Hamburg. Kunden müssen in diesem Jahr zum Teil deutlich mehr für Fleisch, Gemüse und Süßes bezahlen. Das hat mehrere Gründe.
Der kulinarische Genuss gehört an Weihnachten dazu. In vielen Familien gibt es alle Jahre wieder traditionell das gleiche Gericht. Zu den Stammgästen auf den Esstischen zählen Gänse und Enten – und wer sich 2018 für Geflügel entscheidet, muss dafür tiefer in die Tasche greifen. Etwa 50 Cent pro Kilo kosten die Tiere 2018 mehr als im Vorjahr, teilte die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein mit. Für Gänse werden zwischen 12,50 und 14,90 Euro pro Kilo fällig, die Preise für Enten bewegen sich von 8,50 bis elf Euro. Zwar habe sich das Angebot nach der Vogelgrippe im Vorjahr wieder erholt, aber gestiegene Kosten für das Futter und die allgemein anziehenden Kosten in der Geflügelhaltung machten die Preiserhöhung notwendig, heißt es.
Der Onlineshop Geschenkidee untersuchte die Preisentwicklung bei vier typischen Essen an Heiligabend. Die Analyse basiert auf dem Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes. Wer Fondue essen möchte, muss knapp drei Prozent mehr ausgeben als im Jahr 2016. Kartoffelsalat mit Würstchen ist um 3,5 Prozent teurer geworden. Tiefer in das Portemonnaie müssen auch Verbraucher greifen, die Raclette essen möchten. Während Hühnerfleisch nur um ein und Rindfleisch um vier Prozent teurer wurden, kletterten die Preise für Beilagen wie Kartoffeln, Mais oder Tomaten um mindestens zehn Prozent. Käse kostet sogar fast 14 Prozent mehr. Unterm Strich bleibt für Raclette ein Plus von etwa acht Prozent.
Noch einen Tick mehr mit neun Prozent müssen nach Angaben von Geschenkidee Liebhaber von Gänse- oder Entenbraten mit Beilagen einkalkulieren. Das liegt vor allem daran, dass Preise für Butter sowie Kartoffeln, Rotkohl und Zwiebeln um mindestens 20 Prozent gestiegen sind – Gans und Ente sind laut diesen Berechnungen im Vergleich zum Vorjahr um gut drei Prozent teurer geworden.
Hamburger geben 482 Euro für Geschenke aus
Doch nicht nur das Festtagsmenü kostet mehr. Auch viele Bäckereien haben in diesem Jahr bereits ihre Preise erhöht – und das gilt nicht nur für Brötchen und Brot. „Einige Bäckereien mussten ihre Preise für Stollen aufgrund diverser Kostensteigerungen im Jahr 2018 anheben“, sagte Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Bäckerhandwerks, dem Abendblatt. Wie stark diese durchschnittlich gestiegen sind, könne er nicht sagen. Das sei von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich.
Über höhere Preise spricht die Branche ungern. Die Lübecker Bäckerei Junge, die in Hamburg knapp 50 Filialen unterhält, gibt aber Antwort: Stollen sei je nach Sorte um bis zu sieben Prozent teurer geworden, sagt Unternehmenssprecher Gerd Hofrichter. Beispielsweise kosten 100 Gramm Marzipanstollen jetzt 1,62 Euro statt 1,55 Euro – ein Plus von knapp fünf Prozent. Auf breiter Front müssten Kostensteigerungen an die Kunden weitergegeben werden. „Wir verändern weder die Rezeptur noch kaufen wir minderwertige Zutaten ein – bei der Qualität machen wir keine Abstriche“, sagt Hofrichter.
In der Adventszeit sind die Bürger spendierfreudig
Höhere Preise fielen für Butter, Mehl, Sultaninen, Zitronat und Mandeln an. Letztere sorgen für teureres Marzipan. Allerdings liegt das nicht nur an gestiegenen Rohstoffkosten. Preistreiber seien zudem Logistik, Energie und Personal. Junge habe auch Dominosteine und Lebkuchen aus diesen Gründen verteuert, sagt Hofrichter, der Preisanstieg sei aber nicht so hoch wie beim sehr arbeitsintensiven Stollen.
Tief in die Tasche greifen müssen Kunden für Mitbringsel zu Weihnachten aus Schokolade. Die Süßigkeitenindustrie bietet in der Regel aufwendige Weihnachtsverpackungen an, in denen weniger Süßes für mehr Geld drinsteckt. Die Unternehmen verdienen daran mit, dass zu Weihnachten das Geld locker sitzt. In der Adventszeit sind die Bürger spendierfreudig. Die Hamburger geben laut Umfrage 2018 im Schnitt 482 Euro für Geschenke aus. Das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr (455 Euro) und zwei Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt (472 Euro).