Berlin. Payback ist das größte deutsche Bonussystem. Viele Unternehmen wie Rewe oder dm beteiligen sich daran. Was sind die Vor- und Nachteile?

„Haben Sie eine Payback-Karte?“: Dieser Satz fällt täglich in deutschen Supermärkten, Drogerien, Buchhandlungen, Klamottengeschäften und Kaufhäusern. Viele Deutsche zücken auf die Frage die entsprechende Karte, um zu sparen. Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen nutzen fast drei Viertel der Deutschen Treueprogramme und Bonussysteme wie Payback.

Payback-Kunden geben beim Kauf viele Daten von sich preis und bekommen im Gegenzug Punkte gutgeschrieben, die sie später in Bargeld oder Gutscheine einlösen können. Verbraucherschützer kritisieren immer wieder, dass der Nutzer damit zum „gläsernen Kunden“ werde.

Wie groß ist die Gefahr der digitalen Selbstentblößung tatsächlich? Lohnen sich die Rabatte für den Kunden überhaupt und was für ein Unternehmen steht eigentlich hinter Payback? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum größten deutschen Bonussystem.

Wie funktioniert Payback ganz genau?

Payback appelliert ans Belohnungssystem der Schnäppchenjäger: Punkte erhält der Kunde auf seine Karte für den Einkauf im Supermarkt, für die Tankfüllung oder den Abschluss einer Versicherung. Ein Punkt entspricht dabei einem Cent. Das bedeutet, dass der Kunde für 200 Payback-Punkte zwei Euro Rabatt erhält oder sich die zwei Euro auf sein Konto gutschreiben lassen kann.

Wie viele Payback-Punkte der Käufer für jeden ausgegebenen Euro bekommt, hängt stark davon ab, wo er einkauft: Während die Drogerie dm für jeden abkassierten Euro einen Punkt springen lässt, schreiben Supermärkte wie Rewe oder Edeka ihren Kunden erst für zwei Euro einen Punkt gut. Außerdem sind einige Produkte von der Punktevergabe ausgeschlossen, unter anderem Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Tabakwaren undGeschenkkarten.

Wenn ein Kunde für 200 Euro im Supermarkt eingekauft hat, kann er einen Einkaufsgutschein von einem Euro einlösen. Weitere Optionen: Das angesammelte Guthaben kann der Kunde beispielsweise auch bei Partnerunternehmen gegenrechnen lassen, als Flugmeilen gutschreiben lassen oder er erhält Prämien im Online-Shop.

Wann wurde Payback gegründet?

Auch wenn der Name vielleicht ein US-amerikanisches Unternehmen vermuten lässt, hat der Münchner Geschäftsmann Alexander Rittweger Payback im Jahr 2000 gegründet. Er hat die Holding Loyalty Partner GmbH (rund 500 Mitarbeiter) aufgebaut, die einige der größten deutschen Bonusprogramme abwickelt: Dazu gehört zum Beispiel die Kundenkarte BahnCard mit den bahn.bonus-Service und „Miles&More“ von der Lufthansa.

Unternehmer Rittweger ließ sich für Payback als ehemaliger Berater der Lufthansa und des „Miles&More“-Programms inspirieren und setzte damit seine Idee von einem branchenübergreifenden Bonussystem um. Mittlerweile hat der Kreditkartenanbieter American Express die Loyalty Partner GmbH aufgekauft, Gründer Rittweger ist nicht mit an Bord.

Was machte Payback so erfolgreich?

Als Payback-Erfinder Rittweger das System im Jahr 2000 einführte, waren Rabattaktionen im Einzelhandel noch ein Nischengeschäft. Nur wenige Geschäfte gaben eigene Kundenkarten an die Käufer aus. Zudem bremste ein Gesetz die Unternehmen aus: Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) erlaubte Rabattaktionen nur unter strengen Auflagen, zum Beispiel anlässlich von Jubiläen und Schlussverkäufen.

