Die Gewerkschaft Cockpit ruft zu einem neuen Lufthansa-Streik auf, auch Hamburg ist betroffen. Die Lufthansa hat einen Sonderflugplan veröffentlicht. Der Deutschland- und Europaverkehr fällt aus.

Berlin/Hamburg. Ein neuer Pilotenstreik bei der Lufthansa nach sechs Wochen Pause bringt erneut Hunderte Flugausfälle. Weil Tarifverhandlungen erst einmal gescheitert sind, ruft die Vereinigung Cockpit die Piloten der Airline zu einem eineinhalbtägigen Arbeitskampf auf. Er soll am Montagmittag (12.00 Uhr) zunächst auf Flügen der Kurz- und Mittelstrecke beginnen. Betroffen ist auch der Hamburger Flughafen. Alleine jeweils 16 Abflüge und Ankünfte von Lufthansa-Maschinen waren für Montag ab 12 Uhr geplant.

Wie Cockpit am Sonntag mitteilte, wird der Ausstand ab Dienstagfrüh (3.00 Uhr) bis Mitternacht auch auf Langstrecken und Lufthansa Cargo ausgeweitet. Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings sind nach Lufthansa-Angaben nicht betroffen, auch nicht die Töchter wie Austrian oder Swiss.

Für die Lufthansa entfällt ab Montagmittag der Deutschland- und Europaverkehr aus den Drehkreuzen Frankfurt und München. Einen Überblick veröffentlichte die Lufthansa am Sonntagabend. Alle Langstreckenflüge will die Gesellschaft dagegen am Montag noch abfertigen. Am Dienstag werde es kompletten Stillstand bei der Langstrecke geben. Dann stünden die Maschinen nach Streikende am Mittwochmorgen im Ausland bereit, um den Verkehr rasch wieder hochzufahren. Weitere Angaben zu den Auswirkungen des Streiks wurden für Montagmorgen um 7.00 Uhr angekündigt.

Das Unternehmen appellierte an Cockpit, die Gespräche unverzüglich wiederaufzunehmen. Die Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft und der Fluglinie waren in der Nacht zum Samstag erneut gescheitert. Gestritten wird vor allem um die Übergangsversorgung für die rund 5400 Piloten im Konzern. Die Fluggesellschaft will, dass ihre Piloten künftig frühestens mit 60 statt wie bisher mit 55 Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Die Piloten wehren sich dagegen.

Cockpit warf dem Lufthansa-Management eine Blockade-Haltung vor. Der Vorstand des Unternehmens habe „autokratisch entschieden“, den Tarifvertrag zur Übergangsversorgung komplett wegfallen zu lassen, wenn sich die Parteien nicht einigen. Damit werde ein radikaler Wandel in der bisherigen Führungskultur eingeläutet.

Streit um Gehälter

Strittig sind zusätzlich die Gehälter der Piloten und die künftige Billig-Strategie des neuen Konzernchefs Carsten Spohr, die von den Piloten nicht mitgetragen wird. Beim Billigableger Eurowings und einer geplanten Billigtochter für die Langstrecke gilt der Konzerntarifvertrag nicht. Piloten und Flugbegleiter verdienen dort deutlich weniger als ihre Kollegen in den Maschinen mit dem Kranichlogo. Auch die komfortable Übergangsversorgung vor dem Renteneintritt kommt ihnen nicht zugute.

Ein Lufthansa-Sprecher erklärte, die Streikankündigung „entbehrt einmal mehr jeglicher Verhältnismäßigkeit und trifft leider wiederum unsere Kunden“. Das Angebot für den neuen Vergütungstarifvertrag habe das Unternehmen zuletzt noch einmal verbessert, auch bei der Übergangsversorgung habe es Annäherungen gegeben. Uneins sei man sich lediglich noch über die Forderung, dass die bisherige Regelung auch für alle künftigen Pilotengenerationen gelten soll.

Zuletzt war im Oktober bei der Lufthansa gestreikt worden. In der Tarifauseinandersetzung mussten Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings seit April knapp 6000 Flüge wegen Arbeitsniederlegungen der Flugkapitäne streichen. Die Kosten für alle Streiks seit Jahresbeginn – darunter auch Ausstände von Beschäftigten an den Flughäfen – bezifferte das Unternehmen auf bislang rund 170 Millionen Euro.

Auch die Bahn könnte durch ihren Tarifkonflikt erneut gestoppt werden. Die Lokführer-Gewerkschaft GDL will kommende Woche beraten, ob sie die Tarifverhandlungen mit dem Unternehmen fortsetzt oder erneut zu Streiks – möglicherweise auch an den Adventswochenenden – aufruft. Über die Weihnachtstage bis Neujahr werde es aber keine Streiks geben: Arbeitskämpfe würden vom 19. Dezember 2014 bis zum 11. Januar 2015 ausgeschlossen, teilte die GDL mit. Sie fordert mehr Geld und weniger Arbeit für die Lokführer und will erreichen, dass sie für ihre Mitglieder beim gesamten Zugpersonal verhandeln darf.