Aurich. Auftragsmangel: Windenergie-Firma will 853 Stellen abbauen. Keine Stellungnahme von Enercon.

Gegen die geplanten Entlassungen beim Windkraftanlagen-Hersteller Enercon haben am Wochenende im ostfriesischen Aurich Hunderte Menschen demonstriert. Wie die IG Metall im Bezirk Küste mitteilte, forderten sie das Unternehmen auf, sich auf Gespräche mit der niedersächsischen Landesregierung und mit der Gewerkschaft einzulassen. Laut Gewerkschaft gab es rund 500 Teilnehmer der Kundgebung, die Polizei ging von etwa 300 aus.

„Durch staatliche Unterstützung hat es das Unternehmen zu Reichtum gebracht. Jetzt muss es auch etwas für die Beschäftigten tun“, sagte der Geschäftsführer der IG Metall Leer-Papenburg, Thomas Gelder. „Das Mindeste sind gut ausgestattete Sozialpläne und Transfergesellschaften, die den Beschäftigten eine Perspektive bieten.“

Bundesweit 835 Stellen in Gefahr

Gelder zufolge befürchtet die Gewerkschaft, dass mehr Menschen ihren Job verlieren könnten als bisher geplant. „Es gibt Hinweise, dass Hunderte weitere Stellen gestrichen werden sollen. Um gegenzusteuern, müssen Unternehmen, Landesregierung und IG Metall gemeinsam handeln.“ Enercon will Verträge mit Zulieferern reduzieren und bundesweit 835 Stellen streichen. Als Grund hatte das Unternehmen rückläufige Aufträge genannt. Man wolle sich stärker international ausrichten.

Einem runden Tisch mit Betriebsräten und Gewerkschaftern bei Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) war die Geschäftsführung im August ebenso ferngeblieben wie einem Krisentreffen mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD). „Wir sind nicht Arbeitgeber, sondern Auftraggeber und sehen das Thema nicht bei uns“, hatte ein Unternehmenssprecher gesagt. Am Wochenende war von Enercon zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Im Juni hatte bereits die Firma
Adwen, eine Tochtergesellschaft der Siemens Gamesa Renewable Energy, den Abbau von 260 der 480 Stellen in Bremerhaven angekündigt und dies mit fehlenden Auftragseingängen begründet

Bereits im vergangenen Jahr hatten mehrere Unternehmen der Branche Arbeitsplätze gestrichen – auch in Hamburg. Hauptsächlich betroffen seien neben den Herstellern von Windenergieanlagen auch die Zulieferunternehmen, heißt es dazu vom Bundesverband WindEnergie. Im Bereich der Zulieferer seien bereits Tausende von Stellen verloren gegangen.

BWE-Präsident Hermann Albers sieht die Ursache dafür nicht zuletzt in der Politik: „Durch die starke Ausbaukürzung ist die Bundesregierung für den aktuellen Stellenabbau mitverantwortlich“, so Albers.