Hamburg. Die Iren legen in Hamburg ein rasantes Wachstum hin. Ab nächsten Sommer weiten sie ihr Angebot erneut aus.
Es ist ein rasantes Wachstum, das Ryanair in Hamburg hinlegt. Bis Oktober 2014 waren die Iren überhaupt nicht am Flughafen in Fuhlsbüttel vertreten. Dann starteten sie mit Porto und Lissabon zu zwei Zielen. Nun weiten sie ihr Angebot erneut aus. Ab nächsten Sommer steuert die Billigfluglinie mit der griechischen Hafenstadt Saloniki und dem portugiesischen Urlaubsdomizil Faro zwei „brandneue“ Destinationen an, gaben Chief Commercial Officer David O’Brien und Marketingchef Kenny Jacobs gestern am Hamburger Flughafen bekannt. Jeweils dreimal wöchentlich werden die Routen bedient. Insgesamt 16 Strecken wird das Angebot künftig umfassen. „Dies ist der bisher umfangreichste Sommerflugplan ab Hamburg“, sagte O’Brien folgerichtig.
Bereits vor einigen Monaten hatte Ryanair verkündet, dass Brüssel, Dublin, Gran Canaria, London, Manchester, Mailand und Sofia neue Ziele ab Ende März von Fuhlsbüttel aus sein werden. Zudem werde die Strecke nach Palma de Mallorca ausgebaut. Auf 95 Flüge will man mit den weiteren Spanien-Zielen Alicante, Madrid, Barcelona und Málaga wöchentlich kommen. „Somit werden wir beim Wachstum von 180 Prozent in Hamburg zukünftig bis zu 1,7 Millionen Passagiere im Jahr befördern“, sagte O’Brien und deutete an, dass bald weitere Verbindungen aus der Hansestadt folgen dürften – natürlich ohne Details zu nennen.
Mehr Wachstum in Deutschland gewünscht
Denn insgesamt wollen die Iren ihren Wachstumskurs in der Bundesrepublik fortsetzen, auch wenn sie die hohe Steuerbelastung hart kritisierten. „Wir haben die Passagierzahl in Deutschland in den vergangenen drei Jahren verdoppelt“, sagte Jacobs. Derzeit sei man die Nummer drei mit rund 16 Millionen Passagieren und einem Marktanteil von sieben Prozent.
Dass Hamburg in den Planungen eine wichtige Rolle spielt, zeigte auch ein Besuch von Firmenchef Michael O’Leary. Im August 2015 kam er in die Innenstadt. Bis zu 25 Strecken wolle man mittelfristig ab Hamburg anbieten, kündigte er an. Ein halbes Jahr später gab man die Eröffnung einer Basis in Fuhlsbüttel bekannt. Am 2. November soll es so weit sein. Erstmals stationieren die Iren zwei Jets des Typs Boeing 737-800 hier, die das Unternehmen ausschließlich fliegt, um Kosten zu sparen. Bis zu 100 Piloten und Flugbegleiter dürften auf den beiden Maschinen insgesamt eingesetzt werden. 200 Millionen Dollar investiert man in den Standort – allerdings dürfte es sich bei den umgerechnet rund 179 Millionen Euro weitestgehend um den Gegenwert der Maschinen handeln.
Ryanair erwartet sinkende Preise für Kunden
Auch wenn die „Rettung“ – so der O-Ton der Ryanair-Manager – von Air Berlin durch Lufthansa (die Kranich-Linie mietet mit ihrer Billigtochter Eurowings für sechs Jahre 40 Maschinen der hoch verschuldeten Air Berlin) tendenziell schlecht für die deutschen Kunden, den Wettbewerb und die Airports sei, erwartet Jacobs sinkende Preise. Bisher zahlen die Deutschen laut Unternehmen 46 Euro pro Strecke bei Ryanair, der Durchschnittspreis der Wettbewerber liege bei 151 Euro. „Wir erwarten, dass die Preise im Winter um zehn bis zwölf Prozent sinken werden“, sagte Jacobs.
Grundsätzliches Interesse äußerte O’Brien auch an weiteren innerdeutschen Strecken. Seit rund einem Jahr fliegen die Iren zwischen Berlin und Köln/Bonn. 55.000 Passagiere pro Monat nutzten die Verbindung, sagte O’Brien und sprach von einer guten Auslastung der Maschinen. Durch das Lufthansa-Air-Berlin-Geschäft könnte die Lufthansa-Gruppe zum Monopol-Anbieter auf den stark nachgefragten Hamburger Strecken nach München und Stuttgart werden. Wollen die Iren auf den Verbindungen angreifen? Konkretes gebe es noch nicht, die Verbindung in die bayerische Landeshauptstadt werde wohl aber keine Option. „München ist einer der teuersten Flughäfen weltweit, Ryanair der günstigste Anbieter weltweit“, sagte O’Brien. Und sein Blick signalisierte: Das passt nicht zusammen.
Ab 19,99 Euro nach Liverpool
Hamburg und die Beatles-Stadt Liverpool passen hingegen gut zusammen – das denkt sich zumindest Blue Air. Ab dem 26. März 2017 wird die rumänische Billigfluggesellschaft Passagiere ab Hamburg in die Heimatstadt der „Pilzköpfe“ bringen. Jeweils montags, mittwochs, freitags und sonntags verbindet das Unternehmen Fuhlsbüttel mit der Stadt im Nordwesten Englands. „Liverpool ist ein komplett neues Ziel, das vorher nicht in unserem Flugplan angeboten wurde“, sagte Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler. Die Ticketpreise sollen ab 19,99 Euro pro Strecke starten.