Am Montag war für die traditionsreiche Schuhhandelskette Görtz ein guter Tag. Nach einer langen und zum Teil nervenaufreibenden Suche hat das 1875 gegründete Hamburger Unternehmen endlich einen Investor gefunden. Damit kehrt in die Zentrale in der Spitalerstraße und in die rund 170 Filialen endlich das zurück, was vor Monaten schon verloren schien: Hoffnung. Nun könnten Skeptiker mit Blick auf den neuen Finanzinvestor das alte Lied der gierigen Heuschrecke singen, die letztlich Görtz nur aussaugen und schnelle Gewinne machen wolle. Doch man sollte sich davor hüten, mit Finanzinvestoren stets das Böse zu verbinden. Die von Görtz ausgewählte Münchner Beteiligungsgesellschaft Afinum genießt in der Branche einen guten, soliden Ruf. Sicherlich will auch sie sich mittelfristig wieder mit Gewinn aus dem Schuhhaus verabschieden, aber zunächst bietet der Einstieg für Mitarbeiter und Altgesellschafter deutlich mehr Chancen als Risiken.
Dringend benötigtes Kapital wird in die Kassen von Görtz gespült, welches unter anderem für die Optimierung der Onlinestrategie ausgegeben werden muss. Zugleich behalten die Alteigentümer mit 60 Prozent die Mehrheit der Anteile. Schaut man auf die Alternativen, ist der Investoreneinstieg die mit Abstand beste Lösung. Nichts tun wäre einem unternehmerischen Selbstmord gleichgekommen. Und die Übernahme durch einen Konkurrenten hätte massive Stellenstreichungen und Filialschließungen zur Folge gehabt. Ohne Blessuren werden die Beschäftigten wohl auch nach dem Einstieg Afinums nicht davonkommen. Aber der Totalschaden ist zum Glück verhindert worden.