Hamburg. Die Zahl der Filialen sinkt aber wegen immer geringerer Servicenachfrage. „Herausragender“ Jahresgewinn 2018.

Die Hamburger Volksbank hat es wieder einmal geschafft: 2018 hat sie im vierten Jahr in Folge ein Kreditwachstum im zweistelligen Prozentbereich erzielt. Das Volumen der Darlehen kletterte um rund 200 Millionen Euro beziehungsweise um 11,3 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro. Wachstumstreiber war das langfristige Immobilienfinanzierungsgeschäft, wobei dieses zu 20 Prozent auf die private Baufinanzierung und zu 80 Prozent auf gewerbliche Kunden wie Projektentwickler und Bauträger entfiel.

„Während im privaten Bereich ganz allmählich eine Sättigung erreicht wird und das Material knapper wird, ist im gewerblichen Markt noch Raum für weiteres Wachstum“, sagt Vorstandssprecher Reiner Brüggestrat. Allerdings sei die Stimmung bei den Geschäftskunden zuletzt „auf sehr hohem Niveau etwas gedämpfter“, so Brüggestrat: „Die guten Investoren werden realistischer, was dem Markt guttut.“ Für dieses Jahr geht er daher von einem Kreditzuwachs um bis zu 150 Millionen Euro aus.

Mehr Genossenschaftsmitglieder

Ebenfalls zweistellig legte 2018 der Einlagenbestand zu (plus 11,2 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro). Die Hälfte der neuen Einlagen hätten professionelle Investoren wie Versicherungen, Pensionskassen oder Kommunen beigesteuert, obwohl sie darauf Negativzinsen zwischen 0,3 und 0,4 Prozent zahlen müssen. „Diese Kunden können nicht das gesamte Geld längerfristig anlegen – und sie vertrauen offensichtlich unserem Geschäftsmodell als genossenschaftliche Bank“, so Brüggestrat. Negativzinsen für Privatkunden auf das Tagesgeld hatte die Volksbank bereits im Dezember 2017 wieder abgeschafft.

Die Zahl der Genossenschaftsmitglieder erhöhte sich um 1,5 Prozent auf 59.505. Im Filialnetz – das derzeit 34 Niederlassungen umfasst – dürfte es eine weitere Verringerung geben, so soll Ende Januar der Standort auf Finkenwerder schließen. Eine Straffung sei auch im Bereich der Elbvororte vorstellbar, sagt Brüggestrat: „Das Servicegeschäft nimmt deutlich ab, daher ist die klassische Filiale für uns nicht mehr das einzige Konzept der Präsenz vor Ort.“

Trotz des Niedrigzinsumfelds gelang es angesichts des starken Kreditwachstums und eines positiven Sondereffekts von zwei Millionen Euro aus einem Zinsgeschäft mit der Europä­ischen Zentralbank (EZB), das Zinsergebnis um 5,6 Millionen auf 54,8 Millionen Euro zu verbessern. Unter anderem wegen leicht zunehmender Wertpapiergeschäfte mit den Kunden stieg auch der Provisionsüberschuss (von 22,8 Millionen auf 23,5 Millionen Euro). „Ich bin damit noch nicht zufrieden“, sagt Brüggestrat. Zudem sei zu befürchten, dass der Einbruch des Aktienmarkts gegen Jahresende 2018 die Zurückhaltung der Privatanleger noch verstärkt. „Ob 2018 aber tatsächlich ein schlechtes Jahr für Wertpapieranleger war oder nicht vielleicht wegen der zuletzt niedrigen Einstandskurse ein gutes, wird sich erst später erweisen.“

Unter dem Strich ergab sich für die Volksbank ein „herausragendes“ Betriebsergebnis vor Bewertung von 19,3 Millionen Euro (Vorjahr: 16,1 Millionen Euro). Schon weil der EZB-Sondereffekt in diesem Jahr geringer ausfallen wird, rechnet Brüggestrat für 2019 mit einem leicht niedrigeren Gewinn.