Hamburg. Studie: Das Abendblatt vergleicht die Angebote von Hamburger Banken, bei denen Kreditkarten und andere Extras inklusive sind.

Immer mehr Banken verabschieden sich vom kostenlosen Girokontooder erhöhen die Kontoführungspauschalen. Seitdem den Banken für ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Strafzinsen berechnet werden, hat sich die Kontowelt verändert. „Die Verbraucher müssen sich auf weitere Preiserhöhungen einstellen“, sagt Oliver Mihm, Chef der Unternehmensberatung Investors Marketing. Vor allem günstige Konten können für die Verbraucher schnell teuer werden, weil einzelne Leistungen – wie eine Überweisung am Schalter einreichen – extra bezahlt werden müssen, ebenso wie die Kreditkarte.

Deshalb kann es sich lohnen, das eigene Konto mit einem Premiumkonto zu vergleichen. Diese Konten sind zwar teurer, schließen aber fast alle Bankdienstleistungen ein und beinhalten bei vielen Anbietern auch noch eine goldene Kreditkarte mit zahlreichen Versicherungsleistungen. Im Schnitt kosten solche Konten im Monat rund 13,50 Euro, wie aus einer bundesweiten Studie des Verbraucherportals Biallo hervorgeht. Exklusiv für das Abendblatt hat Biallo die Konditionen zu Premiumkonten von Geldinstituten in Hamburg und dem Umland ermittelt. Von den insgesamt elf untersuchten Kreditinstituten sind neun in Hamburg aktiv und zwei ausschließlich im Umland.

Gebühren fürs Geldabheben

Ob die Überweisungen online oder beleghaft am Schalter erledigt werden, Geld am Schalter ein- oder ausgezahlt wird, Daueraufträge eingerichtet oder verändert werden oder für das Onlinebanking mobile Transaktionsnummern (TAN) bezogen werden – all diese Leistungen und noch einige mehr sind mit dem Monatspreis abgegolten. Dazu gehören natürlich auch alle Buchungsposten und die persönliche Beratung in der Filiale zu Krediten, Geldanlage und Altersvorsorge sowie die kostenlose Bargeldversorgung an allen Automaten des jeweiligen Verbundes. Auch das ist inzwischen zu einem wichtigen Posten bei den Kontogebühren geworden. Denn rund 300 regionale Geldhäuser verlangen inzwischen sogar dann Gebühren, wenn deren Kunden am eigenen Automaten Geld abheben, ermittelte das Vergleichsportal Biallo.

Das günstigste Premiumkonto hat die Hamburger Volksbank. Knapp sieben Euro werden dafür pro Monat fällig. Zwar enthält es nur eine Standardkreditkarte, aber selbst wer das Konto mit einer goldenen Kreditkarte aufrüstet, zahlt im Jahr nur knapp 110 Euro. Damit liegt der Preis rund ein Drittel unter dem Jahresdurchschnittspreis für ein Premiumkonto mit goldener Kreditkarte.

Teure Haspa

Unter diesem Durchschnittswert liegen auch die Konten der Deutschen Bank (rund 143 Euro), der Sparkasse Holstein (155), der Commerzbank (155), und der Norderstedter Bank (155), wie der Vergleich in der Tabelle zeigt. Teuer sind dagegen die Premiumkonten von HypoVereinsbank, Targobank, Sparkasse Stade-Altes Land und Haspa. Bei diesen Anbietern reichen die Preise (inklusive goldener Kreditkarte) von rund 180 Euro bis 210 Euro.

Unter einem Preis von zehn Euro für ein Premiumkonto im Monat bleiben neben der Hamburger Volksbank die Sparkasse Harburg-Buxtehude und die Sparkasse Holstein (beide allerdings ohne Kreditkarte, sofern man sie nicht dazukauft) sowie die Postbank mit einer Standardkreditkarte. Vor wenigen Monaten hätte man auch noch die Commerzbank zu dieser Riege gezählt, doch sie erhöhte den Preis für das Premiumkonto zum 1. Juni von 9,90 Euro auf 12,90 Euro. Allerdings gehört die Commerzbank zu den wenigen Geldhäusern, die zwei goldene Kreditkarten im Paket anbietet. Allein das entspricht einem Preisvorteil von rund 140 Euro, wie aus der Biallo-Studie hervorgeht.

