Hamburg. Firmen wie Morgengold bringen in Hamburg Backwaren täglich vor dem Frühstück. Vor allem Familien nutzen den Service.


Für Hauke Ingwersen ist die Nacht spätestens um vier Uhr zu Ende. Dann steht er in der Bäckerei, um die Brötchen abzuholen. An diesem Morgen war er bei Bäcker Körner in Blankenese. Rundstücke, Schrippen, Croissants, Dinkelvollkorn-Brötchen – und was bei seinen Kunden sonst noch so in die Tüte kommt. „Wir packen die Bestellungen direkt nach dem Backen“, sagt Ingwersen. Er ist Chef der Morgengold Frühstücksdienste Elbvororte und liefert seinen Kunden die frischen Backwaren – auch Brot und süße Teilchen – täglich an die Haustür. Oft noch vor dem Morgengrauen, auf jeden Fall pünktlich zum Frühstück. „Das ist einfach Lebensqualität“, sagt der Unternehmer.

Dass morgens der Brötchenjunge kommt, kennt Ingwersen noch aus seiner Kindheit in Dithmarschen. Inzwischen betreibt er seit fast zehn Jahren seinen Brötchendienst als Franchise-Partner der bundesweiten Kette Morgengold Frühstücksdienste. „Ich habe in meiner Region bei null angefangen“, sagt der 53-Jährige.

Bestellung läuft online über Kundenportal

Heute bestellen 1200 Kunden im Hamburger Westen und den umliegenden Gemeinden regelmäßig bei ihm, viele jeden Tag. Elf Fahrer arbeiten für ihn als Subunternehmer. „Der Sonnabend ist ganz klar unser wichtigster Tag“, sagt er. Knapp 700 Brötchentüten müssen bis spätestens 8.30 Uhr abgeliefert sein. Mehr als 10.000 Tüten sind es jeden Monat. Geliefert wird mit dem Auto, anders seien die Touren nicht zu schaffen. „Aber“, sagt Ingwersen, „es ist immer noch besser, als wenn jeder einzeln zum Bäcker fährt.“

Je nach Wohnort bekommen die Kunden die Brötchen aus den Bäckereien Körner oder Horn in Lokstedt. Außerdem hat Ingwersen Bio-Backwaren der Demeter-Bäckerei Bahde im Angebot. Die Bestellung läuft online über ein Kundenportal, aber auch telefonisch oder per E-Mail. „Die Preise sind vergleichbar mit denen im Laden“, sagt Ingwersen, der Hotelfachmann gelernt und 16 Jahre bei McDonald’s gearbeitet hat, zuletzt als Abteilungsleiter Fran­chise für Norddeutschland. Eine Schrippe kostet 42 Cent, eine Käsestange 1,30 Euro und ein Franzbrötchen 1,35 Euro. Dazu kommen allerdings Liefergebühren, an Wochentagen 85 Cent und an Wochenenden 1,45 Euro pro Bestellung.

Hertraud und Michael Hammerbeck ist es das wert. „Wir müssen morgens nicht aus dem Haus“, sagen die Eheleute aus Alt-Osdorf zu dem Service. Fast von Anfang sind sie Kunden bei Ingwersens Brötchen-Lieferservice. Auch ihr Brot bestellen sie inzwischen über ihn. „Die Qualität ist gut“, sagt Hertraud Hammerbeck. Besonders schätzt das Rentnerehepaar, dass es sowohl Backwaren aus konventioneller als auch aus Bio-Produktionen frei Haus bekommt. „Die sind immer da, wenn wir aufstehen“, sagt Michael Hammerbeck, der gerne ausschläft. Klingeln, das ist Ehrensache, ist bei Brötchenlieferanten strengstens verboten.

Morgengold erreicht 3800 Haushalte

Die Morgengold Frühstücksdienste wurden 1991 in Stuttgart gegründet, inzwischen umfasst das Netz 100 Fran­chise-Betriebe mit insgesamt 100.000 Kunden. Harald Dorr und seine Frau Susanne liefern seit fast 16 Jahren Brötchen und Brot in Hamburgs Nordwesten an 1900 Kunden. Die Backwaren kommen von der Bäckerei Vollstädt in Klein Borstel sowie von Bio-Bäcker Bahde. Inzwischen ist auch Tochter Vanessa in den Betrieb eingestiegen.

Mit einem dritten Partner im Osten der Stadt erreicht Morgengold 3800 Haushalte in Hamburg. „Wir müssen viele Anfragen ablehnen“, sagt Brötchenlieferant Dorr. Denn, das gehört zum Konzept, der Service wird nur für Kunden in Eigenheimen angeboten. „Wir können sonst nicht garantieren, dass die bestellten Waren auch wirklich beim Kunden ankommen“, sagt Dorr.

Auch wenn zumindest in der Woche immer weniger Deutsche zu Hause frühstücken, läuft das Geschäft mit den Brötchendiensten. Morgengold ist deutschlandweit der größte Anbieter, und nicht der einzige. Die Konkurrenz heißt Brötchenbursche, Ihr Bäckerbursche oder Bäckerbote.

Zu den Kunden gehören auch Kitas

Das Prinzip der Lieferdienste ist ähnlich. Christopher Graul ist für den Bäckerboten unterwegs und bringt Brötchen und Brot zu 400 Kunden in den Stadtteilen Niendorf und Schnelsen. „Wir unterscheiden uns vor allem durch die Bäckereien, mit denen wir zusammenarbeiten“, sagt der Pinneberger, der im früheren Leben Polizist und Bürokaufmann war. In seinem Fall ist es die Bäckerei Schlüter in Halstenbek. Ein Rundstück kostet bei ihm 35 Cent, ein Franzbrötchen 1,05 Euro.

Auch die Liefergebühren sind mit 75 Cent an Wochentagen und 1,10 Euro sonnabends und sonntags günstiger. Vor allem im Hamburger Osten unterwegs ist der Brötchenbursche Alexander Geweck. Gut 100 Kunden beliefert der selbstständige Transportunternehmer im Zweitjob und plant gerade die Expansion in weitere Stadtteile wie Bergstedt und Poppenbüttel.

Hauke Ingwersen von Morgengold ist zufrieden mit seinem Geschäft. Genaue Zahlen will er nicht nennen. Den Jahresumsatz beziffert er auf eine halbe Million Euro. Dafür gibt es eine Menge Brötchen. „Geld verdiene ich nicht mit der Liefergebühr“, sagt er, „sondern über die Rabatte, die ich durch die Abnahme großer Mengen bei den Bäckern heraushandeln kann“, sagt der Unternehmer. Zu den Kunden gehören auch Kitas, Seniorenheime und Pflegedienste. „Aber die wichtigste Gruppe sind Familien“, sagt der Brötchenlieferant. Viele sind sehr froh über das Angebot. Besonders freut er sich, wenn er als Rückmeldung bekommt: „Wir frühstücken wieder zusammen.“