Hamburg. Emirates sichert 2018 mit einem Auftrag den Bau des Flugzeugs und bringt es täglich nach Fuhlsbüttel.
Immer wieder wurde in der Hamburger Luftfahrtbranche eine Frage diskutiert: Wann bringt Emirates den A380 in die Hansestadt? In diesem Jahr gab es die Antwort. Am 29. Oktober nahm die arabische Fluglinie die Maschine in den täglichen Liniendienst für die Strecke nach Dubai auf. Das größte Passagierflugzeug der Welt sei damit „quasi nach Hause gekommen“, sagte Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler bei der Premierenfeier in Fuhlsbüttel. Schließlich erfolgt für jeden Emirates-A380 nur knapp 20 Kilometer südwestlich im Airbus-Werk auf Finkenwerder die Herstellung großer Teile des Rumpfes, der Einbau der Kabine, die Lackierung und die Übergabe an die Fluggesellschaft. Nun kehrt seit einigen Wochen jeden Tag ein Hamburger Jet in seine Heimat zurück.
Bei Airbus dürfte die Freude am Anfang des Jahres aber größer gewesen sein. Mitte Januar bestellte Emirates 20 A380 fest und vereinbarte für 16 weitere Maschinen eine Option. Damit rettete die Airline, die fast die Hälfte aller A380 weltweit betreibt, den Jet vor dem Aus. Denn das hatte der Flugzeugbauer angedroht, wenn es – wie in den Vorjahren – keine neuen Aufträge gibt. Mit der Order ist die Zukunft des Jets zwar langfristig gesichert, allerdings wird die Produktion gedrosselt. Von 2020 an sollen nur noch sechs Maschinen pro Jahr gebaut werden. Zum Vergleich: 2015 wurden 27 Exemplare ausgeliefert.
Harte Einschnitte
Beim Zulieferer Diehl führt das zu harten Einschnitten. Auf das leichte Stellenplus im laufenden Jahr folgt ein Kahlschlag. Mehr als die Hälfte der gut 1000 Stellen sollen perspektivisch von Finkenwerder nach Ungarn verlagert werden. Diehl baut für den A380 die Duschen und Toiletten. Bis zu 18 WC-Einheiten passen in einen A380 – in einen A320 nur drei, Nasszellen gibt es gar nicht. Das zeigt, wie stark die A380-Absatzprobleme die Firma treffen.
Auch an Airbus geht die Misere nicht spurlos vorbei. Im Frühjahr wurde ein Sparprogramm bekannt. Weil auch vom Militärtransporter A400M weniger gefertigt werden, sollen bis zu 3700 Jobs gestrichen werden, rund 1000 davon in Deutschland. Treffen wird das vor allem die Standorte Bremen und Augsburg. Zwar werkeln auch in Hamburg einige Hundert Mitarbeiter am A380, zu Stellenstreichungen kommt es im Werk an der Elbe wohl aber nicht.
Der A321LR weckt Hoffnungen
Zum einen arbeiten viele Beschäftigte auch für andere Flugzeugprogramme. Zum anderen wird die Produktion im Brot- und Buttergeschäft hochgefahren. Der Mittelstreckenjet A320 ist mit mehr als 6000 Aufträgen in den Büchern der Verkaufsschlager, Mitarbeiter können in das Programm wechseln. Die Fertigungsrate wird von 44 pro Monat Ende 2015 auf 60 Maschinen Mitte 2019 erhöht. In Hamburg wird gut jede zweite Maschine der A320-Familie endmontiert. Zudem packen die Mitarbeiter hier für China und die USA die Bausätze, die in den Werken in Tianjin und Mobile zusammengebaut werden. Hamburgs zweitgrößter Arbeitgeber will 2019 die Zahl der Beschäftigten (derzeit 12.700) steigern. Zudem stellte er die Weichen für die Zukunft. Im April tritt der Franzose Guillaume Faury die Nachfolge von Tom Enders als Vorstandschef an.
Gleich drei neue Modelle feierten ihre Premiere – eins davon wurde zugekauft. Im Juli wurde die Mehrheit an der C-Series von Bombardier übernommen und in A220 umgetauft. Mitte November wurde in Toulouse der erste A330-Langstreckenjet in der neo-Variante mit spritsparenden Triebwerken ausgeliefert. Und zwei Wochen zuvor erhielt Arkia aus Israel den ersten A321LR. Dank neuer Triebwerke, nach oben gebogenen Flügelspitzen und einem Zusatztank kann der Jet deutlich weiter fliegen als bisher und auch auf der Langstrecke eingesetzt werden. Er macht Direktverbindungen aus Städten der zweiten Reihe über große Distanzen möglich – und weckt Hoffnungen am Helmut-Schmidt-Flughafen.
Turbulentes Luftfahrtjahr
Im Oktober hatte die US-Fluglinie United die Verbindung zwischen Hamburg und New York-Newark nach 15 Jahren eingestellt, weil sie die zuletzt eingesetzte Boeing 757 nicht so gut füllen konnte wie erhofft. Der sparsamere, für rund 200 Passagiere gedachte A321LR wäre für eine Transatlantikverbindung gut geeignet. Gespräche mit Airlines liefen, sagte Flughafen-Chef Eggenschwiler. Er hofft, dass es in Hamburg Anfang der 20er Jahre neben Dubai eine neue Langstreckenverbindung gibt.
Der Airport musste in diesem turbulenten Luftfahrtjahr mit vielen Flugausfällen und Verspätungen nach vier Jahren mit Passagierrekorden ein Minus hinnehmen. 17,23 Millionen Fluggäste (400.000 weniger als 2017) werden absehbar über Hamburg fliegen. Es sind die Nachwehen der Pleiten von Air Berlin und Niki und des reduzierten Flugplans von EasyJet. Trotzdem: Der Airport richtet sich auf Wachstum aus und will die Zahl der Gates erhöhen. Die Beschäftigtenzahl stieg leicht auf 2055.
Der wichtigste Flughafen-Kunde stockte das Personal kräftig auf. 340 Mitarbeiter mehr meldete der Lufthansa-Konzern mit den Airlines Lufthansa und Eurowings, den größten in Hamburg. Der Jobaufbau erfolgte aber vor allem bei der Technik-Tochter, so wurde im Triebwerksbereich kräftig eingestellt. Der Trend nach oben soll 2019 beibehalten werden.
Die Prognose für die Top 200 der Hamburger Unternehmen: