Köln/Harsefeld . “Swedish Fall“ konnte Investoren in “Höhle der Löwen“ mit Cheerleader-Kleidung nicht überzeugen. Nun hat das Start-up Erfolg.

Sie wollen hoch hinaus. Bei den Gründern von Swedish Fall ist das durchaus im doppelten Sinn zu verstehen. Zur Präsentation ihrer Geschäftsidee haben die vier Hamburger Jungunternehmer in die „Höhle der Löwen“ gleich einen ganzen Trupp mitgebracht. Da guckt auch Investor Carsten Maschmeyer von seinem Notizbuch auf. Zunächst überrascht, dann sichtlich interessiert.

Beifall von Juroren in der "Höhle der Löwen"

Als drei Sportlerinnen in farblich abgestimmten Tops und Leggins eine vierte in die Höhe stemmen, gibt es „Wow“-Rufe und Beifall von den routiniert skeptischen Juroren der Fernsehshow. Aber auch geschäftlich soll es mit dem Start-up, das sich zunächst mit Trainingskleidung für Cheerleaderinnen auf dem Markt positioniert hat, in diesem Jahr so richtig abgehen. „Wir waren auf der Suche nach einem Investor“, sagt Jonas Detlefsen. Ein Deal vor dem Millionenpublikum der ersten Folge der neuen Staffel am Dienstagabend hätte gut gepasst.

Maschmeyer: "Nische zu klein"

Hätte. Die Gründer heimsten bei ihrem Pitch zwar ordentlich Lob für ihren Auftritt und die Qualität der Produkte ein, aber nacheinander sagten alle fünf Löwen ab. Die Start-up-Unternehmer hatten vergleichsweise moderate 180.000 Euro für 15 Prozent der Anteile angeboten. „Die Nische ist mir zu klein“, begründete Carsten Maschmeyer seine Entscheidung. Und Frank Thelen, als Investor vor allem im Technik-Bereich unterwegs, musste sich erstmal erklären lassen, was Cheerleading überhaupt ist. Eines der Probleme von Swedish Fall.

Denn es geht dabei längst nicht mehr nur um wenig bekleidete Frauen, die ihre Mannschaft vor einem Spiel Puschel schwenkend anfeuern, sondern um einen harten Wettbewerbssport mit Elementen aus Turnen, Akrobatik und Tanz. Cheerleading, betonen die Gründer, sei eine schnell wachsende Sportart und zudem als vorläufige Olympia-Disziplin anerkannt.

Fördermittel eingesammelt

Wenige Tage vor der Ausstrahlung der im Februar aufgezeichneten „Die Höhle der Löwen“-Folge sitzen Jonas Detlefsen, Marius Krüger, Silja und Lara Stallbaum in einem Co-Working-Büro in der Hamburger Altstadt und wirken sehr entspannt. Gerade haben sie ihre dritte Kollektion mit deutlich mehr Teilen und Farben im Internet gelauncht. Trotz der Löwen-Absage. „Wir haben einen Investor gefunden, der mit der gleichen Summe eingestiegen ist“, sagt Marius Krüger. Zudem konnte der Betriebswirt, der sich um das operative Geschäft von Swedish Fall kümmert, Fördermittel an Land ziehen. Krüger ist mit 29 Jahren der älteste im Team, die drei anderen sind 23 Jahre alt und noch in der Endphase ihres Studiums an der Nordakademie in Elmshorn.

Dort war vor zwei Jahren die Idee entstanden, sich selbstständig zu machen. „Es gab einfach keine gute Kleidung fürs Cheerleading“, erinnern sich die Zwillinge Silja und Lara Stallbaum, die selbst im Uni-Team aktiv waren und heute für Entwicklung und Marketing ihrer eigenen Marke zuständig sind. Zu sechst gründeten sie die Firma, benannt nach einer bekannten Formation – Swedish Fall. Die erste Kollektion war 2017 fertig. Das Besondere: Shirts und Leggins hatten Silikon-Noppen im Hüft- und Knöchelbereich, die bei Partnerstunts für mehr Halt beim Hochwerfen und Auffangen sorgen. Im vergangenen Jahr sind zwei der Gründer ausgestiegen, dafür machen die vier mit voller Kraft weiter. Für ihr Unternehmen haben sie ihre krisensicheren Jobs im Rahmen des Dualen Studiums gekündigt.

