Die Hamburger Mitarbeiter der chilenischen Reederei CSAV fühlen sich alleingelassen. Der Betriebsrat fordert Unterstützung vom Senat. Doch aus dem Rathaus kommen wenig ermutigende Signale.

Hamburg. Die Fusion zwischen Hapag-Lloyd und der chilenischen Reederei CSAV ist rechtlich noch nicht wasserdicht, schon gibt es in der Belegschaft Unruhe. Nicht so sehr am Ballindamm, wo die Schifffahrtskaufleute gerade einen neuen Betriebsrat gewählt haben, der bei der Eingliederung des chilenischen Containergeschäfts ein gewichtiges Wort mitsprechen will. Sondern weiter unten im Hafen, an der Ericusspitze, wo CSAV seine Hamburg-Repräsentanz betreibt und sein Hauptquartier für Europa eingerichtet hat.

Dort bangen jetzt 177 Mitarbeiter um ihren Job. Bisher hat ihnen nämlich niemand zugesichert, dass sie nach der Fusion ihren Arbeitsplatz behalten. Sie werden vertreten durch Betriebsratschef Ronald Matthies, der seit mehr als zehn Jahren bei CSAV ist, seinen Kollegen in dieser Situation aber auch nicht helfen kann. „Das Problem ist, dass niemand mit uns spricht“, sagt Matthies. Chile sei weit weg, und nicht einmal im Zuge der Fusionsverhandlungen habe sich die Geschäftsführung in den eigenen Büros blicken lassen.

Es werde viel über die Fusion geschrieben, über die Zukunft des Europahauptquartiers von CSAV in Hamburg habe er aber noch nichts gelesen, sagt Matthies. „Werden wir im Zuge der Fusion in die Hapag-Lloyd übergehen – oder dort vielleicht untergehen? Im Grunde machen wir nämlich hier wie dort dasselbe. Niemand braucht aber eine doppelte Buchhaltung oder ein doppeltes Personalmanagement.“ Matthies befürchtet, dass sich nicht einmal der Hamburger Senat um die mehr als 170 Arbeitsplätze von CSAV sorgt. „Der ist als Anteilseigner von Hapag-Lloyd ja nicht neutral.“

Mit dieser Ansicht liegt Matthies offenbar gar nicht falsch, liest man die jüngsten Äußerungen des Senats zur Fusion: Auf eine Schriftliche Anfrage der Grünen, was aus den Arbeitsplätzen nach der Fusion wird, schließt der Senat einen Abbau bei der bisherigen Hapag-Lloyd AG ausdrücklich aus. Zur CSAV schweigt er. Die „jeweils geltenden nationalen Regelungen des Arbeitsrechts“ würden eingehalten heißt es lediglich. „Über die konkrete Ausgestaltung der Personalstrukturen kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft gegeben werden“, so die Senatsantwort.

Matthies findet das wenig ermutigend. Auch der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Anjes Tjarks, gibt sich verwundert: „Der Senat hat offenbar eine Fusion beschlossen, ohne sich um die Sicherung der Hamburger Arbeitsplätze bei CSAV zu kümmern. Die Hamburger CSAV-Beschäftigten erwarten zu Recht, dass sie so schnell wie möglich erfahren, wie es für sie weitergehen soll“, sagt er. CSAV hat deutschlandweit rund 180 Mitarbeiter, Hapag-Lloyd 1322, davon 1167 in Hamburg.

Unterdessen bereiten die Reedereien den Zusammenschluss weiter vor. Derzeit würden die Anträge für die mehr als 20 Genehmigungsbehörden erstellt, sagte ein Sprecher von Hapag-Lloyd. Mit einem Abschluss sei erst im vierten Quartal 2014 zu rechnen. Dann soll der scheidende Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt zum Aufsichtsratsvorsitzenden ernannt werden.