Hamburg. Volkswagen hat seine Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt. Der Betriebsgewinn des Konzerns stieg deutlich auf 4,3 Milliarden Euro.

  • Volkswagen trotzt Dieselskandal und laufenden Kartellermittlungen
  • Der Autobauer fuhr zuletzt einen Rekordgewinn ein
  • Auf 4,3 Milliarden Euro kletterte im dritten Quartal der Betriebsgewinn

Volkswagen hat inmitten des Dieselskandals und laufender Kartellermittlungen einen Rekordgewinn eingefahren. Der um Sondereinflüsse bereinigte Betriebsgewinn kletterte im dritten Quartal überraschend deutlich um 15 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro, wie die Wolfsburger am Freitag mitteilten. Analysten hatten im Schnitt mit einem Ergebnis knapp unter vier Milliarden gerechnet. Seit Anfang des Geschäftsjahres stieg der Nettogewinn bei Volkswagen somit um über 30 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro.

Abzüglich weiterer Rückstellungen für den Dieselskandal in den USA halbierte sich das operative Ergebnis im dritten Quartal fast auf 1,72 Milliarden Euro. Auch hier hatten Experten weniger erwartet. Der Quartalsumsatz erhöhte sich um rund sechs Prozent auf 55 Milliarden Euro. An der Börse zählte die Volkswagen-Aktie mit einem Plus von rund zwei Prozent zu den größten Gewinnern im Leitindex Dax.

13,2 Milliarden Euro Betriebsgewinn

Bei der operativen Rendite erwartet der weltgrößte Autobauer nun, dass die bisher für 2017 in Aussicht gestellte Spanne von 6,0 bis 7,0 Prozent „moderat“ übertroffen wird. Mehrere Analysten hatten bereits mit einer Prognoseerhöhung gerechnet, da Volkswagen schon zur Jahresmitte über dieser Spanne gelegen hatte. Den Ausblick für den Umsatz bekräftigte das Management um Konzernchef Matthias Müller. Demnach sollen die Erlöse in diesem Jahr um mehr vier Prozent zulegen.

Gespaltener VW Bulli fährt trotzdem noch

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    In den ersten neun Monaten kletterte der Betriebsgewinn vor Sondereinflüsse um 17 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro. „Das ist ein starkes Fundament, auf das wir aufbauen können,“ betonte Finanzchef Frank Witter. Mit einer Nettoliquidität von mehr als 25 Milliarden Euro im Kerngeschäft habe Volkswagen zudem ein ausreichendes Finanzpolster.

    Nachrüstungen schmälern Gewinn

    Das ist auch nötig, denn ein Ende von „Dieselgate“ ist noch nicht absehbar. Auch gut zwei Jahre nach Bekanntwerden der Manipulation von Abgaswerten musste Volkswagen seine Rückstellungen aufstocken, weil die Nachrüstung und der Rückruf der betroffenen rund 500.000 Fahrzeuge mit 2,0-Liter-Dieselmotor stockt. Im dritten Quartal schlug deswegen bisher nicht kalkulierte Kosten von knapp 2,6 Milliarden Euro zu Buche, die den Betriebsgewinn schmälerten.

    Woran es in den USA im Einzelnen hakt, ist bisher nicht bekannt. Volkswagen hat bisher lediglich mitgeteilt, dass die Umsetzung des Rückkauf- und Nachrüstprogramms zur Entschädigung der Autobesitzer der betroffenen 2,0-Liter Fahrzeuge erheblich langwieriger und technisch anspruchsvoller sei als erwartet. Analysten vermuten, dass der Konzern den Wert Tausender Fahrzeuge, die auf Sonderparkplätzen abgestellt sind, abschreiben musste.

    Rückstellungen von 25,1 Milliarden Euro

    Volkswagen hatte im vergangenen Jahr mit Anwälten und US-Behörden einen Milliarden-Kompromiss ausgehandelt, der die Reparatur und den Rückkauf von betroffenen Fahrzeugen sowie Entschädigungen vorsieht. Einschließlich Strafen und Investitionen in die Elektromobilität, die Volkswagen als Teil der Wiedergutmachung in den USA zusagen musste, beliefen sich die Rückstellungen bisher auf 25,1 Milliarden Euro. Davon haben die Wolfsburger allein in diesem Jahr 14,5 Milliarden Euro ausgegeben. (rtr)