In unserer Serie stellen wir Unternehmen aus der Region und ihre Erfolgideen vor. Was Witte Pumps aus Uetersen mit Bonbons, CDs und Ketchup zu tun hat.
Uetersen. Wenn morgens die Margarine aufs Brötchen kommt, die Lieblings-CD abgespielt und der Plastikbecher mit heißem Kaffee gefüllt wird, wenn Ketchup auf das Steak kommt oder ein Bonbon gelutscht wird, dann ist die Firma Witte Pumps mit ziemlicher Sicherheit mit im Spiel. Denn das Uetersener Unternehmen ist ein Spezialist, wenn es um Zahnradpumpensysteme für die chemische-, Pharma-, Lebensmittel- und Kunststoffindustrie geht.
Mehr als 4500 Unternehmen zählt Witte Pumps & Technology weltweit zu seinen Kunden, darunter sind so bekannte Namen wie Bayer, Dow Chemical, Beiersdorf, Nestlé, BASF, Kraft und Repsol. 36 Vertretungen hat die Uetersener Firma in der Welt, dazu kommen Büros und Werkstätten in Moskau, Schanghai, Kuala Lumpur und der Coca-Cola-Hauptstadt Atlanta im amerikanischen Bundesstaat Georgia. Eine weitere Expansion ist geplant, auch weil die Firma seit 30 Jahren stetig wächst. Im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika und Südamerika will der Uetersener Mittelständler, der inzwischen 20 Millionen Euro Umsatz pro Jahr generiert, in den kommenden Jahren Fuß fassen, um seine Position auf dem Weltmarkt weiter zu verbessern.
Witte Pumps zählt heute in dem Nischenmarkt der Zahnradpumpenproduktion zu den drei großen Herstellern der Branche. Die Konkurrenz kommt aus der Schweiz und aus Japan. Dass Witte Pumps einmal auf Augenhöhe mit den beiden Konkurrenten sein würde, das hatte anfangs niemand erwartet, denn begonnen hatte alles vor 30 Jahren in einer gewöhnlichen Küche und in einem Keller in Uetersen.
1984 hatten Karin und Reinhard Witte, die bereits Erfahrungen im Pumpenbau hatten, sich selbstständig gemacht. Der Keller des Hauses diente als Lagerraum, die neu entworfenen Polymerpumpen wurden im heimischen Backofen bei Höchsttemperatur gebacken. „Es erinnert ein wenig an die Geschichten von Steve Jobs, Bill Gates oder Hewlett-Packard“, sagt Sven Wieczorek, der seit 2002 die Geschicke des Unternehmens leitet. Ein kleines Unternehmen, gegründet im Hauskeller, entwickelt sich ständig weiter, bis es eines Tages im Big Business mitmischt.
Das Glück von Karin und Reinhard Witte war, dass sie innovative Ideen hatten. Sie boten von Beginn an spezielle Angebote für Kunden und revolutionierten den Pumpenbau, indem sie Zahnräder einsetzten, die aus Keramik statt aus Metall waren. Die Resonanz war überaus gut. Der heimische Backofen musste arbeiten, was die Röhren hergaben. Mehr als ein Ofen wurde in den kommenden vier Jahren verschlissen. „Irgendwann war der Ofenverschleiß zu groß und die Räume wurden zu klein“, sagt Wieczorek. 1988 wurde daher am Esinger Steinweg ein neues Domizil gebaut.
Dort wurde beständig weiter investiert und expandiert. Inzwischen sind 48 Mitarbeiter am Uetersener Standort beschäftigt. Das Portfolio umfasst sechs verschiedene Grundtypen von Pumpen, die nach Bedarf hinsichtlich Größe und Zusammensetzung den Kundenwünschen angepasst werden können.
„Wir setzen bewusst auf ein modulares Bausystem“, sagt Wieczorek. Die meisten Komponenten werden bei Zulieferern in Auftrag gegeben beziehungsweise eingekauft, um anschließend in Uetersen montiert zu werden. Von winzig kleinen bis zu mehrere Tonnen schweren Komponenten reicht die Bandbreite der Pumpen, die entwickelt und montiert werden. Derzeit sind die größten etwa vier Tonnen schwer. Damit ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.
In Tornesch entsteht derzeit das künftige Firmendomizil. Dort wird die Firma bis zu acht Tonnen schwere Zahnradpumpen herstellen können. „Wir beobachten auf dem Markt eine veränderte Nachfrage. Darauf reagieren wir“, sagt der Geschäftsführer. Früher seien vor allem mittelgroße Pumpensysteme gefragt gewesen. Inzwischen würden auch sehr kleine und sehr große Systeme geordert. Letzteres vor allem, um die Produktivität zu steigern und Kosten zu sparen. Um die wachsende Nachfrage stillen zu können, investiert die Firma mehrere Millionen Euro in ihren Neubau.
Die Perspektiven des Unternehmens, das 2012 Finalist beim Großen Preis des Mittelstandes war, seien überaus gut, sagt Wieczorek. Sich früh auf China als Wachstumsmarkt zu konzentrieren, sei eine richtige Entscheidung gewesen. Und dank vorausschauenden Wirtschaftens sei das Unternehmen gut durch die jüngeren Wirtschaftskrisen gekommen. „Wir haben an jeder Krise gelernt“, sagt der Firmenchef. Die jüngste Lehre war, dass sich die Firma breiter aufstellen sollte. Konsequenz: Es folgte der Einstieg in den Lebensmittelmarkt, der bereits fünf Prozent der Aufträge einbringt.