei eher Anfang des nächsten Jahrzehnts zu rechnen. CLIA-Direktor Grammerstorf betont aber: „Insbesondere Hamburg profitiert vom Wachstum des Kreuzfahrtmarktes – nicht nur der Tourismus. In der Hansestadt haben sich Zuliefer- und Servicebetriebe angesiedelt, die an der Kreuzfahrtbranche verdienen.“
Wie viel Hoffnung Hamburg in die Branche setzt, war auf der ITB ebenfalls zu sehen: An dem Messestand, mit dem sich die Tourismusorganisation der Stadt in Berlin präsentiert, sind auch die acht Reedereipartner AIDA Cruises, A-Rosa-Flussschiff GmbH, Costa Kreuzfahrten, Cunard Line, MSC Kreuzfahrten, Sea Cloud Cruises, Ponant Yacht Cruises & Expeditions sowie TUI Cruises vertreten, die ihre Hamburger Kreuzfahrthöhepunkte 2019 präsentieren. Die Cruise Days vom 13. bis 15. September sind ein fester Bestandteil davon. Gleich zwölf Schiffe werden im Hafen erwartet – ein neuer Rekord.
Zudem werden eine ganze Reihe Schiffe erstmals nach Hamburg kommen. Mittlerweile sind es neun: Dazu gehören die beiden neuen Expeditionsschiffe „Hanseatic nature“ (Termin offen) und „Hanseatic inspiration“ (4. Oktober) sowie „Costa Smeralda“ (20. Oktober). Auch die Taufe eines neuen Traumschiffs im Hamburger Hafen zeichnet sich ab. Die neue „MSC Grandiosa“, die fast 5000 Passagiere beherbergen kann, soll am 9. November ihren Namen erhalten. Von einer prominenten Taufpatin – Filmdiva Sophia Loren.