Hannover. Auf der Cebit warnen Experten vor Milliardenschäden durch Cyberattacken. Gefahr wird unterschätzt. Schaden von 50 Milliarden Euro.

Wachsendes Bewusstsein für die Gefahr, aber kaum Vorsorge: Deutschlands Wirtschaft ist nur ungenügend geschützt gegen Angriffe aus dem Internet. Der Schaden durch Attacken von Online-Kriminellen wird auf jährlich rund 50 Milliarden Euro geschätzt. Offiziell erfasst seien die wenigsten Übergriffe aus dem Netz, sagte der Vorsitzende des 2012 von großen Unternehmen mitgegründeten Cyber-Sicherheitsrats, Arne Schönbohm, am Montag auf der IT-Messe Cebit in Hannover. Dem Wirtschaftsstandort Deutschland droht laut einer Studie des Beratungskonzerns EY ein Digitalisierungsdilemma.

Nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bremsen gerade in Kleinbetrieben Datensicherheitsbedenken die Digitalisierung aus. Vor allem der Mittelstand scheue oft vor der stärkeren Vernetzung von Dienstleistungen und Produktion zurück. Gerade auch kleinere und mittlere Unternehmen stehen im Visier von Hackerangriffen und Industriespionage – sind aber schlechter als Großkonzerne für die Abwehr bereit. „Deutsche Unternehmen sind zwar für das Thema IT-Sicherheit immer mehr sensibilisiert, aber gerade kleinen und mittleren Unternehmen fehlen oft die notwendigen Sicherheitsstrukturen“, so der Präsident des Branchenverbandes VDI, Udo Ungeheuer.

Der VDI (Verein Deutscher Ingenieure) verwies auf Zahlen der IT-Sicherheitsfirma Symantec, wonach im Januar 2015 ein Drittel aller gezielten Angriffe auf Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern gerichtet gewesen sei. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes spähen auch ausländische Geheimdienste Betriebe aus. „Fremde Nachrichtendienste betreiben nach wie vor einen hohen Aufwand, um unser Land auszuspionieren“, sagte Jadran Mesic, der für die Analyse von Cyber-Angriffen zuständige Abteilungsleiter im Verfassungsschutz. Sie zielten auf Automobil- und Rüstungskonzerne sowie Forschungseinrichtungen. Erschwerend hinzu kommen Software-sicherheitslücken. Laut einer Analyse des Hasso-Plattner-Instituts hat sich deren Zahl seit 2011 stark erhöht. Ende 2014 seien rund 6500 Schwachstellen veröffentlicht worden.