Hamburg. BDA-Chef Ingo Kramer beim Übersee-Tag: “Es ist wichtig, dass Asylbewerber zügig ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können.“

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat die Politik aufgefordert, mehr für Flüchtlinge und für die Integration von Asylbewerbern in den deutschen Arbeitsmarkt zu tun. Beim Übersee-Tag in Hamburg sagte Kramer, wir lebten derzeit in einer Zeit von Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen sowie "Flüchtlingsdramen, die sich unmittelbar vor Europas Grenzen abspielen". Gleichzeitig gebe es Naturkatastrophen, "die Tausenden Menschen den Tod, Elend und Not bringen". Vor diesem Hintergrund, so Kramer vor dem Übersee-Club, müssten wir uns stärker für die Integration von Asylbewerbern und Geduldeten einsetzen. Kramer: "Viele bleiben für längere Zeit oder sogar für immer in Deutschland. Es ist wichtig, dass sie zügig ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten und sich in die Gesellschaft integrieren können."

Die Arbeitgeber beklagen seit Langem einen drohenden Fachkräftemangel. Jedes vierte Unternehmen sei damit konfrontiert. "Erfreulicherweise besteht heute ein breiter, parteiübergreifender Konsens darüber, dass wir angesichts einer deutlich schrumpfenden und alternden Bevölkerung Arbeitskräfte in erheblichem Umfang auch aus dem Ausland brauchen", so Kramer.

Der Arbeitgeberpräsident warnte gleichzeitig, dass die europäische Finanzkrise noch nicht überwunden sei. Zwar habe ein Grexit, ein Austriitt Griechenlands aus dem Euro-Raum, seinen Schrecken verloren und sei verkraftbar. Doch das wolle niemand. "Politisch aber habe ich große Bedenken, ob ein Grexit für Europa zu schultern wäre und Griechenland helfen würde. Europa wäre den Beweis schuldig geblieben, auch in schwierigen Zeiten solidarisch Probleme zu lösen."

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland sei derzeit hervorragend – trotz der Schwierigkeiten der teilweise maroden Infrastruktur. Noch nie seien so viele Menschen erwerbstätig gewesen. Die Steuereinnahmen stiegen weiter. Die Auftragsbücher der Unternehmen seien voll. Dennoch dürfe die Politik sich davon nicht blenden lassen und "Wohltaten" verteilen.

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    Kramer mahnte, an künftige Generationen zu denken. "Die Zukunft unserer Wirtschaft und Gesellschaft entscheidet sich in Klassenzimmern, Ausbildungsbetrieben, Berufsschulen und Hörsälen... Aber tun wir auch genug?" Es gebe zu viele Schul- und Studienabbrecher.

    Für das transatlantische Handelsabkommen TTIP machte sich Kramer erneut stark. Gerade die Hamburger Wirtschaft müsse ein Interesse daran haben. "Wir sind hier in Hamburg – einer Stadt, die wie kaum eine andere in Deutschland für Weltoffenheit und internationalen Handel steht. Ihnen hier in der Hansestadt muss die ideologische Diskussion über TTIP besonders grotesk erscheinen." In Deutschland gebe es eine panische Angst vor TTIP. Für deutsche Unternehmen seien die USA der wichtigste Absatzmarkt außerhalb Europas. Das Abkommen biete verlässliche Spielregeln für Wirtschaft und Verbraucher. (HA)