Essen/Neumünster. Die angeschlagene Warenhauskette macht im Zuge ihrer Sanierung fünf weitere Warenhäuser dicht. Filiale in Neumünster betroffen.
Es ist ein erneuter Schlag für die Karstadt-Beschäftigten: Die angeschlagene Warenhauskette macht im Zuge ihrer Sanierung fünf weitere Warenhäuser dicht. Das teilte das Unternehmen am Dienstag nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mit. Betroffen sind die Standorte in Neumünster, Recklinghausen, Bottrop, Dessau und Mönchengladbach-Rheydt. Das Unternehmen begründete die Schließungen unter anderem mit einer seit Jahren negativen Umsatz- und Ergebnisentwicklung der Standorte. Nach Gewerkschaftsangaben sind von den Schließungen 540 Beschäftigte betroffen. Karstadt hat derzeit noch rund 16.000 Beschäftigte.
„Ohne zum Teil sehr schmerzliche Entscheidungen, wie die Schließung von Filialen ohne strategische Perspektive, können wir die Gesundung des Gesamtunternehmens nicht sichern“, teilte Karstadt-Chef Stephan Fanderl mit. Weiter hieß es: „Diese Standorte haben, insbesondere aufgrund von erheblichen lokalen Nachteilen und struktureller Standortgegebenheiten, trotz aller Bemühungen der letzten Monate keine Zukunftsperspektive.“ Karstadt nannte außerdem als gravierenden Nachteil der fünf Standorte einen steigenden Wettbewerbsdruck durch teils innerstädtische Einkaufscenter. Auch die Bevölkerungsentwicklung und die Kaufkraft seien rückläufig.
Nach dem Beschluss sollen die Filialen in Bottrop und Dessau zum 31. März 2016, die Standorte in Recklinghausen, Neumünster und Mönchengladbach-Rheydt zum 30. Juni 2016 geschlossen werden.
„Das ist ein bitterer Tag für die Beschäftigten von Karstadt“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Karstadt, Hellmut Patzelt. „Mit dem heutigen Tag ist Vertrauen in die Eigentümer und die Geschäftsführung von Karstadt verloren gegangen.“ Bisher bestehe der Kurs der neuen Karstadt-Eigentümer und der Geschäftsführung vor allem aus einer rigiden Spar- und Kürzungspolitik auf dem Rücken der Mitarbeiter. „Wir haben für diesen Schritt kein Verständnis“, kritisierte Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Der neue Besitzer der Karstadt Warenhaus GmbH, der Immobilieninvestor René Benko, habe erneut die Chance vertan zu zeigen, dass er ein wirkliches Interesse am Warenhaus-Geschäft habe. Die Eigentümer stellten erneut die Verwertung der Immobilien in den Vordergrund.
In Billstedt wird die Billigmodekette Primark auf die Karstadtfläche ziehen
Insgesamt hat Karstadt derzeit noch 83 Warenhäuser. Die Schließung von zwei Warenhäusern in Hamburg-Billstedt und Stuttgart war bereits angekündigt worden. In Billstedt werden zum 30. Juni etwa 80 Beschäftigte ihren Job verlieren. Die Fläche im dortigen Einkaufszentrum wird unter mehreren Nachmietern aufgeteilt. So soll nach Abendblatt-Informationen die irische Billigmodekette Primark etwa 9000 der insgesamt rund 20.000 Quadratmeter übernehmen. Daneben könnten auch ein Sportartikelhändler, ein Laden mit Heimtextilien, einer mit Kochutensilien und eine Bank auf die Fläche ziehen, die sich über mehrere Etagen erstreckt.