Ahrensburg. Hersteller Hela will Werk in Ahrensburg umbauen und expandiert. Neue Grillsaucen mit Whiskey und Ingwer.
Der Neuzugang steht einsam und verlassen in der Werkshalle. In Edelstahloptik erstrahlt über Dutzende Meter die vor Kurzem gekaufte Produktionslinie. Einen siebenstelligen Betrag hat sich der Ahrensburger Ketchuphersteller Hela die Anlage kosten lassen. „Spätestens im Herbst soll sie in Betrieb gehen“, sagt Betriebsleiter Andreas Deppe. In einer Minute füllt sie dann mehr als 60 graue Plastikdosen mit Pfeffer, Paprika und Co. Tempo vervierfacht. Während bislang noch ein Mitarbeiter der Packung ihren Deckel aufsetzt, erfolgt in einigen Monaten alles vollautomatisch.
„Von Anis bis Zimt haben wir alle Sorten“, sagt Geschäftsführer Stefan Schult. 160 verschiedene Haushaltsgewürze vertreibt der Familienbetrieb seit eineinhalb Jahren über den Einzelhandel. Mit Erfolg. Die Kunden hätten die Neuheit hervorragend angenommen, sagt Schult. Der Start auf dem Markt gelang, der Bereich wächst – wie der Traditionsbetrieb insgesamt.
„In den vergangenen zehn Jahren haben wir beim Umsatz um mehr als 40 Prozent zugelegt“, sagt Schult, einer von zwei familienfremden Geschäftsführern im vierköpfigen Topmanagement. Hela steht für Hermann Laue, der den Betrieb in Hamburg gründete (siehe Beistück). Sein Enkel Björn, 63, als geschäftsführender Gesellschafter und dessen Sohn Alexander, 31, komplettieren die Führungsspitze. 175 Millionen Euro erlöste das Familienunternehmen im vergangenen Jahr – plus 4,5 Prozent zum Vorjahr. Doch so langsam stößt das Wachstum auf dem 86.000 Quadratmeter großen Grundstück an Grenzen. Für eine Million Euro wurde Anfang 2014 ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück auf der anderen Straßenseite gekauft. Es ist der Anfang der Strategie „Hela 2025“. „Wir planen die größte Investition unserer Firmengeschichte“, sagt Schult und nennt eine Größenordnung „im deutlich zweistelligen Millionenbereich“. Viele Produktionsabläufe seien nicht mehr ideal, die Wege auf dem geräumigen Areal zu weit. Alle Produktionsprozesse müssten nun durchdacht werden, sagt der 51 Jahre alte Betriebswirt. Bis 2017/2018 werde man konkret wissen, welche Maßnahmen umgesetzt werden. Schult: „Was wir machen, soll die nächsten 50 Jahre halten.“
Exakt seit 52 Jahren ist Hela als Ketchuphersteller tätig. „Die Kategorie Gewürzketchup gab es damals noch nicht, sie ist durch das Hela-Produkt gebildet worden“, sagt Schult. Von der roten Soße sieht man in den Hallen aber wenig. Aus einem großen Metallbehälter wird das aus Spanien bezogene Tomatenmark über eine Rohrleitung in einen Mischbehälter gepumpt. Dort kommen die Zutaten wie Gewürze hinzu. Alles wird auf 120 Grad Celsius erhitzt und danach steril gemacht.
An einer 50 Meter langen Produktionsstraße erfolgt das Abfüllen der Flaschen. Ein Förderband greift sich die Plastikgefäße aus einem großen Behälter und stellt sie automatisch auf. Einige Meter weiter werden sie von der „Schnecke“ gepackt und in die Füllstation geschoben. Die Flasche wird von einem der 20 Füller mit Ketchup voll gemacht. Anschließend fährt sie wie in einem Karussell eine Runde, rutscht zurück aufs Laufband und fährt in die nächste Drehstation, in der der Deckel draufgeschraubt wird. „An einem normalen Tag produzieren wir 150.000 Flaschen“, sagt Betriebsleiter Deppe.
Pro Jahr verkauft Hela 30.000 Tonnen Gewürze und 40.000 Tonnen Ketchup
Der nächste Teil der Maschinerie – der Kartonierer – fächert anschließend die Kartons auf, ein Roboterarm greift zweimal zwölf Flaschen und packt sie in einen Karton. Der nächste Roboterarm greift zum Abschluss die Zwölferkisten und packt sie auf Europaletten. „In der Hochsaison werden die Europaletten gleich auf die Lkw verladen“, sagt Schult. Ansonsten finden sie auf einem der mehr als 20.000 Palettenplätze im Lager Unterschlupf.
