Hamburg. Knapp 40 Beschäftigte der spanischen Modekette bangen um ihre Jobs – und erheben schwere Vorwürfe. Ver.di kündigt Protestaktion an.

Die spanische Modekette Zara schließt nach Angaben von Arbeitnehmervertretern Mitte des Jahres eine ihrer fünf Filialen in Hamburg. Betroffen seien die knapp 40 Beschäftigten des Standorts an der Ottenser Hauptstraße, die mit der Schließung ihre Arbeitsplätze verlieren würden, wie die Gewerkschaft Ver.di am Mittwoch mitteilte. Die Modemarke, die zum spanischen Textilkonzern Inditex gehört, habe den Mitarbeitern keine neuen Arbeitsplätze in den anderen Hamburger Zara-Filialen angeboten.

Angeblich soll die Filiale die von der Geschäftsführung gewünschten Gewinne nicht erreicht und sich somit wirtschaftlich nicht rentiert haben. „Die Entscheidung der Filialschließung ist nicht nachzuvollziehen“, sagte Milka Perovic, Gewerkschaftssekretärin für den Fachbereich Handel. „Viel schlimmer ist jedoch, dass die Geschäftsführung ihrer sozialen Verantwortung nicht nachkommt und den Beschäftigten keine Ersatzarbeitsplätze in Hamburg anbietet. Das ist skandalös und unsozial“, kritisierte sie.

Auch Mitarbeiter und Betriebsrat erheben schwere Vorwürfe. Sie bemängeln vor allem die Art der Kommunikation der Geschäftsführung gegenüber den Beschäftigten. „Seit Bekanntgabe der Schließung gab es eine Spaltung zwischen den Führungskräften und der übrigen Belegschaft der Filiale“, sagte ein Betriebsratsmitglied dem Abendblatt. Den Mitarbeitern sei bereits im vergangenen August die geplante Schließung mit einer Jahreskündigungsfrist zum 30. August 2016 verkündet worden. Doch per Gerichtsverfahren wolle Zara die Schließung nun um zwei Monate auf den 30. Juni vorziehen. „Uns Mitarbeitern ist erst jetzt mitgeteilt worden, dass wir nicht übernommen werden“, sagte eine langjährige Verkäuferin, die namentlich nicht genannt werden will. Für die nächsten Tage erwartet sie ihre Kündigung. „Man hat uns hingehalten, obwohl die Geschäftsführung von Anfang an wusste, dass niemand übernommen wird.“

Stattdessen habe Zara den Beschäftigten Teilzeitangebote in anderen Bundesländern auf Basis von Verkaufshilfen gemacht. „Das ist die niedrigste Einstufung im Tarifvertrag und hätte eine deutliche finanzielle Verschlechterung für viele der Angestellten zur Folge“, so das Betriebsratsmitglied. „Ich kann es mir nicht leisten, einen 15-Stunden-Job in Rostock anzunehmen“, fügte die Zara-Angestellte hinzu.

Das Unternehmen begründe sein Vorgehen damit, dass in Hamburg keine freien Arbeitsplätze zur Verfügung stünden. „Das zweifeln wir an“, sagte Milka Perovic von Ver.di. „Wir fordern die Übernahme aller Beschäftigten in die verbleibenden Filialen.“ Für Sonnabend kündigte Ver.di eine Solidaritätsaktion in Ottensen an. Zara wollte sich auf Anfrage bis zum späten Nachmittag nicht äußern.