Hamburg. Haspa reagiert mit Bedauern auf eine aktuelle Studie. Durch einen Trick lassen sich die Gebühren für den Nachwuchs sparen.
Mit kostenlosen Konten locken Banken und Sparkassen ihre Kunden von morgen. In der Regel fallen keine Gebühren für die Kontoführung an, aber auch bei Jugendkonten gibt es Kostenfallen, wie eine neue Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) aus Hamburg zeigt. Überraschendes Ergebnis: Alle untersuchten Hamburger Institute schneiden mit ihren Jugendkonten nicht gut ab. Die Haspa findet sich unter den getesteten Sparkassen bundesweit sogar klar auf dem letzten Platz wieder. Das beste Jugendkonto aller Institute hat die Sparkasse Bremen. Das Abendblatt analysiert die Ergebnisse der Studie und beantwortet die wichtigsten Fragen zu Jugendkonten. Worauf sollten Eltern und Schüler bei der Auswahl des Kontos achten? Wo lauern versteckte Kosten? Welche Zusatzleistungen sind wichtig?
Wie sinnvoll ist ein Girokonto
für Jugendliche?
Spätestens mit Beginn der Ausbildung oder eines Studiums wird ein eigenes Girokonto benötigt. Denn die Ausbildungsvergütung oder das Bafög werden überwiesen. „Es ist sinnvoll, wenn der Umgang mit einem Konto schon vorher geübt wurde“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Ein eigenes Konto bedeutet ein Stück Selbstständigkeit, und gleichzeitig lernen die Jugendlichen den Umgang mit Geld“, sagt Markus Hamer, Geschäftsführer des DISQ. Doch bei der Auswahl sollten die Jugendlichen und deren Eltern die Konditionen vergleichen.
Welche Kriterien sind
für ein Jugendkonto wichtig?
„Im Unterschied zu Erwachsenenkonten sind Konten für Kinder und Jugendliche in der Regel kostenlos, und das Guthaben wird teilweise verzinst“, sagt Hamer. Lediglich die Haspa berechnet für ihr Jugendkonto Joker intro eine Monatspauschale von 2,50 Euro. Die meisten Konten sind nur bis zu einem bestimmten Höchstalter kostenlos, unabhängig davon, wie lange tatsächlich die Ausbildung dauert. Vor allem Studenten sollten deshalb auf ein Höchstalter von 30 Jahren achten, wie es zum Beispiel Commerzbank, Deutsche Bank und die Haspa anbieten. Bei Leistungen für den Zahlungsverkehr,wie eine Bargeldeinzahlung am Schalter oder beleghafte Überweisungen, können bei den Geldinstituten schnell Zusatzkosten entstehen, wie die Studie zeigt. Relativ hohe Kosten für den Zahlungsverkehr haben danach Postbank, Commerzbank und BBBank. „Die Banken werben zwar mit kostenloser Kontoführung, damit sind aber nicht alle Gebühren abgedeckt“, sagt Verbraucherschützerin Föller. „Im Preisaushang können sich eine Reihe von Kostenfallen verbergen.“
Warum sind Geldautomaten
und Filialen wichtig?
Wer den Umgang mit Geld und Bankdienstleistungen erlernen will, braucht eine Beratung. Deshalb sollte die Bank möglichst über ein dichtes Filialnetz verfügen. Auch die Zahl der kostenlos nutzbaren Geldautomaten sind wichtig. „Denn Jugendliche neigen dazu, häufiger kleinere Beträge von ihrem Konto abzuheben“, sagt Föller. Wenn dann für die abgehobenen 50 Euro vier oder fünf Euro Gebühren am Fremdautomaten fällig werden, sei das teuer und unverhältnismäßig. Wer als Jugendlicher ins Ausland möchte, benötigt zudem oft eine mit Geld aufladbare Kreditkarte. Mit ihr kann nicht mehr Geld ausgegeben werden, als vorher auf die Karte geladen wurde. Die Angebote reichen von kostenlos bis zu einer Jahresgebühr von 36 Euro. „Rund 82 Prozent der getesteten Banken bieten eine solche Kreditkarte an“, sagt Hamer.
