Hamburg. Das City-Center Bergedorf startet die bundesweit erste Zusammenarbeit großer Paketdienste. Warum DHL nicht dabei ist.

Auf den ersten Blick ist es nur ein Informationsschalter, wie er in jedem deutschen Shopping-Center existiert. Im City-Center Bergedorf (CCB) trägt er den etwas rätselhaften Namen „Ihr Ein-Treff-Punkt“. Was sich dahinter verbirgt, zeigen die Firmenlogos, die am Tresen kleben: Hermes, DPD, GLS, UPS – es sind die vier größten Konkurrenten des deutschen Paketdienst-Marktführers DHL, die hier für ihre Dienste werben.

Der Infoschalter des Einkaufszentrums ist zugleich ein Paketshop. Und dieser ist der bundesweit erste, in dem Kunden bei gleich vier großen Diensten ihre Sendungen abholen, Pakete versenden und Retouren abgeben können. Am Montag wurde der sogenannte Multilabel-Paketshop in dem Einkaufszentrum im Südosten Hamburgs nach einer längeren Testphase offiziell eröffnet.

Warum der Marktführer im Paketshop fehlt

Der Center-Betreiber, die Deutsche Immobilien Gruppe (DI) mit Sitz in Berlin, sieht in dem Shop auch ein wichtiges Modell zur Verringerung des Lieferverkehrs in Innenstädten. „Ein Beispiel für die Effizienz gemeinsamer Lösungen in der Logistik“, nennt DI-Inhaber und -Geschäftsführer Benedikt Jagdfeld den „Ein-Treff-Punkt“. Es gebe bereits Pläne, gemeinsame Paketshops mehrerer Anbieter auch in anderen der von DI verwalteten Einkaufszentren einzurichten.

Die großen Paketdienstleister mussten von der Idee allerdings erst überzeugt werden. Als die Testphase im vergangenen Jahr startete, waren zunächst nur DPD und GLS dabei, vor Kurzem sind Hermes und UPS hinzugekommen. Offenbar gibt es Vorbehalte gegen einen gemeinsamen Auftritt mit Konkurrenten. Marktführer DHL ist in dem gemeinsamen Paketshop gar nicht präsent. Das habe rein praktische Gründe, sagte ein Unternehmenssprecher. Es gibt bereits einen DHL-Paketshop im Bergedorfer City-Center.

DPD und Hermes eher abwartend als enthusiastisch

DPD und Hermes machen zwar mit, stehen dem Projekt aber eher abwartend gegenüber. Ob der Multilabel-Paketshop zu einem Modell werden könne, müsse nun die Praxis zeigen, heißt es etwa bei DPD. Hermes spricht von einem „interessanten Ansatz“ und einem „Pilotprojekt mit offenem Ausgang“. Priorität habe aber der Ausbau des eigenen Paketshop-Netzes auf bundesweit 20.000 Annahmestellen, sagt ein Hermes-Sprecher.

Die Skepsis beruht auf dem Geschäftsmodell eines Paketshops. Er wird in der Regel in einem Laden oder Kiosk nebenbei betrieben, lockt Kunden an und bringt dem Inhaber ein kleines Zubrot. Für jede abgewickelte Sendung zahlen die Dienste 40 bis 50 Cent.

Servicegedanke steht im Vordergrund

In den Multilabelshop im CCB aber wurde ein deutlich sechsstelliger Betrag investiert, ein Mitarbeiter kümmert sich nur um die Pakete und hantiert mit vier unterschiedlichen IT-Systemen, das Center verzichtet auf Mieteinnahmen. Wo jetzt die Pakete lagern, war zuvor ein Nagelstudio ansässig. Mit derzeit 1500 Paketen pro Monat werden die Kosten des Multilabel-Paketshops bei Weitem nicht eingespielt.

Aus Sicht des Center-Managements steht ohnehin der Service-Gedanke im Vordergrund des Konzepts: Der neue Paketshop lockt Kunden ins City-Center. CCB-Manager Lutz Müller sagt: „Es gab schon Kunden, die zuerst ihre neue Jacke aus dem Paketshop abgeholt und danach in unseren Geschäften die dazu passenden Schuhe und Pullover ausgesucht haben.“