Berlin. Die deutsche Autoindustrie hat einem Bericht zufolge nicht nur bei Dieselfahrzeugen gekungelt. Auch bei Benzinern gab es Absprachen.

Manager der fünf großen deutschen Autohersteller haben nicht nur bei Dieselfahrzeugen versucht, eine wirksame Abgasreinigung zu verhindern und sich darüber abgesprochen. Auch bei Benzinmotoren gab es offenbar gemeinsame und über Jahre hinweg erfolgreiche Verabredungen, um schärfere Abgas-Grenzwerte zu bekämpfen und den Einsatz von Partikelfiltern zu vermeiden. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf weitere Untersuchungen der EU-Wettbewerbskommission zum sogenannten 5er-Kreis.

Danach hat die EU-Kommission in den von den Autokonzernen Daimler, BMW, Porsche, Audi und VW selber zur Verfügung gestellten und bei diversen Hausdurchsuchungen beschlagnahmten Unterlagen Hinweise auf entsprechende Absprachen gefunden.

Autoindustrie wollte so Kosten vermeiden

So sollen die für die Motoren verantwortlichen Manager der Unternehmen („Antriebsleiter“) nach Protokollen ihrer Arbeitskreise bereits im Jahr 2009 entschieden haben: „Der Einsatz eines Partikelfilters soll beim Ottomotor unbedingt vermieden werden.“ Und weiter: „Die Antriebsleiter unterstützen eine gemeinsame Vorgehensweise.“

Bei der Sitzung der hierarchisch übergeordneten Entwicklungsleiter im Juni 2009 bekräftigen auch die ein solches Vorgehen: „Das Ziel einer Vermeidung einer kostenintensiven Maßnahme wie Partikelfilter wird seitens der E-Leiter bestätigt.“ Außerdem beschlossen sie ein „politisches Lobbying in Brüssel“ zu beauftragen, um schärfere Grenzwerte für den Ausstoß von Partikeln bei Ottomotoren möglichst lange zu verzögern.

Einsatz wirksamer Filter womöglich um Jahre verzögert

Tatsächlich wurden höhere Grenzwerte für den Partikelausstoß bei Ottomotoren von der EU-Kommission im Vergleich zu Dieselfahrzeugen erst mit Verzögerung eingeführt, obwohl Feinstaub aus Benzinmotoren als äußerst gesundheitsgefährdend eingestuft wird. Mit ihren Absprachen, so der „Spiegel“ weiter, haben die Hersteller möglicherweise gegen Wettbewerbsrecht verstoßen. Das prüfe die Kommission. Zudem könnte der Einsatz von wirksamen Filtersystemen dadurch um Jahre verzögert worden sein.

Die Hersteller wollten sich wegen der laufenden Untersuchungen der EU-Wettbewerbskommission nicht zu Einzelheiten äußern. (FMG)