Im dritten Quartal wuchs die Wirtschaft minimal um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Vor allem die Verbraucher gaben ordentlich Geld aus.
Berlin. Kauffreudige Verbraucher und steigende Exporte haben die deutsche Wirtschaft im Sommer vor einer Rezession bewahrt. Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Juli bis September um 0,1 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Ökonomen hatten dieses Ergebnis so vorausgesagt. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft noch um nachträglich korrigierte 0,1 (bisher -0,2) Prozent geschrumpft – erstmals seit mehr als einem Jahr. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Experten von einer Rezession.
„Deutschland ist daran vorbeigeschrammt“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Wir stecken aber weiter in einer Konjunkturdelle.“ Im laufenden vierten Quartal werde sich die Wirtschaft ähnlich schwach entwickeln. Darauf deuteten weniger Industrieaufträge und eine schlechtere Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen hin. „Von einer Wachstumslokomotive kann nicht mehr die Rede sein“, sagte auch Analyst Holger Sandte von der Bank Nordea.
„Positive Impulse kamen nach vorläufigen Berechnungen vor allem von den privaten Haushalten, die ihre Konsumausgaben kräftig erhöhten“, erklärten die Statistiker. Dazu dürften die Rekordbeschäftigung, steigende Löhne, die niedrige Inflation sowie geringe Sparzinsen beigetragen haben. „Darüber hinaus stützte der Außenhandel die deutsche Wirtschaft: Die Exporte legten stärker zu als die Importe.“ Zwar sinken die Ausfuhren in große Schwellenländer wie Russland und Brasilien derzeit stark, dafür war die Nachfrage aus den USA und Großbritannien zuletzt aber merklich gestiegen.
Frankreich schlägt sich besser
Dagegen schrumpften die Investitionen – vor allem, weil die Unternehmen „erheblich weniger“ in Anlagen wie Maschinen oder Fahrzeuge steckten. „Am meisten beunruhigt die Investitionsschwäche, denn heute unterlassene Investitionen schlagen sich morgen in verringerter Produktivität nieder“, so Nordea-Ökonom Sandte. Viele Unternehmen halten sich angesichts der zahlreichen geopolitischen Risiken – von der Ukraine-Krise über den Nahost-Konflikt bis hin zur Ebola-Seuche – mit größeren Ausgaben zurück. „Die Investitionen in Bauten gingen geringfügig zurück“, so die Statistiker.
Auch die französische Wirtschaft wächst wieder. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Juli bis September um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Statistikamt Insee in Paris mitteilte. Das ist das erste Plus in diesem Jahr: Zu Jahresbeginn hatte es eine Stagnation gegeben, im Frühjahr ein Minus von 0,1 Prozent. Die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone wird der EU-Kommission zufolge aber weiter nicht richtig in Schwung kommen. Für das Gesamtjahr 2014 sagt sie nur ein Wachstum von 0,3 Prozent voraus, für 2015 von 0,7 Prozent.
Deutschland wird dagegen wohl schneller wachsen: Für 2014 dürfte es zu einem Plus von rund 1,2 Prozent reichen, so die meisten Experten. Für das kommende Jahr gehen die Prognosen aber auseinander: Während die Bundesregierung eine leichte Beschleunigung auf 1,3 Prozent erwartet, rechen die Wirtschaftsweisen mit einem Rückgang auf 1,0 Prozent.