Sassnitz. Die 70 Anlagen vor Rügen können Strom für bis zu 350.000 Haushalte liefern. Fundamente bis zu 40 Meter tief im Boden der Ostsee.
Der spanische Energiekonzern Iberdrola hat am Montag seinen Offshore-Windpark „Wikinger“ in der Ostsee vor der Insel Rügen offiziell in Betrieb genommen. Mit einer Leistung von 350 Megawatt ist „Wikinger“ der bislang größte Windpark in der deutschen Ostsee und der erste Iberdrola-Windpark in deutschen Gewässern. Er kann Strom für rund 350.000 Haushalte liefern. Iberdrola investierte eigenen Angaben zufolge rund 1,4 Milliarden Euro in den Bau des Parks rund 30 Kilometer nordöstlich von Rügen.
„Wikinger“ sei ein neuer Schritt in dem Bestreben, sauberen, effizienten und zuverlässigen Strom anzubieten, sagte der Kaufmännische Vorstand von Iberdrola, Francisco Martinez Corcoles. Das Unternehmen plant mit „Baltic Eagle“ bereits einen weiteren Windpark in der deutschen Ostsee. Das Genehmigungsverfahren läuft.
Die produzierte Strommenge entspricht in etwa 20 Prozent des Energiebedarfs des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Mit den weiteren geplanten Windpark-Projekten könne man in einigen Jahren sagen, Mecklenburg-Vorpommern versorge sich allein mit Offshore-Strom, sagte Energieminister Christian Pegel (SPD). Offshore-Windenergie biete erhebliche beschäftigungs- und industriepolitische Chancen für das Land. Neben den Anlagenherstellern profitierten auch die maritime Industrie, Zulieferer, Dienstleister und Häfen – vor allem Sassnitz auf Rügen. Dort haben Iberdrola wie auch E.on die Betriebsgebäude für ihre Offshore-Windparks errichtet und schaffen jeweils rund 50 Dauerarbeitsplätze.
Fundamente ragen 40 Meter tief in den Meeresboden
Die Bauarbeiten für „Wikinger“ begannen im Frühjahr 2016. Teilweise wurden die Fundamente für die 70 Anlagen bis zu 40 Meter tief im Boden der Ostsee verankert. Die Rotoren der Fünf-Megawatt-Turbinen haben einen Durchmesser von 135 Metern. Der Strom wird über eine etwa 90 Kilometer lange Stromtrasse des Netzbetreibers 50Hertz nach Lubmin abgeführt und dort in das Leitungsnetz eingespeist.
50Hertz hat bislang 2,5 Milliarden Euro in die Netzanbindung von Windparks vor der Küste von Mecklenburg-Vorpommern investiert, sagte Vorstand Boris Schucht. Die Potenziale der erneuerbaren Energien seien noch nicht ausgeschöpft.
Immer mehr grüner Strom
Das Windpark-Projekt „Baltic Eagle“ von Iberdrola, für das die Bundesnetzagentur im April den Zuschlag erteilt hatte, befindet sich nach Angaben des Konzerns bereits in einem fortgeschrittenen Stadium des Genehmigungsverfahrens. „Baltic Eagle“ mit einer Leistung von 476 Megawatt soll ebenfalls vor Rügen entstehen. Die Baugrunduntersuchungen des Meeresbodens wurden bereits begonnen.
In der deutschen Ostsee wird immer mehr grüner Strom erzeugt. Seit 2011 und 2015 sind mit „Baltic 1“ vor dem Darß (48,3 Megawatt) und „Baltic 2“ nordwestlich von Rügen (288 Megawatt) zwei kommerzielle Windparks des Karlsruher Energiekonzerns EnBW am Netz. Die Energiekonzerne E.on und Equinor (früher Statoil) errichten derzeit in unmittelbarer Nähe des Wikinger-Feldes den Windpark „Arkona“ mit einer Leistung von 385 Megawatt. Auch dieser Strom soll über die 50Hertz-Leitung nach Lubmin geleitet werden.