Hamburg. Das Familienunternehmen ist auf Expansionskurs und hat große Pläne für Jim Block, das Block House und auch das Hotel Grand Elysée.
Vor der Theke warten ausnahmsweise mal nur zwei junge Männer. Eine Mutter mit drei Kindern hat sich gerade an einem der langen Holztische niedergelassen, hungrig machen sie sich über Hamburger und Pommes Frites her. Es ist 16.30 Uhr, die ruhige Phase vor dem Abendgeschäft in der Burger-Braterei Jim Block. An einem Tisch sitzt ein älterer Herr in Hemd und Krawatte, schaut sich um. „Zum Essen braucht man eine heimelige Atmosphäre, es sollte nicht zu modern sein“, sagt Eugen Block, zu dessen Gastronomie-Imperium die Hamburger-Kette Jim Block gehört.
Die Jim-Block-Filiale am Langenhorner Markt ist gerade erst eröffnet worden. Es ist die Nummer zwölf mit leicht verändertem Design: viel helles Holz, gedämpftes Licht und große Hamburg-Lichtbilder. Block ist zufrieden, na ja, fast zufrieden. „Unter der Salattheke muss die Farbe noch ausgetauscht werden“, sagt er. Der 76-Jährige gilt als einer, der bis ins kleinste Detail mitdenkt. Seit fast 50 Jahren ist er im Geschäft. Den Aufsichtsratsvorsitz der Block Gruppe hatte er im vergangenen Jahr abgegeben, seit der Umstrukturierung sitzen seine drei Kinder in dem Gremium. Block ist aber nach wie vor Mehrheitsgesellschafter. „Alle unsere Betriebe sind in der Gewinnzone“, erklärt er und trinkt einen Schluck Mineralwasser. Erst jetzt klingt er wirklich zufrieden.
Block House ist auf Expansionskurs
Das Familienunternehmen ist weiterhin auf Expansionskurs. Der Umsatz konnte 2016 um acht Millionen auf 368 Millionen Euro gesteigert werden. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 2371 auf 2461 in Deutschland. In Essen eröffnet im Oktober 2017 das 50. Block House, bereits im Februar wird das erste Restaurant der Steakhaus-Kette in Österreich am Wiener Naschmarkt aufmachen. „Unser Unternehmen wird weiter wachsen. Wir haben auch schon neue Standorte im Blick“, sagt Stephan von Bülow, Vorsitzender der Geschäftsführung der Block Gruppe.
Dabei steht zunehmend auch das Ausland auf dem Programm. Polen, die Niederlande, Skandinavien und auch Großbritannien seien interessante Märkte. Auch hier würden bereits Gespräche geführt, so von Bülow weiter. Während die Gruppe sämtliche 39 Restaurants in Deutschland selbst führt, werden die neun Häuser im Ausland – in Spanien, Portugal und der Schweiz – von Franchisenehmern betrieben.
Auch das Wachstum der Burger-Restaurants Jim Block, die zurzeit 273 Mitarbeiter haben und einen Jahresumsatz von 23 Millionen Euro machen, soll in Zeiten des Burger-Booms vorangetrieben werden. Aktuell gibt es neun Filialen in Hamburg, zwei in Berlin und eine in Hannover: „Der Plan ist, zwei bis drei weitere Restaurants pro Jahr zu eröffnen. Dabei sind wir natürlich auch auf der Suche nach weiteren attraktiven Lagen in Großstädten wie Frankfurt oder München“, sagt von Bülow.
Ursprünglich sollten es bis 2020 bereits 30 Restaurants sein. Dieses Ziel wird Jim Block jedoch nicht mehr erreichen. „Die Herausforderung ist es, die passenden Standorte zu finden, und das zieht sich manchmal hin. Da sind wir sehr akribisch. Die meisten Angebote entsprechen nicht unseren Kriterien“, so von Bülow.
Eugen Block bezeichnet sich selbst als „Bremser“
„Größe allein kann nicht unser Ziel sein“, lautet die Devise von Eigentümer Eugen Block, der sich auch als „Bremser“ bezeichnet – und das ist nicht ironisch gemeint. Die Konkurrenz auf dem Markt mit dem Fleischstück im Brötchen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. „Der Burger-Markt verändert sich rasant und wird sich anders entwickeln als in den USA, zulasten traditioneller Gerichte wie etwa der Bratwurst“, prognostiziert Eugen Block, der 1973 die erste Jim-Block-Filiale in der Spitaler Straße eröffnet hat und Burger auf dem Teller mit Messer und Gabel servierte – damals ein Novum in Deutschland.
