Obwohl die Zahl der Fachgeschäfte seit Jahren dramatisch zurückgeht, glaubt der Unternehmer an die Zukunft der Kopfbedeckungen und hat einen neuen Hutladen in der Böckmannstraße in St. Georg eröffnet.
Hamburg Geschäfte sind für Uwe Rathje Kopfsache. Nicht, weil er ein Mensch der rationalen Entscheidungen ist. Sondern weil er sich auf den Verkauf von Kopfsachen spezialisiert hat. Auf Hüte, Mützen und Kappen. Auf Zylinder und Melonen, Bogarthüte und Gatsby-Mützen, Basecaps und Stetson. Obwohl die Zahl der Fachgeschäfte seit Jahren dramatisch zurückgeht, glaubt Uwe Rathje an die Zukunft der Kopfbedeckungen und hat gerade einen Hutladen in der Böckmannstraße in St. Georg eröffnet - insgesamt seinen dritten in Hamburg.
„Der Markt dafür ist da“, sagt Uwe Rathje, 57. Er weiß, wovon er spricht. Jahrelang hat er auf Messen, Märkten sowie Veranstaltungen Hüte, Mützen und Kappen verkauft, bevor er 2009 mit „PapenHut“ seinen ersten Hutladen in der Papenhuder Straße eröffnete. Drei Jahre später folgte „Rockhats“ am Schulterblatt für Musiker sowie Fans am Schulterblatt - und jetzt „Rathje Hüte“ in der Nachbarschaft von Hamburgs bekanntem Herrenausstatter Policke. „Der Standort ist perfekt“, sagt Uwe Rathje. In den vergangenen Jahren seien immer wieder Kunden zu ihm gekommen, die bei Pollicke einen Anzug gekauft hätten und den passenden Hut dazu suchten. „Die Geschäfte ergänzen sich optimal“, sagt Rathje und glaubt, dass die Zeit für einen neuen Laden in Hamburg reif sei.
Denn die Branche erholt sich langsam von dem großen Einbruch infolge der 68-er Revolution, als Huttragen plötzlich als verstaubt und reaktionär galt. „Das Trageverhalten in Deutschland hat sich damals komplett verändert, die Zahl der Fachgeschäfte ist dramatisch eingebrochen“, sagt Maria Bauch, Geschäftsführerin der Gemeinschaft Deutscher Hutfachgeschäfte (GDH). Nach Schätzungen gibt es derzeit noch zwischen 500 und 600 Fachgeschäfte für Hüte, Mützen und Kappen in Deutschland. Die Renaissance sei vor allem Promis zu verdanken, die wieder Hüte und Mützen getragen haben. So wie Udo Lindenberg, Roger Cicero und Xavier Naidoo, zu deren Markenzeichen die Kopfbedeckung wurde, aber auch Schauspielern wie Johnny Depp, Brad Pitt oder Robert Redford, die der Kopfbedeckung zu ihrem Comeback verhalfen.
„Was die Promis tragen wird zum Trend“, weiß Sabine Falkenhagen vom gleichnamigen Traditionshaus in der Großen Johannisstraße, das seit 1916 Hüte und Mützen verkauft. Nachdem die Geschäfte auch dort in den 70er-Jahren eingebrochen sind und danach lange stagniert haben, laufen sie seit drei Jahren wieder gut. „Der von Sängern und Schauspielern ausgelöste Trend hat die Massen erreicht, die Nachfrage wird immer größer“, so Sabine Falkenhagen. Knapp 10.000 Mützen, Hüte und Kappen verkauft das Unternehmen jährlich und macht damit einen Umsatz im sechsstelligen Bereich.
Als Konkurrenten sehen sich Falkenhagen und Rathje nicht. Im Gegenteil. „Wir schicken uns gegenseitig Kunden“, sagt Uwe Rathje. Trotzdem wählt er die Standorte seiner Geschäfte so, dass sie nicht im direkten Einzugsbereich von Falkenhagen liegen. „Der Markt ist groß genug für alle“, weiß er. Der Unternehmer verkauft seine Waren nicht nur in seinen Geschäften, sondern auch bei Messen, Märkten und Events. Umsatz: Rund 800.000 Euro. Hinzu kommen die Einnahmen aus dem Internet-Verkauf. „Damit sind wir einer der größten Kopfbedeckungsanbieter im Norddeutschland“, sagt Rathje, der rund 1000 Kopfbedeckungen im Angebot hat und selbst gerne Mützen, Hüte und Kappen trägt.
„Schließlich bin ich Musiker!“. Doch er ist nicht der einzige, der ein Faible für Kopfsachen hat. Inzwischen steht die ganze Familie hinter ihm. Seine Tochter Vanessa, 29, leitet Papenhut, ein Sohn, 27, ist Geschäftsführer von Rockhats sowie der Internetseite und der andere Sohn Daniel, 26, das Verkaufstalent der Firma. Warum die Rathjes alle an die Branche glauben? Das ist Kopfsache. Und ein bisschen Bauchgefühl.