Hamburg. Hauptgeschäftsführerin Christi Degen erhält 49 von 57 Stimmen. Auch neue Gebührenordnung beschlossen.

Das Geschenk für die neue Hauptgeschäftsführerin passte sogar besser, als Handelskammer-Präses Tobias Bergmann vermuten konnte: Unmittelbar nach der Wahl überreichte er Christi Degen einen Kompass in einem gläsernen Gehäuse – als Anspielung auf die maritime Atmosphäre ihrer neuen Heimat und auf die von der Kammer angestrebte Transparenz. Wenige Minuten zuvor, noch als Kandidatin, hatte sich Degen selbst in einer Kurzvorstellung vor den Mitgliedern des Plenums als „Entdeckungsreisende“ charakterisiert, aber auch als „Modernisiererin und Vermittlerin“.

Letzteres Talent wird sie als Kammer-Chefin unter Beweis stellen müssen, wie schon das Ergebnis ihrer Wahl andeutet: Degen erhielt 49 Ja-Stimmen, aber immerhin sieben Plenarier votierten gegen sie und einer enthielt sich. Dabei gehörten nur drei der Mitglieder des Gremiums nicht dem von Bergmann angeführten Bündnis „Die Kammer sind Wir“ an. Gleich am Montag soll Degen mit der Arbeit beginnen. „Packen wir’s an“, sagte die durch eine schwere Erkältung sichtlich geschwächte 53-jährige. „Wir haben die Chance, die Kammer zum Reformmodell für die IHK-Organisation insgesamt zu machen.“

Nachfolgerin von Schmidt-Trenz

Die gebürtige Rheinländerin war bis Ende April Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Oberfranken in Bayreuth, bis sie dort überraschend gehen musste. Degen übernimmt in Hamburg die Nachfolge des langjährigen Kammer-Chefs Hans-Jörg Schmidt-Trenz, von dem sich die neue Führung nach den Plenarwahlen im Mai getrennt hat. Schmidt-Trenz hatte ein Jahresgehalt von rund einer halben Million Euro bekommen – und sich damit den Zorn der „Kammer-Rebellen“ um Bergmann zugezogen.

Dieser erklärte, man habe mit Christi Degen eine „hervorragende Hauptgeschäftsführerin gefunden“, die mit ihrer Fachkompetenz und Erfahrung die anstehenden Veränderungen in der Handelskammer maßgeblich gestalten und voranbringen werde.

Reputation zurückgewinnen

„Es ist zu begrüßen, dass nach einem sehr langen Prozess nun endlich die Position der Hauptgeschäftsführung besetzt wurde“, sagte Niels Pirck, Geschäftsführer der Haspa-Direkt und einer der drei unabhängigen Plenumsmitglieder. Bisher sei der Handelskammer durch die Arbeit des Präsidiums ein „enormer Reputationsschaden“ entstanden und es zeichne sich der „Weg in die Isolation zu anderen Verbänden und Kammern“ ab, so Pirck. Für die neue Hauptgeschäftsführerin gelte es, „die positive Reputation der Hamburger Handelskammer wieder herzustellen und das Vertrauen der Mitarbeiter in die Führung zurückzugewinnen.“

Im Vorfeld der Nominierung von Degen war es allerdings reichlich holprig zugegangen. Zunächst wollte Bergmann bereits Anfang Oktober einen Nachfolger für Schmidt-Trenz vorstellen. Es dauerte bis Mitte November, bis der Präses seinen Vorschlag verkünden konnte. Nach Informationen des Abendblatts hatte eine „Findungskommission“ zunächst fünf Kandidaten – interne und externe – in die nachher engere Wahl genommen, am Ende waren es sechs. Mindestens ein Wunschkandidat des Präsidiums sprang ab, über die anderen Namen stritt man intern lange. Noch zwei Tage vor Veröffentlichung der Entscheidung hatte eigentlich ein anderer Kandidat bereits das Rennen gemacht.

Diskussion um Austritt aus IHK Nord

Diskussionsstoff bot im Plenum am Freitag auch der Beschluss des Kammer-Präsidiums, zum Jahresende 2018 aus der IHK Nord auszutreten. Bergmann begründete das nicht zuletzt mit den Gebühren von 240.000 Euro, die man für die Mitgliedschaft in der IHK Nord zahle. Vertreter des Industrieausschusses und des Verkehrsausschusses der Handelskammer erklärten jedoch, ihre Mitglieder sprächen sich für einen Verbleib in der IHK Nord aus. Bergmann will nun in der nächsten Plenarsitzung am 19. Januar einen „verbindlichen Beschluss zum weiteren Vorgehen“ herbeiführen.

Mit großer Mehrheit beschlossen wurde am Freitag die Änderung der Beitragsstruktur. Demnach sinken die Gebühren künftig für etwa 99 Prozent der Beitragszahler (das Abendblatt berichtete). Für rund 370 der rund 160.000 Mitgliedsunternehmen könnten sich die Abgaben durch die neue Beitragssatzung hingegen erhöhen – das ergebe eine Berechnung auf Basis der Zahlen des Jahres 2016, erklärte der Plenarier Stefan Duphorn. Dabei handele es sich um Firmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz.

Gebührensenkungen geplant

Während die Gebührensenkungen für die kleineren Betriebe zu Mindereinnahmen von 3,1 Millionen Euro führen, erwartet die Kammerführung auf Basis der Änderungen bei den Einnahmen unter dem Strich nach Angaben von Dup­horn sogar ein leichtes Plus von gut 300.000 Euro. „Profitable Kleinunternehmen haben in der Vergangenheit oft einen höheren Beitrag als Großunternehmen gezahlt“, sagte Bergmann. „Die Änderung der Beitragsregeln führt also zu mehr Solidarität.“

Zur mittelfristigen Finanzplanung hieß es, die Summe der Mitgliedsbeiträge solle im Zeitraum zwischen 2020 und 2023 von derzeit rund 40 Millionen auf künftig 20 Millionen Euro reduziert werden. „Damit schaffen wir eine schlanke Kammer, die aber weiterhin schlagkräftig bleibt“, so Bergmann.