Hamburg Süd schafft Platz für 800 Mitarbeiter. Bekenntnis zur Hansestadt. Zwischen Hochhaus und Neubau steht das alte Condor-Gebäude, dass mit dem Neubau zu einem Komplex verbunden werden soll.
Hamburg. Die Reederei Hamburg Süd erhält eine neue Unternehmenszentrale. Der markante Büroturm an der Willy-Brandt-Straße wird erweitert, angrenzende Gebäude werden abgerissen und neu aufgebaut. Der Komplex soll 2016 fertig sein und dann Platz für 800 Mitarbeiter bieten. Die Reederei investiert dazu einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“. Die Mitarbeiter sind vorübergehend in den Sprinkenhof umgezogen.
Seit rund 50 Jahren sitzt das zur Oetker-Gruppe gehörende Schifffahrtsunternehmen an der Willy-Brandt-Straße. Das vom Architekten Cäsar Pinnau entworfene Hochhaus mit den grün getönten Scheiben mit dem Nebengebäude im Schuhkartonformat sind ein Blickfang. Doch mit der Zeit wuchs die Reederei. Logistik-Töchter sowie die Trampschifffahrtsgesellschaft Rudolf A. Oetker mussten in umliegenden Büros aber auch weiter weg untergebracht werden. Deshalb entschied sich die Geschäftsführung vor mehr als vier Jahren zum Neubau.
Da die Pinnau-Gebäude unter Denkmalschutz stehen, dürfen sie nicht abgerissen werden. Deshalb plante Hamburg Süd ursprünglich, die bestehenden Gebäude deutlich aufzustocken. Dagegen legte sich der Bezirk Mitte lange quer. So lange, dass die Reederei im Juni 2010 damit drohte, der Stadt den Rücken zu kehren und außerhalb nach geeigneten Flächen zu suchen. Schließlich einigte man sich auf einen Kompromiss: Das Pinnau-Ensemble bleibt in seinem äußeren Erscheinungsbild erhalten. Das Hochhaus wird nur um eine zusätzliche Etage erweitert. Zwei auf den Nachbargrundstücken bestehende Gebäude weichen einem Neubau. In dieser Woche begannen die Abrissarbeiten.
Zwischen Hochhaus und Neubau steht das alte Condor-Gebäude, dass mit dem Neubau zu einem Komplex verbunden werden soll. Dieser erhält ein Atrium mit freier Sicht zur einen Seite auf das Fleet und zur anderen auf die St.-Nikolai-Kirchenruine. Das Hauptgebäude wird entkernt, Fassade, Gebäudeelektrik, Fahrstühle und die gesamte Infrastruktur werden erneuert. Beleuchtung und Klimatechnik werden energiesparender ausgestattet. Wichtigste Neuerung: Die Doppelfassade erlaubt es – anders als heute – zur Raumlüftung auch einmal die Fenster zu öffnen.
Hamburg Süd versteht diese Lösung als klares Bekenntnis zu Hamburg: „Obwohl es viele gute Gründe für einen Neubau an einem anderen Standort gegeben hätte – die Baukosten wären bei wesentlich größerer Flexibilität in etwa genauso hoch gewesen, wie die der Renovierung und Erweiterung – haben sich Geschäftsführung und Eigentümer dafür entschieden, die Zentrale am traditionsreichen Platz in der Mitte von Hamburg zu belassen“, sagt Heino Schmidt, Mitglied der Geschäftsführung von Hamburg Süd. Denkmalschutz, Stadtarchäologie, Baubehörden, Wasser- und Schifffahrtsamt sowie Feuerwehr und Bezirksamt seien in die Planungen mit einbezogen worden. „Aufgrund der Vielzahl der Instanzen haben wir mehr als drei Jahre gebraucht, bis die Baugenehmigung vorlag“, sagt Schmidt.