Dubai/Paris. US-Investor will auf einen Schlag 430 Mittelstreckenjets aus der A320neo-Serie kaufen – Wirtschaftssenator Horch freut sich mit.
Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat die größte Bestellung seiner Geschichte eingefädelt. Der US-Investor Indigo Partners will auf einen Schlag 430 Mittelstreckenjets aus der A320neo-Familie kaufen. Das teilte die Unternehmen bei der Unterzeichnung eines Vorvertrags am Mittwoch auf der Luftfahrtmesse in Dubai mit.
Laut Preisliste hat das Geschäft einen Wert von 49,5 Milliarden US-Dollar (42,2 Mrd Euro), bei Aufträgen dieser Art sind jedoch hohe Rabatte üblich. Die Jets sollen bei Indigo Partners' Billigfluglinien Frontier Airlines (USA), JetSmart (Chile), Volaris (Mexiko) und Wizz Air (Ungarn) zum Einsatz kommen.
Airbus zieht an Rivalen Boeing vorbei
Mit dem historischen Deal zieht Airbus bei der Dubai Air Show an seinem US-amerikanischen Erzrivalen Boeing vorbei. Sollte Indigo Partners den Vorvertrag noch vor dem Jahresende in eine verbindliche Bestellung umwandeln, würde dies dem von Korruptionsermittlungen erschütterten europäischen Konzern deutlichen Rückenwind verschaffen.
Bisher plätscherten die Bestellungen in diesem Jahr eher vor sich hin, bis Ende Oktober konnte Airbus lediglich Neuaufträge über 288 Flugzeuge einsammeln. Zugleich will Konzernchef Tom Enders bis zum Jahresende rund 720 Verkehrsjets ausliefern. Mit dem Rekordauftrag von Dubai in den Büchern würde der Auftragsbestand des Herstellers entgegen bisherigen Erwartungen doch nicht schrumpfen.
Die Indigo-Partners-Bestellung umfasst 273 Exemplare in der Standardversion A320neo und 157 Flieger in der längsten Version A321neo. Die „Neos“ sind die modernisierte Neuauflage der Mittelstreckenjets. Dank neuartiger Triebwerke verspricht diese einen deutlich geringeren Spritverbrauch.
Größter Auftrag der Airbus-Geschichte
Es ist der größte Auftrag in der Firmengeschichte von Airbus. Bisher war auf Platz eins eine Order des indischen Billigfliegers IndiGo, der trotz des ähnlichen Namens nichts mit dem US-Investor Indigo Partners zu tun hat. Die Inder hatten 2015 insgesamt 250 Flugzeuge zu einem Listenpreis von 27 Milliarden Dollar bestellt.
Das neue Geschäft ist auch eine Art Krönung für Airbus-Verkaufschef John Leahy, der nach einer Karriere über mehrere Jahrzehnte vor seinem Ruhestand steht. Er zog in seiner Zeit bei Airbus Aufträge über Flugzeuge im Wert von mehr als einer Billion Dollar an Land. Leahy hat einen großen Anteil daran, dass sich der europäische Hersteller zum praktisch einzigen großen Konkurrenten des immer noch weltgrößten Flugzeugbauers Boeing entwickelt hat.
Horch freut sich für Standort Hamburg
Profitieren von dem Airbus-Deal wird auch der Standort in Hamburg-Finkenwerder, wo unter anderem große Teile der Rumpfsektionen aller Airbus-Modelle entwickelt, montiert und ausgerüstet werden. Entsprechend freute sich am Mittwoch auch Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) mit dem Flugzeugbauer über den "Exportschlager" aus der Hansestadt. "Der Luftfahrstandort Hamburg ist um einen unglaublichen Superlativ reicher geworden", sagte er nach Bekanntwerden des Mega-Auftrags: "Das rückt den Standort Hamburg in den Fokus der internationalen Luftfahrt und sichert viele Arbeitsplätze.“
Ein wichtiger Baustein für den Erfolg des Luftfahrtstandortes sei laut Horch das Spitzencluster Hamburg Aviation, in dem alle wichtigen Unternehmen der Branche aktiv sind. "Wenn ich in Hamburg Veranstaltungen der Luftfahrtindustrie besuche, bin ich jedes Mal aufs Neue sowohl von der Innovationskraft der Unternehmen als auch von der Vernetzung aller Akteure beeindruckt", sagte der 69-Jährige.
Zuvor lief die Dubai Air Show eher schlecht
Für Airbus ist es auch deshalb eine positive Nachricht, weil die Dubai Air Show bisher schlecht lief - vor allem in puncto Bestellungen für den Großraumflieger A380, Sorgenkind des Konzerns. Hier warten Aktionäre und Experten eigentlich auf eine weitere große Bestellung der Fluglinie Emirates.
Die Rede ist dabei von einem Auftrag über 36 weitere A380 zu einem Listenpreis von knapp 16 Milliarden Dollar - doch bisher kann Airbus hier keinen Erfolg vermelden. Stattdessen unterschrieb Emirates zum Messestart am Sonntag ausgerechnet einen Vorvertrag über 40 „Dreamliner“-Jets von Boeing und brüskierte bei der Bekanntgabe des Deals die bereits erschienenen Airbus-Manager.