Mit einem nagelneuen Auto von Hamburg nach Berlin, Köln oder Frankfurt fahren und dafür nichts oder nur einen Spottpreis bezahlen. Was unseriös klingt, sind ernsthafte Angebote der Autovermieter, die ihre Überführungsfahrten auf diversen Portalen im Internet anbieten.

Hamburg. Die Strecke von Hamburg nach Berlin und umgekehrt gehört zu den meistbefahrenen in ganz Deutschland. Auch nach Hannover oder Bremen pendeln viele Hamburger. Mit Bus oder Bahn lassen sich diese Ziele in der Regel gut erreichen. Doch gerade in Zeiten, in denen das Bahnfahren zu einem unberechenbaren Abenteuer wird, greifen viele Verkehrsteilnehmer wieder auf ihr Auto zurück - sofern sie eines besitzen. Die Alternative lautet: Mietwagen. Doch die Mietgebühr addiert mit dem Geld für Kraftstoff macht diese Variante oft zur teuersten.

Doch das muss nicht sein. Denn mittlerweile gibt es immer mehr Angebote im Internet, Mietwagen kostenlos oder zumindest zum Spottpreis zu mieten. Die Auswahl dabei ist groß, vermietet werden nahezu alle Pkw-Klassen. Vom kleinen Smart bis zum Luxuswagen, selbst Transporter und Lkw werden unentgeltlich angeboten. Und das nicht ausschließlich zwischen den deutschen Großstädten.

Wie ist das möglich? In der Regel handelt es sich dabei um Überführungsfahrten: Neue Fahrzeuge werden in einer Stadt eingekauft, dann aber in einer anderen gebraucht. Andere Autos müssen nach regulären Einwegmieten wieder zur Ursprungsstation zurück.

Trend begann in Hamburg


Vorreiter des Kostenlos-Mietens ist der Hamburger Autovermieter Starcar. Bereits seit 2011 bietet das Unternehmen seinen Kunden für Einwegmieten diesen Service an. „Es ist eine Win-Win-Situation“, sagt Geschäftsfüher Tobias Höpfner. “Wir sparen uns die Kosten für die Überführungsfahrten und die Kunden müssen nur für den Kraftstoff aufkommen.“

Die Prozedur ist einfach: Auf der Homepage werden unter dem Punkt “Kostenlos mieten“ im Schnitt 15 bis 25 Fahrten täglich angeboten, die der Kunde zum Nulltarif buchen kann. So war am Donnerstagnachmittag auch eine Fahrt von Hamburg nach Berlin zu bekommen. Die Tour musste zwischen dem 10. und 14. November angetreten, der Wagen von einer festgelegten Station in Hamburg zu einer bestimmten Station in Berlin gebracht werden. Im konkreten Fall handelte es sich um einen Mercedes Vito 9-Sitzer, der von Hamburg-Osdorf nach Berlin-Neukölln überführt werden sollte. 350 Kilometer waren kostenlos enthalten, so dass auch ein größerer Umweg eingeschlossen gewesen wäre.

Auch eine Fahrt nach Kiel war am Donnerstag buchbar, zudem Touren von Köln, Hannover und Frankfurt nach Hamburg. Am Freitag kam sogar eine Fahrt von Berlin nach Hamburg im gleichen Zeitraum zum Angebot hinzu, so dass der der Kunde den Hin- und Rückweg zwischen den beiden Metropolen innerhalb dieser fünf Tage jeweils mit einem kostenlosen Mietwagen hätte antreten könnte. Generell sind Einwegmieten zwischen allen neun Städten möglich, in denen Starcar Filialen betreibt. „Einige Fahrten auf beliebten Strecken wie zwischen Hamburg und Berlin sind oft nur wenige Stunden auf der Homepage verfügbar, es kommen jedoch fast täglich neue hinzu“, erklärt Höpfner.

Doch Starcar ist nicht der einzige Autovermieter, der auf dieses Konzept setzt. Auf Onewaygo.de können Autos verschiedener Firmen zum Preis von 9,99 Euro gemietet werden. Auch hier sind im Gegensatz zu den klassischen Mietwagentarifen Abhol- und Rückgabeort sowie das Anmietdatum vorgegeben, die Palette reicht ebenfalls vom Klein- bis zum Luxuswagen. Und das Angebot ist ungleich größer: Wer am Freitag spontan für den nächsten Tag von Hamburg einen Mietwagen gesucht hat, fand insgesamt 41 Angebote in Städte wie Berlin, Bremen, Düsseldorf oder Mannheim.

Tankfüllung inklusive


Ein weiterer Anbieter ist freifahrt.de, der Transferfahrten der Autovermietung Hertz und eines regionalen, Berliner Unternehmens seit Anfang 2013 gesammelt über die Online-Plattform anbietet. Ein großer Vorteil bei freifahrt.de: Sogar die erste Tankfüllung ist inklusive. Das Angebot ist jedoch begrenzt: Beim Test war für Hamburger lediglich eine Verbindung aus Aschaffenburg in die Hansestadt verfügbar. Dies liege jedoch am Bahnstreik, zu anderen Zeiten seien bis zu 50 Fahrten quer durch Deutschland verfügbar, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Nachteil: Die Wagenklasse kann vor der Buchung nicht eingesehen werden. Bis vor kurzem ging Hertz sogar noch einen Schritt weiter, bot kostenlose Fahrten auch ins Ausland an. Doch diese stehen für Privatpersonen zumindest offiziell nicht mehr zur Verfügung, werden nur noch an gewerbliche Dienstleister vergeben.

Nicht nur in Zeiten des Bahnstreiks gibt es somit reichhaltige Alternativen, um von A nach B zu kommen - zumindest solange eine gewisse Flexibilität möglich ist. Und richtige Sparfüchse gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie stellen die Fahrten in Mitfahrzentralen ein und machen durch den anteiligen Preis, den die Mitfahrer zahlen, sogar noch Gewinn.