Hamburg. Unternehmen errichtet Anlage mit größtem Rotor der Welt an der A 1. Der Weltrekord ist für den Konzern allerdings eher Nebensache.
Bis vor gut einem Jahr konnte der Hamburger Windkraftanlagenbauer Nordexfür sich in Anspruch nehmen, ganz wesentlich am Bau des größten Windrads der Welt beteiligt gewesen zu sein. 230 Meter hoch ragt die Anlage im rheinland-pfälzischen Hausbay bis zur Spitze eines Rotorblattes auf, wenn dieses den höchsten Punkt über dem Erdboden erreicht. Nordex’ Höhenweltrekord für ein Windrad an Land von 2016 hielt nicht lange. Im Herbst 2017 begann in Baden-Württemberg der Bau einer Anlage, die derzeit als größte der Welt gilt. Sie ist 246,5 Meter hoch.
Doch am Dienstag hat sich Nordex einen Windrad-Weltrekord zurückgeholt. In Wennerstorf (Landkreis Harburg) vor den Toren Hamburgs wurde ein Rotor mit 149 Metern Durchmesser montiert. „Es ist der weltweit größte einer Onshore-Anlage“, sagte ein Konzernsprecher dem Abendblatt. Die drei bei Nordex in Rostock gefertigten Flügel überstreichen eine Fläche von 17.000 Quadratmetern. Das entspricht in etwa zweieinhalb Fußballfeldern. Der gewaltige Durchmesser führt dazu, dass das Windrad auch an einem Standort mit überwiegend leichtem Wind besonders effizient betrieben werden kann. Der Rotor treibt eine von Nordex neu entwickelte Turbine mit bis zu 4,5 Megawatt Kapazität an.
Weltrekord ist eher Nebensache
Der Weltrekord ist für den Konzern allerdings eher Nebensache. In dessen offizieller Mitteilung wird er noch nicht einmal erwähnt. Jörg Hempel, der Chef des Deutschlandsgeschäfts von Nordex betonte dagegen: „Wir freuen uns, zum Start der WindEnergy Hamburg dieses Leuchtturmprojekt fertiggestellt zu haben.“ Ende September treffen sich Experten aus aller Welt und Aussteller aus 40 Ländern in der Hansestadt zur Weltleitmesse der Windkraftindustrie. Nordex kann Kunden nun nicht weit von seine Zentrale in Hamburg entfernt seine modernste Technologie zeigen.
In Sichtweite der Autobahn Hamburg–Bremen nahe der Anschlussstelle Rade soll im Herbst ein zweites Windrad mit Riesenrotor und 4,5 Megawatt Kapazität errichtet werden. Die beiden Anlagen ersetzen vier 1,3-Megawatt-Windräder, die in Wennerstorf seit 2003 Strom produzierten. Bereits zwölf Jahre später entschied sich der Windparkentwickler ABO Wind, die alten Anlagen zu ersetzen und so die Kapazität um mehr als 70 Prozent zu erhöhen. Für gewöhnlich haben Windräder eine Lebensdauer von mindestens 20 Jahren.
Leise Rotorblätter
Die beiden neuen in Wennerstorf haben Leuchtfeuer, die nachts erst dann aktiviert werden, wenn sich ein Flugzeug unter 600 Meter Flughöhe nähert, die Rotorblätter lassen sich so einstellen, das sie möglichst wenig Lärm verursachen. Mit 200 Metern gehören die Kraftwerke zu den höchsten in der Region, sind aber nur 1,5 Meter größer als die an der A 7 im Hamburger Hafen. Sie waren vor knapp zehn Jahren zeitweise die höchsten der Welt.