Hamburg. Bank leidet unter Vorgaben des Gesetzgebers. Vorstandssprecher Stefan Kram will mit neuen Produkten wieder mehr Kunden gewinnen.

Mit dem Ausbau der Baufinanzierung und neuen Angeboten bei der Wertpapieranlage will die PSD Bank Nord in diesem Jahr ihr Geschäft ankurbeln. „In unser Produkt Baufinanzierung Flex haben wir viel investiert, jetzt wollen wir die Ernte einfahren“, sagt der neue Vorstandssprecher Stefan Kram im Gespräch mit dem Abendblatt. Er hat Anfang des Jahres Dieter Jurgeit abgelöst, der nun in Bonn Vorstandsvorsitzender des Verbands der insgesamt 14 PSD-Banken geworden ist.

„Bei einem neuen Auto sieht man, was man bekommt, bei einer Dienstleistung wie einer Baufinanzierung gibt es einen großen Erklärungsbedarf“, sagt Kram. So sind bei dem neuen Produkt der PSD Bank Nord während der Laufzeit bis zu sechs Ratenpausen möglich, um unvorhergesehene finanzielle Engpässe zu überwinden. Die Laufzeiten der Zinsbindung können flexibel zwischen fünf und 15 Jahren gewählt werden und die vereinbarte Kreditsumme kann nachträglich noch aufgestockt werden. Die Resonanz sei erfreulich, sagt Kram. Jeder vierte Kunde interessiere sich bisher für die Zusatzbausteine. „Schon die ersten Wochen des neuen Jahres sind bei der Baufinanzierung gut angelaufen“, sagt Kram. „In diesem Jahr rechnen wir mit einem Neugeschäft von 300 Millionen Euro.“

Vergangenes Jahr lief es schlecht

Im vergangenen Jahr lief es dagegen gar nicht gut. „Die kurzfristige Umsetzung der Wohnimmobilienrichtlinie zu Jahresbeginn 2016 hat unseren Geschäftserfolg nachhaltig beeinträchtigt“, sagt Kram. Das Neugeschäft bei Baufinanzierungen betrug nur 205 Millionen Euro. Gegenüber 2015 ist das ein Rückgang um ein Drittel. Ohne Übergangsfrist musste die Prüfung der Kreditanträge zum 21. März 2016 aufgrund neuer Vorgaben des Gesetzgebers komplett umgestellt werden.

„Die Vorbereitungszeit zwischen Verabschiedung des Gesetzes und Inkrafttreten war viel zu kurz“, sagt Kram heute. Mehr als die Hälfte des Rückgangs bei den Baufinanzierungen schreibt Kram den organisatorischen Problemen zu. Außerdem haben es jetzt einzelne Gruppen schwieriger, einen Baukredit zu bekommen. Das betrifft junge Familien und Baufinanzierer, die älter als 55 Jahre sind. Denn die Vorgaben sind strenger.

Kreditwürdigkeitsprüfung

Bis zu der Neuregelung stand die finanzielle Belastung während der Zinsbindungsfrist, also meistens zehn oder 15 Jahre, im Mittelpunkt. Ist der Kreditnehmer in diesem Zeitraum kreditwürdig? Künftig muss von der Bank der gesamte Finanzierungszeitraum, also oft Jahrzehnte, betrachtet und dafür eine Kreditwürdigkeitsprüfung vorgenommen werden. „Zins und Tilgung müssen ausschließlich aus dem laufenden Einkommen über den gesamten Finanzierungszeitraum bedient werden“, sagt Kram. Der Wert der Immobilie, finanzielle Hilfen der Eltern oder Ersparnisse spielen keine Rolle mehr.

Probleme kann es somit geben, wenn ein Einkommen wegen der Geburt eines Kindes wegfällt oder das Gehalt von der niedrigeren Rente abgelöst wird. Zwar will der Gesetzgeber die neuen Regelungen noch einmal im Interesse der Kunden nachbessern, doch Kram ist sich nicht sicher, ob das noch bis zu den Bundestagswahlen erfolgen wird.

„Immer mehr Konkurrenten“

„Entgegen dem Trend in der Branche haben wir 2016 eine der größten Personalaufstockungen in der Geschichte der Bank vorgenommen“, sagt Kram. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um 15 Prozent auf 175. Dabei handelt es sich nicht nur um Bankkaufleute, sondern auch um Online- und IT-Experten, denn die Bank, deren Geschäftsgebiet sich von Oldenburg bis Schwerin und von Lübeck bis Osnabrück erstreckt, gewinnt zunehmend Kunden im Internet. Das gilt nicht nur für Baufinanzierungen, sondern auch für Ratenkredite. Das Neugeschäft ging bei Ratenkrediten von 22 auf 16 Millionen Euro zurück.

„In dieses Geschäftsfeld, insbesondere bei der Vermittlung über das Internet, treten immer mehr Konkurrenten ein“, sagt Kram. Straf- oder Negativzinsen soll es bei der PSD Bank zunächst nicht geben. „Wir planen das nicht“, versichert Kram. Mit Blick auf Wettbewerber, die dies bereits praktizieren, sagt er allerdings: „Wenn das mehr Banken machen, dann kann es sein, dass wir mit Kundengeldern überschwemmt werden. Dann müssen wir neu überlegen.“ Ein Vorteil der Genossenschaftsbank sei, dass die Spareinlagen in das Baufinanzierungsgeschäft fließen. „Einen Überhang an Spargeldern haben wird nicht“, versichert Kram.

Bilanzsumme gestiegen

Auch bei den extrem niedrigen Zinsen sind die Spareinlagen um drei Millionen auf 574 Millionen Euro gestiegen. Das Geschäft mit Wertpapieren (Aktien, Fonds und festverzinsliche Wertpapiere) blieb mit 100 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. „Wir wollen das Wertpapiergeschäft auf der Basis von Investmentfonds ausbauen“, kündigt Kram an. „Mit den niedrigen Zinsen kann man keine Altersvorsorge aufbauen.“ Das neue Angebot für Einmalzahlungen und Sparpläne beschränkt sich nicht nur auf die Fonds des Verbundpartners Union Investment, sondern bezieht alle Anbieter mit ein. Kostengünstige Anlagen stehen dabei im Mittelpunkt.

Im vergangenen Jahr stieg die Bilanzsumme der PSD Bank Nord leicht um 6,1 Millionen Euro auf 1,87 Milliarden Euro. Der Zins- und Provisionsüberschuss sank um fast eine Million Euro auf 34,8 Millionen Euro. 7,2 Millionen Euro werden für die Stärkung des Eigenkapitals aufgewendet.