Detroit. Die US-Justiz beschuldigt den Ex-VW-Chef Winterkorn im Abgasskandal. Er sei derzeit aber nicht inhaftiert, so die Staatsanwaltschaft.

Der ehemalige Volkswagen-Chef Martin Winterkorn ist im Dieselskandal vor dem US-Bundesgericht in Detroit angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Verschwörung zur Täuschung der Behörden bei den Abgasmanipulationen vor, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Anklageschrift hervorgeht. Inzwischen hat die US-Justiz Haftbefehl gegen Winterkorn erlassen.

Der Ex-VW-Chef ist in vier Punkten angeklagt. Ihm drohen einem Gerichtssprecher zufolge bei einer Verurteilung bis zu 25 Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 275 000 Dollar. Dabei handele es sich um das Maximum laut Strafgesetzbuch.

Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, dass Winterkorn derzeit nicht inhaftiert sei. Volkswagen wollte sich dazu nicht äußern. Winterkorn war kurz nach Bekanntwerden des Dieselskandals im Herbst 2015 von seinem Posten als VW-Chef zurückgetreten. Winterkorn hatte aber betont, sich keines Fehlverhaltens bewusst zu sein.

Volkswagen erlitt durch Skandal Imageverlust

US-Justizminister Jeff Sessions äußerte sich selbst zu dem Fall. Er erklärte schriftlich, die Vorwürfe zeigten, dass das System der Täuschung bis an die Spitze des Volkswagen-Konzerns reiche.

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    VW musste wegen des Skandals in den USA Milliarden an Strafen zahlen. Durch die Affäre wurde auch das Image des Diesels schwer beschädigt. Diese Krise hält bis heute an – allerdings kann Volkswagen immer noch hohe Absatzzahlen und Gewinne vermelden. Die US-Justizbehörden hatten zuvor bereits Strafanzeigen gegen acht amtierende und frühere Mitarbeiter des VW-Konzerns gestellt. Zwei von ihnen wurden bereits zu mehrjährigen Haftstrafen und hohen Geldbußen verurteilt.

    Gegen Winterkorn und andere Manager wird auch in Deutschland ermittelt. Zum einen wegen des Anfangsverdachts des Betruges, zum anderen wegen Marktmanipulation. Anleger klagen deswegen auf Schadensersatz in Milliardenhöhe, weil die VW-Aktie nach Bekanntwerden des Skandals auf Talfahrt ging.

    Winterkorn konnte lange auf beachtliche Karriere blicken

    Volkswagen informierte erst am 22. September 2015 per Pflichtmitteilung über erste Rückstellungen wegen des Gesetzesverstoßes in den USA. Dieser war am 18. September bekannt geworden. Der Konzern betont stets, dies rechtzeitig getan zu haben.

    Winterkorn hatte bis zu seinem Rücktritt im Herbst 2015 eine glänzende Karriere hingelegt. Zusammen mit dem früheren VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch stand er unangefochten an der Spitze des Autokonzerns - bis zum Ausbruch des Dieselskandals. Der frühere Audi-Chef Winterkorn war 2007 zum Konzernchef von Europas größtem Autokonzern Volkswagen aufgestiegen.

    Die Nachfolge Winterkorns trat im Herbst 2015 der damalige Porsche-Chef Matthias Müller an. Müller wiederum wurde erst vor kurzem von VW-Markenchef Herbert Diess an der Konzernspitze abgelöst. (dpa/rtr)