Hamburg. Sie bieten nicht nur Stauraum für Dinge, die man gerade nicht braucht, sondern Komplettservice mit Abholung der Kisten.
Wohin mit der Skiausrüstung? Gebraucht wird sie nur einmal im Jahr, aber der Keller ist keine Alternative. Da stapeln sich schon Dachgepäckträger, diverser Hausrat, Kartons mit Unterlagen aus der Schulzeit. Mehr passt einfach nicht rein. Fabian Ahrens kennt das Problem. „Als ich nach Hamburg gezogen bin, habe ich schnell festgestellt, wie begrenzt der Platz ist“, sagt der 23-Jährige. Weder seine Winterreifen noch die Veranstaltungstechnik, die er für einen Nebenjob neben seinem Wirtschaftsstudium braucht, konnte er in den eigenen vier Wänden lagern. Er stellte auch fest, dass er mit dem Problem nicht allein ist.
Besonders in Großstädten brauchen immer mehr Menschen zusätzlichen Stauraum, weil die Wohnungen oft klein sind, Abstellräume nicht vorhanden. In solchen Fällen kann Einlagern eine Lösung sein. Ahrens, der vor seinem BWL-Abschluss eine Ausbildung zum Speditionskaufmann gemacht hatte, sah eine Geschäftsidee für den Traum von der Selbstständigkeit. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Jan Felix Topp und dem IT-Experten Till Simonowsky gründete er im vergangenen Jahr das Start-up Stority.
Flexibles Lagersystem
Dahinter steckt als Alternative zum klassischen Self-Storage-Center von Anbietern wie MyPlace, Pickens oder Shurgard ein flexibles Lagersystem – ohne dass man noch das Haus verlassen muss. Der Komplettservice von Abholung bis Rücktransport läuft über eine interaktive Smartphone-App. Die Idee kommt aus den USA, wo Butler Box in New York zu den Vorreitern gehörte. Auch im Großraum Hamburg gibt es inzwischen mehrere Anbieter, darunter Boxando oder Boxie24.
„Unsere App ist quasi ein virtueller Keller“, sagt Jan Felix Topp. Der 24-Jährige mit Abschluss in Maschinenbau ist für die Software-Entwicklung der Logistik-Plattform zuständig. Das Prinzip funktioniert so: Privatleute oder Firmen können bei Stority Kisten bestellen, die ihnen kostenfrei nach Hause gebracht werden. Dann wird eingepackt und es können – als Erinnerung an die ausgelagerten Gegenstände – Fotos gemacht werden, die auch in der App hochgeladen werden können. Die gepackten Kisten werden innerhalb von 24 Stunden abgeholt und ins Lager gebracht.
Ein Klick genügt
Zur Auswahl stehen Kartons in der Größe von normalen Umzugskisten (bis 20 Kilogramm) und sogenannte Big Boxen (bis 100 Kilogramm). Je nach Größe werden jeweils 5 oder 20 Euro pro Monat fällig. Auch sperrige Gegenstände vom Fahrrad über den Kinderwagen bis zum Sofa können eingelagert werden. Ein Klick genügt, dann werden die Sachen später auch wieder zum Kunden zurückgebracht.
Jetzt stehen die Gründer vor den hohen Regalen einer Lagerhalle in Elmshorn, in der sich die Jungunternehmer eingemietet haben. Seit März 2018 sind sie mit ihrem Angebot online. Eingelagert wird alles, von Weihnachtsdeko bis Winterkleidung. „Vor allem junge Berufstätige nutzen den Service“, sagt Co-Geschäftsführer Ahrens. Ein Musicaldarsteller, erzählt er, stellte seinen Hausstand während einer Tournee unter. Auch Geschäftskunden haben den Einlagerungsservice entdeckt. So nutzt eine große Event-Firma das Stority-System. „Der Geschäftskundenbereich wächst schneller und hat schon einen Anteil von 80 Prozent“, sagt Jan Felix Topp. Gerade haben die Start-up-Unternehmer einen größeren Auftrag an Land gezogen, weitere Verhandlungen laufen. Details wollen die Start-up-Unternehmer noch nicht nennen.
Golftasche für 9,90 Euro monatlich
Den Anbieter Boxando gibt es seit 2016. „Wir sind inzwischen bundesweit aktiv“, sagt Gründer Jovan Ivanovski, der sein Unternehmen mit zwei Mitarbeitern aus dem schleswig-holsteinischen Großhansdorf betreibt und in vielen Städten Kooperationspartner hat. Buchbar ist der Einlagerungsservice ähnlich wie bei Stority online über eine Webversion oder per App. Allerdings arbeitet Boxando mit Kunststoffboxen (4,50 Euro/Monat) mit einem Fassungsvermögen von 65 Litern.
Eine Golftasche lässt sich für 9,90 Euro monatlich einlagern, für einen Kindersitz kostet das 4,90 Euro. Etwa die Hälfte seiner Kunden sind Privatleute, die andere Hälfte Firmen. „So langsam nimmt das Geschäft Fahrt auf. Allerdings hinkt Deutschland im Vergleich zu den USA oder europäischen Großstädten wie London noch hinterher“, sagt Ivanovski, der inzwischen noch eine weitere Firma rund um das Thema Akteneinlagerung und Aktenvernichtung gegründet hat.
Fünf Beschäftigte
Bei Stority, das in einem Büro in Ottensen sitzt, arbeiten fünf Beschäftigte, dazu kommen einige Werkstudenten und Praktikanten in der Software-Entwicklung. „Uns war wichtig, dass wir aus eigener Kraft den Markteinstieg schaffen“, sagen die Start-up-Unternehmer, die gemeinsam einen sechsstelligen Betrag in ihre Firma investiert haben. Als nächster Schritt für die Firma mit dem Hashtag #Machdichfrei ist die Expansion in andere Städte geplant.
Zum Jahresbeginn 2019 will Stority in München starten. „Wir wollen auf dem europäischen Markt der führende Anbieter werden“, sagt Fabian Ahrens selbstbewusst. Für die weitere Entwicklung sind die Gründer jetzt auf der Suche nach externen Geldgebern. Erste Gespräche liefen bereits. Und auch eine Bewerbung für die TV-Investoren-Show „Die Höhle der Löwen“ ist geplant.