Hamburg. Der Verband der Fluggesellschaften wirft dem Hamburger Flughafen eine “überzogene“ Gebührenpolitik vor.

Die Fronten scheinen komplett verhärtet zu sein. Seit rund einem Jahr versuchen sich Fluggesellschaften und Hamburg Airport auf eine neue Entgeltrahmenverordnung zu einigen. Angepeilt wird ein Fünfjahresvertrag – bisher ohne Erfolg. Am Donnerstag hatte der Flughafen die Airlines zu Konsultationsgesprächen eingeladen. Diese sind bei einer Gebührenerhöhung vorgeschrieben. Um 7,6 Prozent will der Airport laut Verhandlungskreisen ab Ende Juli die Entgelte erhöhen – und stößt auf Ablehnung.

Das Ungewöhnliche: Im Normalfall werden solche Verhandlungen diskret geführt. Doch der Verband Barig, der die Interessen von 120 deutschen und internationalen Airlines vertritt, ging in die Offensive. Die geplante Erhöhung sei „überzogen“, eine Lösung des Konflikts nicht in Sicht. Zusammen mit einem Anstieg aus 2017 läge die Erhöhung in 24 Monaten bei fast 20 Prozent, rechnet Barig vor. „Das ist untragbar und kam in der Geschichte der Luftfahrt noch nie vor“, sagt Barig-Generalsekretär Michael Hoppe.

Auf anderen Flughäfen bleiben die Gebühren stabil

Andere Flughäfen ließen die Gebühren überwiegend stabil. In Düsseldorf gab es laut dem deutschen Fluglinienverband BDF für 2017 bis 2020 eine Nullrunde. In Frankfurt gebe es nach einem Gebührenplus von 1,9 Prozent 2017 zwei Nullrunden in den Folgejahren. In Stuttgart stehe die Null seit 2016 das vierte Jahr in Serie. In München betrage die durchschnittliche Erhöhung von 2015 bis 2020 pro Jahr 2,2 Prozent. Allerdings seien dafür auch Investitionen für 1,2 Milliarden Euro geplant, sagt BDF-Geschäftsführer Michael Engel.

Auch der Helmut-Schmidt-Flughafen will die Infrastruktur ausbauen. Es entsteht für 30 Millionen Euro ein neues Interimsterminal auf dem Vorfeld mit 14 Flugzeugpositionen, das Ende 2019 fertig sein soll. An der Pier Süd sollen für rund 160 Millionen Euro fünf neue Fluggastbrücken gebaut werden, die Mitte der 2020er-Jahre in Betrieb gehen könnten. Der Vorwurf der Airlines: Der Flughafen baut zu früh zu viel Infrastruktur auf und lässt sich diese von den Airlines bezahlen. Vier Prozent höhere Entgelte bei einem Fünfjahresabschluss seien denkbar, hieß es.

Hamburg Airport wehr sich gegen Vorwürfe

Der Flughafen wehrt sich. Die Entgelte seien seit 2000 nominal nur um 0,6 Prozent gestiegen, man liege bundesweit im unteren Drittel bei den Passagierentgelten und investiere in den Komfort für die Fluggäste, hieß es bei früheren Anfragen. Zwar steige die Zahl der Gates von 34 auf 54, die Zahl der Abstellpositionen aber nur von 53 auf 56. Aktuell will sich der Airport nicht äußern, weil man sich in laufenden Verhandlungen mit den Fluggesellschaften befinde, sagte eine Sprecherin.

Nach früheren Flughafen-Angaben sollen die Entgelte pro Passagier um 55 Cent steigen. Der BDF rechnet anders: Da der Ticketpreis nur beim Abflug anfällt, müsse der Flugschein um 1,10 Euro teurer werden. Dass der Airport mittlerweile deutlich mehr Passagiere befördert, liege an dem Einsatz größerer Flugzeuge. „Die Produktivität erzielen die Airlines. Der Flughafen profitiert von höheren Einnahmen durch das Passagierwachstum“, so Engel. Das durchschnittliche Entgelt pro Passagier müsste also eigentlich sinken – das geschehe nicht. Engel: „Die Gewinne werden über einen Abführungsvertrag an die Anteilseigner gegeben und aus dem Unternehmen herausgezogen.“ Anteilseigner sind die Stadt Hamburg (51 Prozent) und letztlich der kanadische Pensionsfonds PSP Investments.