Die Payback-Karten tragen viele Deutsche im Geldbeutel. Verbraucherschützer üben aber Kritik.
Die Payback-Karten tragen viele Deutsche im Geldbeutel. Verbraucherschützer üben aber Kritik. © imago/STPP | imago stock&people

Nach der Novellierung des Gesetzes und der Lockerung der Auflagen bekamen Kunden zwar von fast jedem Friseur und jeder Bäckerei eigene Kundenkarten hinterhergeworfen, die Ermäßigungen versprachen. Payback hob sich aber mit einem entscheidenden Alleinstellungsmerkmal von der Konkurrenz ab: Das Münchner Unternehmen beschränkte sich nicht auf eine Branche, sondern bot ein umfassendes Rabatte-Netz – vom Autohändler, über den Optiker bis hin zum Supermarkt. Experten sprechen vom First-Mover-Vorteil, der Erste auf dem Markt mit einer Idee zu sein, den Payback voll ausschöpfte.

Was sind Payback-Coupons?

Mit sogenannten Coupons ködert das Unternehmen die Käufer. Sie erhöhen die Punktzahl, die der Einkäufer je ausgegebenen Euro bekommt. Die Papier-Coupons schickt Payback dem Kunden gewöhnlich per Post. Sie löst der Kunde direkt beim Einkauf an der Kasse ein und bekommt dafür zum Beispiel die fünffache Punktzahl auf sein Kundenkonto oder eine Gutschrift von 200 Punkten.

Außerdem kann der Nutzer der Payback-App mit sogenannten eCoupons seine Punktzahl in die Höhe treiben. Diese Coupons muss der Nutzer zunächst auf der Website oder in der App von Payback aktivieren. Nach der Aktivierung verbucht Payback den Vorteil automatisch beim nächsten Einkauf.

Wie viele Menschen nutzen das Bonussystem?

Payback verzeichnet laut eigenen Angaben in Deutschland mehr als 30 Millionen aktive Kunden, die Payback-App haben Nutzer rund 13,5 Millionen Mal heruntergeladen (Stand Februar 2018). An dem Bonussystem beteiligen sich mehr als 40 stationäre Partner-Unternehmen (u.a. Alnatura, Apollo-Optik, Aral, Burger King, dm, Depot, Galeria Kaufhof, Rewe, Sixt, Thalia).

Sehr viel größer ist der Kreis der Online-Partner. Zu ihm gehören insgesamt rund 600 Unternehmen, darunter zum Beispiel Conrad Electronic, eBay und Zalando.

Laut Payback liegt der Jahresumsatz aller Kunden mit der Karte bei 29,8 Milliarden Euro. Die Karte zeigen Käufer laut dem Unternehmen täglich rund 4 Millionen Mal an Kassen in Deutschland vor.

Was kritisieren Verbraucherschützer?

Verbraucherschützer bemängeln, dass die Rabatte verhältnismäßig mager ausfallen. Kunden würden wegen des Bonussystems auch in den Payback-Partner-Geschäften einkaufen, wenn es bei der Konkurrenz günstigere Angebote gebe. Lesen Sie hier: Verbraucherschützer warnen vor Payback.

Außerdem warnen sie immer wieder vor dem oft genannten „gläsernen Kunden“: „Aus den im Kartenantrag freiwillig gemachten persönlichen Angaben können zusammen mit den Umsatzdaten Nutzungs- oder sogar Kundenprofile erstellt werden. Je öfter der Kunde die Rabattkarte einsetzt, desto genauer also kann sein Konsumverhalten beobachtet und entsprechende Prognosen für die Zukunft aufgestellt werden“, heißt es seitens der Verbraucherzentrale.

Und weiter: Name, Adresse und Geburtsjahr (nicht vollständiges Geburtsdatum) dürften auch ohne Einverständnis zu Werbezwecken weitergegeben werden, solange der Kunde nicht widerspreche. Das müsse sich der Kunde bewusst machen. (les)

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