Start-up stellt Modedesignerin ein

Der Absatz ihrer Sportbekleidung läuft gut an. „Unser Plan ist, das Umsatzziel von 700.000 Euro für 2018 zu knacken“, sagt Jonas Detlefsen, der für Strategie und Finanzen zuständig ist. Für 2019 plant Swedish Fall, das Wachstum erneut zu verdreifachen. Inzwischen haben die jungen Unternehmer eine Modedesignerin eingestellt. Die Produktion ist von Polen nach Pakistan verlagert worden. Verkauft werden die Kollektionen über den eigenen Online-Shop zu Preisen von 30 Euro (Sport-BHs, Shorts) bis 60 Euro (Leggins). „Wir wollen jetzt noch schneller Kollektionen rausbringen“, sagt Produktchefin Silja Stallbaum. Dabei sucht Swedish Fall die Kundennähe, über Soziale Netze wie Instagram oder auch bei Messen und Sportwettkämpfen.

Dass sie bei „Der Höhle der Löwen“ mitgemacht haben, sei eine gute Entscheidung gewesen – auch ohne Deal. Das Feedback sei sehr motivierend gewesen, sagen die vier Hamburger. Die Noppen an der Sportkleidung, die sie fürs Cheerleading entwickelt haben, fehlen übrigens in der neuen Kollektion. „Wir wollen alle Sportlerinnen von athletischen Sportarten ansprechen und bei den ganz Großen mitmischen“, sagt Lara Stallbaum selbstbewusst und weiß, dass die Konkurrenz Adidas und Nike heißt. Beim Cheerleading sind die Zwillingsschwestern inzwischen ausgestiegen. Aus Zeitgründen.

Gründerin aus Stade mit Spezialität aus Sri Lanka

Es sieht aus wie Frikadellen. Und schmeckt auch so – zumindest fast. Julia Huthmann aus Harsefeld (Landkreis Stade) hatte zum Start der neuen Staffel der TV-Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ an diesem Dienstag in der eigenen Küche einige Leckerbissen für ihre Präsentation vor den Investoren zubereitet. Damit konnte sie bei ihrem Pitch sogar zwei „Löwen“ für ihren vegetarischen Fleischersatz „Jacky F.“ aus Jackfruit begeistern. Das Fruchtfleisch der Jackfruit in Bio-Qualität lässt sich dank der fleischähnlichen Konsistenz zu Geschnetzeltem, Curry oder eben Frikadellen verarbeiten.

Entdeckt hatte Huthmann die tropische Stachelfrucht, als sie mit ihrem Mann drei Jahre in Sri Lanka lebte. Damals hatte sie ein vegetarisches Curry bestellt. Nach dem ersten Bissen stutzte sie, ging in die Küche und wies darauf hin, dass sie ein Gericht ohne Fleisch bestellt hatte. Die Köchin, erinnert sie sich heute, lachte und erklärte der Norddeutschen, dass es Jackfruit sei. Die heute 34-Jährige war begeistert. 2016 fing sie an, ihr Produkt hierzulande zu verkaufen. Seit vergangenem Jahr hat die Start-up-Unternehmerin ihr Geschäft ausgebaut – mit Erfolg.

"Jacky F." hat Erfolg im In- und Ausland

Produziert wird in Sri Lanka. Eine Dose kostet 3,69 Euro. 2017 hat „Jacky F.“ 110.000 Euro umgesetzt. Um unter anderem auch in die Gastronomie zu expandieren, hatte die Gründerin den Investoren zehn Prozent der Anteile für 260.000 Euro angeboten. Frank Thelen und Georg Kofler wollten mehr Einfluss und boten 260.000 Euro für 30 bzw. 35 Prozent. Huthmann handelte mit ihrem Wunschlöwen Thelen, der – sichtlich interessiert – sogar auf 25 Prozent reduzierte. Trotzdem schlug die junge Unternehmerin den Deal aus. Sie stehe zu ihrer Bewertung, sagte die Geschäftsfrau, die ihr Business komplett aus eigenen Mittel finanziert hat. „Ich muss meinen Weg gehen.“ Das war bei der Aufzeichnung der Sendung im Frühjahr.

Inzwischen hat Julia Huthmann, die zwischen ihrem Firmensitz Harsefeld und dem Wohnort Bonn pendelt, weiteres Kapital investiert. „Mein Unternehmen wächst, aber langsamer“, sagt sie selbstbewusst. 500 Bio-Läden führen „Jacky F. inzwischen bundesweit. Ihre Dosen gibt es auch in den Niederlanden, Österreich, Spanien und der Schweiz. Dazu kommt der Online-Handel. Im September kommt eine neue Variante auf den Markt: Pulled Jackfruit. „Das Fruchtfleisch ist in Barbecue-Sauce mariniert“, erklärt die Unternehmerin. Anders als das Basisprodukt ist es fertig gewürzt.