Wie schneiden die Hamburger Banken
in dem Test ab?
Insgesamt wurden 33 Geldinstitute getestet. Von den in Hamburg beheimateten Instituten schneidet die Hamburger Volksbank mit Rang 17 noch am besten ab. Sie erhält 65,9 von insgesamt 100 möglichen Punkten und das Qualitätsurteil „befriedigend“. Die Haspa kommt mit 51,1 Punkten nur auf den 31. Rang und die Sparda Bank Hamburg auf den 33. Rang. Beide Geldinstitute bekommen für ihre Jugendkonten lediglich ein „ausreichend“.
Was sind die Gründe
für das schlechte Abschneiden?
Bei der Hamburger Sparkasse wirkt sich vor allem die Monatspauschale von 2,50 Euro negativ aus. „Das Haspa-Konto bietet dafür zusätzlich umfangreiche Mehrwertleistungen wie Rabatte für Shopping- und Freizeitangebote und eine Handyversicherung“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Die Vorteile seien größer als die monatlichen Kosten. „Das findet jedoch in der DISQ-Studie leider keine Berücksichtigung“, sagt von Carlsburg. Außerdem bietet die Haspa nach ihren Aussagen auch ein kostenloses Jugendkonto an, bewerbe es aber nicht. Laut Sparkasse soll es nur im persönlichen Gespräch des Beraters mit dem Kunden erwähnt werden, die davon wegen fehlender Werbung aber nichts wissen können. „Die Kontoführung, also auch die Bareinzahlungen und die beleghaften Inlandsüberweisungen, sind bei diesem Konto kostenlos“, sagt von Carlsburg. Bei der Sparda Bank Hamburg müssen die Jugendlichen zehn Euro im Jahr für die EC-Karte bezahlen. Eine beleghafte Überweisung schlägt mit 75 Cent zu Buche. Teuer ist außerdem die Prepaid-Kreditkarte. Bei der Hamburger Volksbank gibt es keine Grundgebühren, eine Prepaid-Kreditkarte wird aber nicht angeboten.
Wie wurde getestet?
Der Musterkunde ist 16 Jahre alt und Schüler. Monatlich verwendet er eine beleghafte Überweisung und zahlt 60 Euro in bar ein. Die beleghafte Überweisung führt bei einigen Banken zu relativ hohen Kosten für den Zahlungsverkehr. Außerdem nutzt der Schüler mit Zustimmung der Eltern eine EC-Karte und eine Prepaid-Kreditkarte. In die Gesamtbewertung flossen die Konditionen zu 80 Prozent und der Filialservice zu 20 Prozent ein.
Welche Banken in Hamburg
haben ein gutes Ergebnis erreicht?
Solche Banken gibt es leider nicht. Auf den vorderen Plätzen mit den Urteilen „sehr gut“ und „gut“ liegen ausschließlich örtliche Sparkassen, die nicht in Hamburg oder dem Umland aktiv sind. Das beste Institut in Hamburg ist die Deutsche Bank mit 67 Punkten, was einem „befriedigend“ entspricht. Allerdings hat die Bank keine Prepaid-Kreditkarte im Angebot. Es sei ratsam, die Auswahl des Kontos am künftigen Bedarf der Jugendlichen auszurichten, sagt Expertin Föller. „Ein ideales Konto für alle gibt es nicht.“
Werden die Jugendkonten
auch verzinst?
Nur einige Banken bieten eine Verzinsung des Guthabens bis zu einem bestimmten Betrag an. Oft sind die Zinssätze so niedrig, dass sie vernachlässigt werden können. Die höchsten Zinsen gibt es bei der Hamburger Volksbank mit drei Prozent bis 500 Euro. In der Regel ist es aber immer besser, regelmäßige Ausgaben und Sparvorgänge zu trennen. „Ein zu hohes Guthaben auf dem Girokonto kann die Jugendlichen zu unbedachten Ausgaben verführen“, sagt Ingrid Herbst von der FMH-Finanzberatung.