Frankfurt/Hamburg. Harter Arbeitskampf droht. Knackpunkt ist die Wochenarbeitszeit. Die Tarifparteien stehen sich unversöhnlich gegenüber.

Die Tarifrunde in der deutschen Metall- und Elektroindustrie mit ihren rund 3,9 Millionen Beschäftigten geht in die entscheidende Phase. DieIG Metallwill sich nicht lange mit den gerade begonnenen Warnstreiks aufhalten, die bereits ab heute – auch in Norddeutschland – zu stundenweisen Ausständen mit Zehntausenden Teilnehmern führen werden. Sollte eine Annäherung bis Ende Januar nicht erkennbar sein, will die Gewerkschaft entweder zu ihren neuen 24-Stunden-Warnstreiks greifen oder gleich zur Urabstimmung für Flächenstreiks.

Ein unbefristeter Arbeitskampf in den auf Hochtouren laufenden Schlüsselbranchen wie Auto, Maschinenbau und Elektro wäre für die Unternehmen schmerzhaft und durchaus außergewöhnlich. Der letzte Metall- und Elek­tro-Streik datiert aus dem Jahr 2003, als die IG Metall auch im Osten die 35-Stunden-Woche durchsetzen wollte und damit nach vier Streikwochen krachend scheiterte. Immer noch müssen ostdeutsche Tarifbeschäftigte für das gleiche Geld drei Stunden in der Woche länger arbeiten als ihre Kollegen im Westen.

Einstieg in die 28-Stunden-Woche

Jetzt hat die mächtigste und auch finanzkräftigste Gewerkschaft Deutschlands neben sechs Prozent mehr Geld ein schwieriges Arbeitszeitthema aufgerufen: Jeder Beschäftigte soll das Recht erhalten, seine Wochenarbeitszeit für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren von 35 auf 28 Stunden zu reduzieren. Nicht wenige Beschäftigte sollen zusätzlich einen unterschiedlich ausgestalteten Teil-Lohnausgleich erhalten: alle Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder sowie Beschäftigte, die zu Hause Angehörige pflegen.

Wie viele Menschen in den Genuss des als „tarifliche Sozialleistung“ gepriesenen Lohnausgleichs kommen könnten, ist umstritten: Die Arbeitgeber befürchten mehr als zwei Drittel. Es drohe ein faktischer Einstieg in die 28-Stunden-Woche, warnt Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger und weist auf dünne Personaldecken hin. „Uns fehlt heute schon das Personal, um die Aufträge hier in den deutschen Werken abarbeiten zu können. Den Engpass darf man nicht noch verschärfen.“ Viel lieber würde Gesamtmetall flexiblere Arbeitszeitmodelle vereinbaren, die auch eine generelle Ausweitung nach oben zu 40 Stunden Wochenarbeitszeit ermöglichten.

Die IG Metall ist indes der Meinung, dass nur ein kleinerer Teil der um die 40 Prozent Anspruchsberechtigten beruflich kürzertreten würde. Der Chef der IG Metall Küste, Meinhard Geiken, hat für die Klagen der Arbeitgeber ohnehin kein Verständnis: „Wer jetzt über Fachkräftemangel klagt, muss sich fragen lassen, ob er in der Vergangenheit genug für die Ausbildung von Nachwuchskräften getan hat. Dazu braucht es eine Ausbildungsquote von etwa acht Prozent. Es gibt leider viele Betriebe, die davon sehr weit entfernt sind.“