Hamburg. Ex-Lloyd-Fonds-Vorstand gewinnt Stimmungstest deutlich. Trotzdem kann der unterlegene Johann Killinger hoffen – aus zwei Gründen.
Mehr als sechs Stunden haben die Kammerrebellen am Sonntag über die beiden Spitzenkandidaten für die Präses-Wahl am kommenden Donnerstag diskutiert. Am Ende gab es ein eindeutiges Votum: Die Wahlgruppe "Die Kammer sind Wir!" setzt mehrheitlich auf den Ex-Vorstandschef der Lloyd Fonds AG, Torsten Teichert. 27 Mitglieder stimmten für ihn und sein Team, nur neun für seinen Herausforderer den Hafenmanager Johann Killinger. Das erfuhr das Abendblatt aus der Wahlgruppe nach dem Ende der Sitzung im Wilhelmsburger Wasserwerk.
So deutlich die Abstimung ausfiel, so ist sie nur ein Stimmungstest. Die eigentliche Wahl obliegt dem Plenum der Handelskammer. Und das setzt sich etwas anders zusammen. So sitzen im Kammer-Parlament auch elf Mitglieder, die nicht der Wir-Gruppe angehören. Andererseits hatten sich an der Abstimmung am Sonntag auch Mitglieder der Wir-Gruppe beteiligt, die gar nicht Mitglieder des Plenums sind und folglich am Donnerstag nicht abstimmen dürfen. Nach Informationen des Abendblatts erhält der in der Abstimmung unterlegene Johann Killinger seine Kandidatur aus diesen Gründen auch aufrecht.
Insgesamt sind 66 Plenumsmitglieder stimmberechtigt. Die Wahl ist gewonnen, wenn einer der beiden Kandidaten die absolute Mehrheit, also mindestens 34 Stimmen, erhält. Sollte dieses im ersten Wahlgang keinem der beiden Bewerber gelingen, gibt es keinen zweiten Wahlgang. Stattdessen wird die Präses-Wahl neu ausgerufen und erst in der Februarsitzung entschieden. Dort können dann auch neue Bewerber antreten.
Teichert steht nur übergangsweise bereit
Die Neuwahlen sind notwendig geworden, weil der Präses der Handelskammer, Tobias Bergmann, sein Amt Anfang Dezember nach monatelangen Querelen in der Führung aufgegeben hatte. Neben dem neuen Präses sind fünf Vizepräsides neu zu wählen. Für diese Posten gibt es zehn Bewerber.
Wie auch immer die Wahlen am Donnerstag ausgehen: Für Teichert werden es die letzten gewesen sein. Er hat am Sonntag angekündigt, nur für den Rest der Wahlperiode zur Verfügung zu stehen. Danach will er etwas anderes machen. Die Neuwahlen zum Kammerplenum starten im Januar 2020.