Hamburg. Das Hamburger Startup vernetzt Landwirte und Imker – so soll der “Ertragsfaktor“ Biene besser genutzt werden.
Imkerei liegt im Trend, gerade auch bei jungen Leuten in der Stadt, sagt Otmar Trenk. „Wir haben zweistellige Wachstumsraten in den Vereinen.“ Auch der 31-jährige Hamburger hat einst mit einem Bienenvolk im Garten begonnen, produzierte eigenen Honig - als Hobby wie gut 80 Prozent der rund 100 000 Imker in Deutschland. Mittlerweile führt er als CEO das Startup BEESharing, das sich als „ganzheitlicher Vermarkter der Imkerei“ versteht. Kerngeschäft sind professionelle Bestäubungsdienstleistungen.
Die Geschäftsidee fußt auf einem Dilemma der Landwirtschaft: „Deutschland deckt seinen Bestäubungsbedarf nur zu 25 bis 50 Prozent“, sagt Trenk. Dabei gebe es genug Bienenvölker, um den Bedarf zu decken, denn trotz des weltweiten Bienensterbens nehme die Zahl der Honigbienenvölker hierzulande wieder zu. „Das Bienensterben findet eher im Bereich der Wildbienen statt.“ Das Problem sei, die meist von Klein- oder Hobby-Imkern gehaltenen Bienen an die Landwirte zu bringen.
Die Biene als "Ertragsfaktor"
Seine Firma biete mittels einfacher digitaler Tools eine Vernetzung von Landwirtschaft und Imkerei - zum Nutzen beider Seiten. Kleine Imker könnten sich neben der Honigvermarktung mit Bestäubung eine weitere Einkommensquelle erschließen. Landwirte könnten ihre Erträge mittels wissenschaftlich geplanter Bestäubung um bis zu 70 Prozent erhöhen. „Es gibt ein Wahnsinns-Potenzial, was die Steigerung von Menge und Qualität angeht“, sagt Trenk. Allerdings werde die Biene meist noch nicht als „Ertragsfaktor“ wahrgenommen, obwohl sie eigentlich „das drittwichtigste Nutztier der Welt“ sei.
Es gehe auch um Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung. „Wir hätten in Hamburg eigentlich genug Bienenvölker, um das ganze Alte Land zu bestäuben“, sagt Trenk. Bislang würden die nützlichen Insekten für Europas größtes geschlossenes Obstanbaugebiet vor den Toren der Hansestadt aber nicht selten von Großimkern über hunderte Kilometer aus Süddeutschland herangefahren.
Stadthonig ist besser als Landhonig
2016 gegründet, sind mittlerweile 450 Imker mit 18 000 Bienenvölkern im BEESharing-Netzwerk. Zudem 114 Landwirte mit einer Gesamtanbaufläche von 1800 Hektar. 20 Mitarbeiter kümmern sich nicht nur um die Vermittlung der Bestäubungsleistung, sondern um Alles rund um die Imkerei - von der Wabe bis ins Glas.
Auch Hamburger Stadthonig wird in dem Betrieb in Wilhelmsburg produziert und vermarktet. „Qualitativ ist der Stadthonig höherwertig als der vom Land“, sagt Firmen-Mitgründer Wolfgang Reuter. „Außerdem produzieren die Bienen in der Stadt mehr als auf dem Land.“ Das liege an der Blütenvielfalt in der Stadt, während ländliche Gebiete häufig von Monokulturen geprägt seien.
Wirtschaftssenator Horch lobt die "tolle Idee"
Durch die gemeinsame Vermarktung könne man helfen, dass kleine Stadtimker einen angemessenen Preis für ihren Honig erzielen könnten, sagt Trenk. Außerdem vermittelt BEEShare auch Bienen-Patenschaften, mit denen Firmen etwas für den Umweltschutz und zugleich fürs eigene Image tun können.
Wirtschaftssenator Frank Horch lobt das Startup bei einem Besuch als „tolle Idee“ und „Wegbereiter für neues Denken“. Es verbinde die Chancen der Digitalisierung mit einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Imkern und Landwirtschaft und behalte auch die Pflanzen- und Artenvielfalt im Blick. Zugleich outet er sich als Honig-Fan. „Eine Scheibe Vollkornbrot mit Honig: Das ist morgens mein Frühstück.“