Nach Angaben des Marktforschungsinstituts NPD-Group lag das Wachstum im Burger-Markt 2015 bei 3,5 Prozent, bei Edel-Burgern sogar bei 20 Prozent. „Wir beobachten den Markt intensiv, sind aber zuversichtlich, dass sich unsere hohe Qualität weiterhin durchsetzen wird“, sagt Block-Gruppen-Chef von Bülow. Auch das Sortiment soll in den nächsten Monaten erweitert werden, unter anderen um Vollkorn-Brötchen: „Die Kunden legen Wert auf gesunde Zutaten“, so von Bülow. Das Selbstbedienungskonzept wird beibehalten. Allerdings gibt es eine Neuheit: Künftig finden die Kunden auch eine Servicekraft, die das am Tresen bestellte Essen bei Bedarf an den Tisch bringt, etwa für Familien.
Millionen sollen im Grand Elysée investiert werden
Millioneninvestitionen plant die Block Gruppe in ihr Luxushotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee: In diesem Jahr soll die Modernisierung von rund 300 Zimmern abgeschlossen werden, der Empfang, die Lobby sowie die Bar neu gestaltet werden. „Das Elysée-Hotel will die Nummer eins in Europa werden“, gibt Eugen Block selbstbewusst die Marschrichtung für die nächsten Jahre vor. Eine weitere wichtige Veränderung ist, dass Tochter Christina seit dem Sommer offiziell „die neue Repräsentantin“ des Hotels ist.
Ein Zeichen, dass für den 76-Jährigen die Zeit der Übergabe gekommen ist? Im Sommer 2016 hatte der Erfinder der Systemgastronomie in Deutschland angekündigt, dass er sich aus dem aktiven Geschäft zurückziehen wolle. „Die Block-Gruppe bleibt zu 100 Prozent im Familienbesitz“, stellt Block klar. Seine drei Kinder sollen zu gleichen Teilen erben. Aber er sagt auch: „Christina ist im Hotel das Gesicht des Gründers Eugen Block nach meinem Tod, die Garantin für das Familienunternehmen und schon heute die Repräsentantin der Gesellschafter.“
Hintergrund ist ein Streit mit Sohn Dirk, der seit 2011 nicht mehr im Unternehmen arbeitet und eigene Gastronomie-Konzepte (L’Osteria, SoHoChicken) verfolgt. Dem jüngsten Sohn, Philipp, werden keine unternehmerischen Ambitionen nachgesagt. „Ich bin überzeugt, dass ein Unternehmen durch Gremien besser geführt werden kann“, sagt Block Senior. Seinen Rückzug hat er nicht zum ersten Mal angekündigt, aber – das ist neu – der Unternehmer hat kein eigenes Büro mehr in der Firmenzentrale in Hummelsbüttel.
So richtig aufhören kann Eugen Block nicht
Zwei- bis dreimal in der Woche kommt er vorbei. Ansonsten gehe er viel spazieren, lese, reise und beschäftige sich mit seinem Garten. So richtig aufhören kann er nicht. „Ich bin mit meinen Gedanken viel bei der Firma“, gibt Eugen Block zu. Wandel sei zwar notwendig, aber eben in Maßen, davon ist der Gründer überzeugt.
Zum Beispiel, wenn es um Veränderungen bei den Block-House-Restaurants geht. Eine Umfrage hat gerade ergeben, dass Kunden sie so mögen, wie sie sind. Ein Besuch im Block House, so die Aussage, sei „wie nach Hause zu kommen“. Eugen Block nickt beifällig. Dem Trend zum Luxus-Steak erteilt er deshalb eine Absage. „Das Block House bleibt das Volkshaus. Kobe-Steak kommt nicht auf die Karte.“ Denkbar sei allerdings, weitere Standorte nach dem Prinzip des Edel-Steakhauses Theo’s im Elysée-Hotel zu eröffnen. Und auch hier ist der Gründer quasi immer vor Ort – denn der Name leitet sich von seinem zweiten Vornamen Theodor ab.