Hamburg. Im spektakulären Gebäude an der Elbe arbeiten immer weniger Menschen – einen prominenten Interessenten gibt es bereits.

Kurz vor dem Umzug in den 90 Millionen Euro teuren Neubau war die Erwartungshaltung groß. „Wir freuen uns darauf, in ein modernes Gebäude einzuziehen, das höchsten ökologischen Ansprüchen gerecht wird“, sagte eine Sprecherin von Unilever Deutschland. Sie sprach für die gut 1150 Beschäftigten der Hamburger Firmenzentrale, die damals im Unilever-Hochhaus am Dammtorwall ihre Umzugskartons packten – und wenig später im neuen Domizil in der HafenCity wieder auspackten.

Das war vor knapp zehn Jahren. Das alte Unilever-Haus am Dammtorwall wird in der Stadt mittlerweile Emporio-Hochhaus genannt und wegen des grandiosen Ausblicks aus den Veranstaltungsräumen im obersten Stockwerk geschätzt.

In der HafenCity arbeiten immer weniger Menschen

In dem spektakulären Neubau am Strandkai 1, den der niederländisch-britische Konsumgüterkonzern (unter anderem Knorr, Dove, Langnese, Ben & Jerry’s) seinerzeit bezog, ist die Zahl der Beschäftigten seitdem deutlich gesunken. Die, die noch da sind, sitzen jetzt luftiger. Unilever-Sprecher Konstantin Bark spricht von „mehr als 700 Beschäftigten“.

In diese Zahl eingerechnet ist bereits, das am Donnerstag gut 100 Mitarbeiter ihren letzten Arbeitstag haben. Unilever hatte Ende 2017 seine Brotaufstrich- und Margarinesparte (Rama, Becel, Flora) für 6,83 Milliarden Euro an den US-Finanzinvestor KKR verkauft. Nun verlassen die Brotaufstrich-Experten den Konzern und wechseln zum neuen Arbeitgeber Upfield. Zwar werden im Gegenzug etwa 40 Arbeitsplätze von Heilbronn an die Elbe verlegt. Doch unterm Strich sind damit gut fünf Dutzend Stellen weggefallen.

Deutschlandzentrale soll in Hamburg bleiben

Unilever erwägt nun, das Bürohaus in der HafenCity gänzlich zu verlassen. „Richtig ist, dass wir kontinuierlich sämtliche unserer Kosten im Blick behalten, dazu gehören auch die Kosten unserer Standorte“, sagte Unternehmenssprecher Bark auf Anfrage.

Nach Abendblatt-Informationen werden in der Zentrale mindestens zwei Optionen geprüft: Die Vermietung von freien Büros oder der Umzug innerhalb der Stadt in andere Gebäude. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Klar ist, dass die Zentrale für die Geschäfte des Konzerns in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Hamburg bleiben soll.

Zieht Unilever ans Klostertor?

„Das Unternehmen sucht nach einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern“, sagt ein Insider aus der Hamburger Gewerbeimmobilien-Branche. Nach Abendblatt-Informationen hat Unilever bereits mehrere neue Standorte in der Hansestadt geprüft, es gab weitreichende Verhandlungen.

Das Unternehmen hatte dem Vernehmen nach auch Interesse, an die Straße Klostertor unweit des Hauptbahnhofs zu ziehen. Dort plant die Becken Gruppe von Projektentwickler Dieter Becken ein Bürohaus mit insgesamt rund 20.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Nach Abendblatt-Informationen gab es intensive Gespräche mit Unilever, ein Deal aber kam bisher nicht zustande.

Wird er vollzogen, würden die Unilever-Mitarbeiter aber wohl erst kurz vor Ablauf des noch bis in die frühen 2020er-Jahre laufenden Mietvertrags am Strandkai wieder ausziehen. Neue Büros in der gewünschten Größenordnung zu finden, werde nicht einfach, sagt der Branchen-Insider. Große Flächen seien knapp in der Hansestadt.

Xing stünde als Nachmieter des Gebäudes bereit

Wie auch immer: Ein möglicher neuer Mieter für das einst mit und für Unilever konzipierte Haus am Strandkai hat zumindest deutliches Interesse signalisiert und führt bereits Verhandlungen. „Es gibt Gespräche über einen Umzug von Xing in das Unilever-Gebäude“, bestätigte Marc-Sven Kopka, der Sprecher des Hamburger Karrierenetzwerks, dem Abendblatt auf Anfrage. Das Bürohaus am Strandkai könne eine Alternative zum Neubau einer Firmenzentrale in Bahrenfeld sein.

Xing hatte im Sommer bekannt gegeben, dass es Gespräche mit der Stadt über die Errichtung eines Hauptquartiers auf einem städtischen Grundstück an der Gasstraße führt. Dort sollen Arbeitsplätze für bis zu 1500 Mitarbeiter entstehen. Geplante Ferigstellung: Ende 2021. Derzeit arbeiten etwa 800 Xing-Beschäftigte in Hamburg – an mehreren Standorten. Der Platz im Hauptsitz an der Dammtorstraße wurde schon vor Jahren knapp.

Sprecher Kopka sagt: „Wir rechnen auch in den nächsten Jahren mit einem signifikanten Mitarbeiterwachstum am Standort Hamburg.“ Zugleich betont er, Xing verfolge weiter die Baupläne in Bahrenfeld. Auch für Unilever war einst auf einem städtischen Grundstück gebaut worden. Die Stadt hat bei einem vorzeitigen Mieterwechsel am Strandkai daher ebenfalls ein Wort mitzureden.