Berlin. Tesla-Gründer plant eine Art “Rohrpost“ für den Menschen. In fensterlosen Kabinen geht es mit Hochgeschwindigkeit durch Europa.

Mal eben an einem Tag zum Oktoberfest nach München reisen und zurück? Oder zum Kaffeetrinken von Hamburg an den Gendarmenmarkt in Berlin? Der US-Unternehmer Elon Musk will das möglich machen – mit einer Art gigantischer Rohrpost, die Personen und Güter in Kapseln durchs Land schießen soll. Jetzt hat sein Team die Vision für Europa in Amsterdam vorgestellt. In Deutschland sieht das Konzept eine Hochgeschwindigkeits-Ringlinie vor. Ob die Vision Wirklichkeit wird, ist allerdings offen.

Hyperloop One heißt die Firma, die das Konzept umsetzen will. Die Idee: Röhren mit einem Durchmesser von unter drei Metern sollen Großstädte verbinden. Durch diese Röhren werden Kapseln mit bis zu Tempo 1200 geschickt. In der Röhre soll fast Vakuum herrschen, den Abstand der Kapseln zu den Röhrenwänden ein elektromagnetisches Feld gewährleisten. Die Röhren sollen auf Ständern etwa entlang von Autobahnen verlaufen. Von Berlin über Hamburg, Köln, Frankfurt, Stuttgart, München und Nürnberg wieder nach Berlin soll die Ringlinie führen. Für die Strecke Berlin–Hamburg ist eine Fahrtzeit von 20 Minuten vorgesehen, für Hamburg–Köln 30 Minuten.

Ob die Strecken je gebaut werden, ist völlig unklar

Was wie aus einem Science-Fiction-Roman klingt, erhält seinen Reiz dadurch, dass es doch irgendwie machbar klingt. Und durch die Person hinter der Idee: Elon Musk zeigt bereits mit seinen Elektroautos der Marke Tesla, wie sich ein Markt umkrempeln lässt. Und er betreibt mit SpaceX auch eine Firma, die wiederverwendbare Raketen baut und inzwischen die Internationale Raumstation ISS versorgt.

Vielleicht ist Hyperloop also doch nicht so fantastisch. Der Energiebedarf soll deutlich unter dem von Auto, Zug oder Flugzeug liegen, eine Fahrkarte nur wenig teurer als ein Zugticket sein. Inzwischen nutzt Hyperloop in der Wüste des US-Bundesstaats Nevada eine 500 Meter lange Teststrecke, Fahrversuche mit Gütern laufen. Eine 30 Meter lange Kapsel für bis zu 40 Personen ist im Bau.

Weltweites Interesse

Das Projekt inspiriert weltweit die Ingenieure: Einen ersten internationalen Wettbewerb für die Kapseln gewann ein Team aus den Niederlanden, die Gruppe der Technischen Universität München lieferte das schnellste Kapseldesign ab. An der niederländischen TU Delft will ein Start-up eine 30 Meter lange Teststrecke eröffnen. Die Röhren stehen schon. Die für Europa vorgesehenen Strecken sind aus einem internationalen Wettbewerb hervorgegangen. Ob sie je gebaut werden, ist aber unklar.

Hyperloop jedenfalls ist sicher, dass sich das System bauen und wirtschaftlich betreiben lässt. Vor allem Letzteres bezweifeln Experten und erwarten enorm hohe Kosten, um die Technik im großen Stil einsetzen zu können. Denn um die Kapseln auf bis zu Tempo 1200 zu beschleunigen, muss in der Röhre ein sehr geringer Druck herrschen. Wie sich so etwas in Hunderte Kilometer langen Röhren sicherstellen lässt, ist offen.

Fensterlose Kabinen

Die Reise könnte zudem recht unruhig werden. Und: Die Fahrgäste würden in engen, fensterlosen Kabinen reisen. Auch Sicherheitsbedenken gibt es, etwa wie sich im Notfall Passagiere aus den Röhren retten lassen. In Deutschland dürfte es ein anderes wesentliches Hindernis geben: das Planungs- und Baurecht. Denn ein Röhrensystem mit Bahnhöfen, Brücken und Tunneln, wie Hyperloop es plant, wäre ein erheblicher Eingriff in die Landschaft. Ob etwa Bayern, das schon Windkraftanlagen und Hochspannungsleitungen als pro­blematisch ansieht, aufgeständerte Röhren zulässt, scheint unwahrscheinlich.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist man dagegen bereits weiter: Abu Dhabi will untersuchen lassen, ob eine 142 Kilometer lange Verbindung machbar ist. Die Trasse würde größtenteils durch die Wüste führen. Und: Die Scheichs aus dem Öl-Emirat hätten auch das nötige Geld.