Hamburg. Kabelbetreiber schalten auf digitales Signal um. Viele Bürger müssen sich neues Fernsehgerät oder Receiver kaufen. Abendblatt-Tipps.
Wer am Wochenende einen neuen Fernseher kaufen wollte, musste sich bei der Frage nach seinem Wunschmodell häufiger die Antwort anhören: „Haben wir leider nicht vorrätig. Müssen wir bestellen.“ Die Nachfrage vor allem nach kleineren TV-Geräten in der Hansestadt ist derzeit groß, wie Verkäufer der Elektronikmarktketten Media Markt und Saturn auf Abendblatt-Nachfrage bestätigen.
Der Grund: Das analoge Kabelfernsehen wird derzeit peu à peu auf digitalen Empfang umgestellt. Das Problem: Viele ältere TV-Geräte können mit der neuen Digitaltechnik nichts anfangen. Der Bildschirm bleibt schwarz. Es muss entweder ein neuer Fernseher oder ein Receiver gekauft werden, der zwischen Kabelbuchse und Altgerät geschaltet wird. Und auch diese Receiver werden zur Mangelware. „Im Niedrigpreis-Segment sind wir bei Receivern so gut wie ausverkauft“, heißt es zum Beispiel von Saturn an der Mönckebergstraße. Was es mit der neuen Technik auf sich hat? Was Kunden nun konkret tun müssen. Wer überhaupt betroffen ist? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Warum wird die analoge
TV-Übertragung via Kabel beendet?
Nur noch im Kabelnetz gibt es analoges Fernsehen. Die TV-Empfangswege über Satellit oder Antenne sind bereits vollständig digitalisiert. Die analoge Programmverbreitung ist in hohem Maße ineffizient und kostenintensiv. Die ARD hat die Programmverbreitung auf diesem Weg bereits im Jahr 2012 eingestellt. Lediglich die Kabelnetzbetreiber haben die digitalen Signale noch analog umgewandelt und den Haushalten zur Verfügung gestellt. Diese Phase geht jetzt endgültig zu Ende. Spätestens im Frühjahr 2019 wird die Umstellung bundesweit abgeschlossen sein. Mit der Einstellung des analogen Fernsehens entsteht im Kabelnetz Platz für noch mehr TV-Programme und Angebote in HD- und Ultra-HD-Qualität.
Wie ist die Situation in Hamburg?
Vodafone hat in Hamburg am 30. Oktober den analogen TV- und Radioempfang beendet. Betroffen waren insgesamt rund 390.000 Haushalte. Aber nur ein einstelliger Prozentsatz davon hatte noch analogen Empfang. Die Deutsche Telekom hat das analoge Signal exakt am 23. Oktober abgestellt. Beim Kabelnetzbetreiber willy.tel und dem mit ihm kooperierenden Unternehmen Wilhelm Tel sind von zusammen 340.000 Haushalten in Hamburg und Norderstedt 85.000 bereits umgestellt. In der nächsten Woche erfolgt die Umstellung in Stadtteilen wie Allermöhe, Bergedorf oder Lohbrügge im Osten der Hansestadt. Zwei Wochen später geht es dann weiter in Stadtteilen wie Alsterdorf, Fuhlsbüttel oder Langenhorn. „Aber längst nicht jeder Haushalt merkt die Umstellung“, sagt Bernd Thielk, Geschäftsführer von willy.tel. „Dort, wo die Umstellung bis März 2019 noch bevorsteht, gehen wir davon aus, dass maximal 9000 Haushalte aktiv werden müssen, um nicht plötzlich ein schwarzes Bild zu haben.“ Sie müssen sich zumindest einen Digital-Receiver oder ein neues Gerät anschaffen. Im Unterschied zu Wettbewerbern wird willy.tel UKW nicht abschalten.
Wie merke ich, dass ich
noch analog empfange?
Ein schneller Test geht so: Wer in der Senderleiste die digitalen Sender One, ZDFneo oder tagesschau24 sieht, empfängt bereits digital. Typisch für einen analogen Empfang ist auch, dass maximal 32 Sender empfangen werden.
Was muss ich tun,
um weiterhin Empfang zu haben?
Es muss zum digitalen Empfang gewechselt werden. Dafür ist aber nicht unbedingt ein neuer Fernseher notwendig. „Manche Kunden haben bereits ein DVB-C-fähiges Gerät, nutzen aber noch die analogen Signale“, sagt Thielk. Dann muss lediglich ein digitaler Sendersuchlauf durchgeführt werden. „Wir unterstützen unsere Kunden dabei am Telefon oder schicken auch einen Techniker“, sagt Thielk. Wenn der Flachbildfernseher nicht älter als sechs Jahre ist, dann ist meist ein DVB-C-Receiver eingebaut. Alternativ kann der alte Fernseher auch mit einem zusätzlich angeschafften DVB-C-Kabelreceiver aufgerüstet werden. „Wir bieten unseren Kunden solche Geräte ab einem Verkaufspreis von 9,90 Euro an“, sagt Thielk. Oder es wird eben ein neuer Fernseher gekauft. „Niemand sollte sich aber wegen der Umstellung einen teureren Kabelvertrag aufschwatzen lassen“, sagt Anneke Voß von der Verbraucherzentrale Hamburg. Da sei nicht nötig.
Kann es trotz digitalfähigen Geräts
zu Problemen kommen?
Mit der Abschaltung des analogen TV-Programms werden auch die digitalen Sender neu sortiert. Somit sind auch diejenigen betroffen, die ihr Fernsehprogramm bereits digital empfangen. In den meisten Fällen muss ein neuer Sendersuchlauf gestartet werden. Bei willy.tel ist das aber nicht nötig.
Warum werden viele Hamburger
von der Abschaltung überrascht?
Pro Tag melden sich bei willy.tel 200 Kunden, die Probleme mit dem Empfang haben. Die Kabelnetzbetreiber wollen sich diesen Schuh aber nicht anziehen. Sie hätten ihre Kunden ausreichend und rechtzeitig informiert, versichern sie. „Wir haben alle Kunden per Brief angeschrieben“, sagt Thorsten Hoepken von Vodafone. „Zusätzlich gab es Laufbänder im laufenden Fernsehprogramm, die nur bei jenen sichtbar waren, die wirklich betroffen sind.“
Entstehen durch digitales Fernsehen für Kunden höhere Kosten?
Sofern nicht technisch aufgerüstet werden muss, ist das nicht der Fall. Der digitale Empfang ist bereits in der Kabelgebühr enthalten. Alle Programme können in Standard-Bildqualität (SD) empfangen werden, alle öffentlich-rechtlichen Programme ohne Zusatzkosten auch in HD. Zusatzkosten entstehen nur, wenn man Privatsender wie RTL, Pro Sieben oder SAT1 in HD oder Ultra-HD sehen möchte.