Die Auftragseingänge des Unternehmens sind im zweiten Quartal um knapp 19 Prozent gewachsen. Deshalb soll neu eingestellt werden. Vor allem Lackierer und Schweißer werden gesucht.

Hamburg. Bert-Jan Knoef gestikuliert mit großer Begeisterung, als er durch das Werk des Hamburger Gabelstapler-Herstellers Still geht. „Hier bauen wir die Gabelstapler mit Elektromotoren“, sagt der Vorsitzende der Still-Geschäftsführung. Wenige Hallen weiter befindet sich die fast menschenleere Fertigung von Zylindern für Gabelstapler. Roboter fräsen die Teile zurecht, die Still nicht nur für seine Flurförderzeuge betreibt, sondern für die gesamten Unternehmen der Kion-Gruppe, zu der Still und das Schwesterunternehmen Linde gehört.

Gabelstapler und Lagertechnik-Geräte, die Lasten transportieren, und Schlepper zum Beispiel für Flughäfen werden auch in Krisenzeiten von vielen Unternehmen nachgefragt. Allein im zweiten Quartal sind die Auftragseingänge des Unternehmens um fast 19 Prozent gewachsen, obwohl der Gesamtmarkt nur um knapp neun Prozent zulegte. Deshalb will Knoef nun weiter expandieren und 200 Mitarbeiter einstellen. „Wir haben in den vergangenen Wochen bereits viele neue Beschäftigte dazugeholt. Aktuell suchen wir noch gut 50 Mitarbeiter, darunter Schweißer und Lackierer“, sagt er und ist zuversichtlich, die bisherige Beschäftigtenzahl des Hamburger Unternehmens von 2100 auf 2300 Mitarbeiter in Hamburg zu erhöhen. Weltweit arbeiten für das Unternehmen 7700 Frauen und Männer.

Still wird in den kommenden Jahren 23 Millionen Euro in das Hamburger Stammwerk investieren, um die Produktion und die interne Logistik zu verbessern. Schon jetzt gehört das Werk mit seinen Produktionsmethoden zu den laut Knoef Besten der Branche in Deutschland. Fertigungsteile, die am Ende zu einem Gabelstapler werden, befinden sich bereits vor Produktionsbeginn direkt an der Montage. „Früher hatten wir hier ein Hochregallager, die Mitarbeiter mussten oft während der Produktion noch Teile suchen und zur Montage schleppen. Das kostete Kraft und Zeit“, so Knoef.

Das Werk wirkt aufgeräumt. Dennoch sieht der Chef Verbesserungspotenzial. „Heute montieren wir in einer Produktionsstraße Gabelstapler nur eines bestimmten Modells. Unser Ziel ist es, künftig mehrere Modelle auf einer Anlage zu montieren“, sagt er. „So könnten wir unsere Produktionskapazität in den nächsten fünf Jahren um 50 Prozent erhöhen.“ Derzeit hat das Werk eine Kapazität von mehr als 20.000 Staplern in Hamburg. Knoef, der auch in den Gesamtvorstand der Kion-Gruppe berufen wurde, will diese zügig steigern. Von der Ukraine-Krise ist Still bisher nicht betroffen. Das Geschäft in Russland beläuft sich nur auf einen geringen einstelligen Prozentbereich vom Gesamtumsatz der Still-Gruppe.

Das Unternehmen spielt mit einem Umsatz von 1,7 Milliarden Euro in der weltweiten Branche in der ersten Liga mit. Nur Toyota produziert mehr Stapler als die Still-Mutter Kion, die – inklusive der Erlöse von Still und Linde– 2013 gut 4,5 Milliarden Euro erwirtschaftet hat. Die Börse honoriert die guten Zahlen. Obwohl Kion erst 2013 auf das Parkett gegangen ist, wurde es jetzt in den M-DAX, dem zweitwichtigsten Börsenbarometer, aufgenommen. Hauptaktionäre sind mit Datum 30. Juni 2014 mit 26,9 Prozent die amerikanischen Finanzinvestoren KKR und Goldman Sachs. 33,3 Prozent gehören dem chinesischen Unternehmen Weichai Power und 39,6 Prozent der Anteile befinden sich im Besitz von privaten Aktionären. Kion hält 0,2 Prozent.

Der Markt für Gabelstapler steht vor großen Herausforderungen. „Wir müssen die Betriebskosten unserer Kunden etwa für Energie senken“, sagt Knoef, der an Staplern mit Hybridmotor, Elektro- und anderen Antrieben für die Zukunft forschen lässt. Allein in Hamburg arbeiten 190 Forscher. Zu den Innovationen zählen unter anderem Gabelstapler, die sich selbst melden, wenn ein Fehler etwa in der Elektronik aufgetaucht ist. „Unser Service weiß somit schon bevor er zu dem betreffenden Unternehmen fährt, in dem sich der Gabelstapler befindet, wo der Fehler vorliegt“, sagt Knoef. „Das spart Kosten, weil der Reparaturwagen nur einmal zum Kunden fahren muss, wenn er schon vorher weiß, was gemacht werden muss“, so Knoef. Allein in Deutschland betreibt Still 14 Niederlassungen mit 1200 Servicepunkten.

Rund 40 Prozent des Umsatzes liefern das Servicegeschäft, die kurzfristige Vermietung und der Verkauf von Gebrauchtstaplern. Selbst in Krisenzeiten hat das Unternehmen damit sichere Umsätze. Zu den Rennern zählt ein Gabelstapler, der in bis zu zwölf Meter Höhe Paletten in die Regale stellen kann. „Bislang haben die Stapler in solchen Höhen gewackelt. Wir haben nun ein Verfahren entwickelt, mit dem sie in solchen Höhen stabilisiert werden“, so Knoef. „Wir gehören mit unserem Geschäftsmodell zu den Gewinnern der Globalisierung“, sagt der Manager.