Pro Jahr verkauft Hela mehr als 30.000 Tonnen Gewürze und Gewürzmischungen. Kunden sind Großhändler, Fleischfabrikanten, Molkereien, die Lebensmittelindustrie wie Pizza- oder Suppenhersteller und Systemgastronomen. Dazu zählen bekannte Hamburger Firmen ebenso wie Weltmarken, die aber nicht genannt werden wollen.
Mit 55 Prozent den größten Teil des Umsatzes und mit 40.000 Tonnen auch den größten Teil des Absatzes machen allerdings Ketchup und Saucen aus. Mehr als 20 Millionen Flaschen werden jedes Jahr allein vom „Currygewürzketchup delikat“ verkauft. Damit sei diese Variante, für die Hela dem Handel in der 800-Milliliter-Flasche eine unverbindliche Preisempfehlung von 2,49 Euro auf den Weg gibt, die meistverkaufteste Sorte in Deutschland. Als Mittelständler sei man stolz mit den globalen Spielern Heinz, Mondelez (Kraft) und Unilever (Knorr) mitzuhalten. „Im deutschen Gesamtmarkt liegen wir mit 25 Prozent Anteil auf Augenhöhe mit Heinz vorn, beim Gewürzketchup sind wir in jedem Bundesland Marktführer“, sagt Schult.
Auch im Ausland mischt Hela kräftig mit. Es gibt auf allen Kontinenten bis auf Afrika zehn Tochtergesellschaften. In knapp 80 Länder werden die Produkte geliefert, zuletzt erfolgte im Jahr 2013 der Einstieg in Brasilien. 650 Mitarbeiter beschäftigt Hela insgesamt, in Ahrensburg sind es 400, davon arbeiten 150 in der Verwaltung und der Rest in der Herstellung. Die meisten Produkte werden im Kreis Stormarn produziert und dann an die Distributionen in aller Welt ausgeliefert.
Rund um den Globus unterwegs sind auch die Einkäufer, um die insgesamt 1300 Rohstoffe zu beziehen. Ein immer schwierigeres Geschäft. „Pfeffer ist immer knapp“, sagt Schult und nennt ein Beispiel. Der Preis für die mit Abstand wichtigste Hela-Zutat habe sich seit Januar 2014 um mehr als 50 Prozent erhöht. Die Gründe: Der Eigenkonsum in Asien steige. Die Lagerkapazitäten dort seien vergrößert worden, damit die Bauern am Markt auf höhere Preise warten können. Und der Wertverlust des Euro, weil die Güter in Dollar gehandelt werden. An der Qualität will die Firma aber keine Abstriche machen. Im hauseigenen Labor sind sogar mehr als 20 Mitarbeiter damit beschäftigt, die Rohstoffe und fertigen Produkte zu analysieren.
Nach roten Zahlen 2013 schreibtdie Firma nun wieder Gewinne
Trotz gestiegener Kosten hat das Unternehmen 2014 schwarze Zahlen geschrieben. „Das Ergebnis hat sich wieder gedreht, wir sind wieder in einem positiven Bereich“, sagt Schult. Unterm Strich stehe eine Millionensumme, nähere Angaben macht er aber nicht. Im Vorjahr hatte Hela wegen eines einmaligen, strukturellen Effekts noch einen Konzernverlust von 1,35 Millionen Euro ausgewiesen.
Für weitere Einnahmen in diesem Jahr soll eine neue Produktlinie sorgen. Unter dem Namen L’s Best (L wie Laue) stehen seit diesem Frühjahr dunkle, rauchige Grillsaucen mit der unverbindlichen Preisempfehlung von 2,39 Euro in den Regalen der Läden. Die sieben Sorten schmecken beispielsweise nach Whiskey, Ingwer oder Jalapeno-Lime. „Bisher haben wir schon 700.000 Einheiten davon in der Grillsaison verkauft“, sagt Schult. Von hohen Temperaturen und Sonnenschein sei Hela übrigens nicht abhängig, sagt Schult. Insgesamt seien die Produkte übers ganze Jahr gefragt. Dank Fondue und Raclette sogar in der Weihnachtszeit, sagt Schult und stellt voller Freude fest: „Der Dezember ist mittlerweile unser zweitstärkster Absatzmonat.“