Die Hamburger Sparkasse schneidet beim Premiumkonto recht teuer ab. Allerdings enthält das Premium Jokerkonto neben den reinen Bankdienstleistungen und einer goldenen Kreditkarte eine Reihe von Zusatzleistungen. Zoo-, Kino- oder Restaurantbesuche werden durch das Jokerkonto günstiger. So lassen sich in etwa bei 80 Hamburger Restaurants 15 Prozent sparen. „Wer die zahlreichen Zusatzfunktionen regelmäßig nutzt, der hat die Kosten schnell wieder drin“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg.

Die Haspa wirbt mit Rabatten beim Jokerkonto

Wenn zum Beispiel eine Familie eine Reise im Wert von 2000 Euro buche, einmal Hagenbeck besuche und einmal ins Cinemaxx-Kino gehe, so ergebe sich ein Kostenvorteil von 244 Euro, rechnet die Haspa vor. Bei einem Test von Mehrwertkonten durch das Deutsche Institut für Service-Qualität wurde die Haspa mit den Modellen Joker premium, Joker comfort Testsieger. Die Konten bieten den mit Abstand größten Leistungsumfang an Mehrwertservices, beispielsweise zahlreiche Ermäßigungen im Bereich Veranstaltungen, Shopping und Gastronomie, begründete das Institut seine Entscheidung. In der Kategorie Reise fällt die Rückvergütung bei der Haspa mit sieben Prozent zudem am höchsten aus.

„Die häufigste Art ein Premiumkonto aufzuwerten, ist eine goldene Kreditkarte zu integrieren, entweder eine Mastercard oder eine Visakarte“, sagt Horst Biallo, Chefredakteur des gleichnamigen Verbraucherportals. Diese Kreditkarten enthalten ein Versicherungspaket, von denen zwei Policen wegen ihren Bedingungen attraktiv sind. „Die Reiserücktritts- und Reiseabbruch-Versicherung springen im Krankheitsfall auch dann ein, wenn die gebuchte Reise gar nicht mit ihr bezahlt wurde“, sagt Biallo. Die ebenfalls enthaltene Auslandsreise-Krankenversicherung kennt keine Altersbegrenzung. „Das ist für Menschen über 65 Jahren von Vorteil, die aufgrund ihres Alters oft gar keine Police mehr bekommen oder nur zu einem deutlich höheren Preis“, sagt Biallo. Deshalb kann es sich auch lohnen, eine Goldkarte zusätzlich zu erwerben, wenn sie nicht im Monatspreis enthalten ist. Bei der Sparkasse Holstein werden dafür 48 Euro im Jahr fällig, 82,80 Euro verlangt die Sparkasse Harburg-Buxtehude zusätzlich.

Vorteile von Premiumkonten

Die Kreditkarten können auch die Bargeldversorgung im Ausland erleichtern, ohne dass dafür zusätzliche Kosten anfallen. So ermöglichen die Commerzbank, die Haspa, die HypoVereinsbank, die Sparkasse Harburg-Buxtehude und die Targobank das kostenlose Geldabheben im Ausland. Bis auf die Haspa profitieren die Kunden dieser Geldinstitute davon weltweit. Bei der Haspa ist der kostenlose Service auf die Euroländer beschränkt.

Auch bei der Überziehung des Girokontos bieten rund die Hälfte der Premiumkonten Vorteile. Denn der Zinssatz für den Dispo ist günstiger als für die übrigen Kunden. So wirbt die Haspa mit einem um zwei Prozentpunkte niedrigeren Dispozins für das Joker-premium-Konto. Den niedrigsten Dispozins hat die Sparkasse Holstein mit 5,71 Prozent, gefolgt von der Norderstedter Bank mit 7,20 Prozent.

„Filialkonten mit geringem monatlichen Grundpreis müssen nicht immer günstiger sein, als teuer erscheinende Premiumangebote“, sagt Experte Biallo. Entscheidend seien die individuellen Ansprüche und die Kontonutzung. So sieht der Experte rüstige Rentner, wenn sie oft im Ausland Urlaub machen, als eine Zielgruppe für Premiumkonten. Grund ist der Versicherungsschutz mit Reisepolicen ohne Altersbegrenzung über die Kreditkarte. Auch junge Leute, die gut verdienen und viel Urlaub machen, können von den Premiumkonten profitieren. Weniger geeignet sind diese Kontomodelle für Verbraucher, die fast nur Onlinebanking nutzen. Sie fahren mit Klassikkonten meist günstiger.