Der Untergang der Baumarktkette wirft viele Fragen auf – auch an den früheren Besitzer
Hamburg. Das Aus für Max Bahr macht viele Menschen fassungslos. Vor allem in Hamburg, der Geburtsstätte der Baumarktkette, mischt sich Unverständnis mit Wut. Auf der Facebook-Seite des Unternehmens nehmen die Beiträge geschockter Kunden und Mitarbeiter kein Ende. „Es ist einfach eine Schande, was da passiert“, steht dort. Von „Geldgier“, „Trauer“ und „Solidarität“ ist zu lesen. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) spricht von einem „Verlust für alle Seiten“.
Viele fragen sich: Wie konnte es dazu kommen, dass diese Erfolgsgeschichte, die vor 134 Jahren mit einer Werkstatt für Wagenräder in Bramfeld begann, nun so ein bitteres Ende nimmt? Seit wenigen Tagen steht fest: Die Baumarktkette Max Bahr, deren erste Heimwerkerfiliale der langjährige Haupteigentümer Peter Möhrle 1963 in Rissen eröffnete, wird zerschlagen – und nur 24 Filialen gehen an einen Konkurrenten, werden auf die Marke Bauhaus umgeflaggt. Der Ausverkauf hat begonnen. „Ein vermeidbarer Untergang“, darin sind sich Insider einig.
Tragisch ist vor allem die zweimal, quasi auf der Zielgeraden gescheiterte Rettung des insolventen Traditionsunternehmens. Die Beschäftigten von Max Bahr machten dafür überwiegend den Vermieter der Immobilien und die dahinterstehende Royal Bank of Scotland verantwortlich. An dem Streit um Mietpreise und einen Kaufpreis für die Häuser und Grundstücke zerbrach nicht nur die Übernahme durch ein Konsortium um den Dortmunder Konkurrenten Hellweg, sondern auch die letzte Rettungsoption durch die saarländische Handelsgruppe Globus.
Doch der Anfang vom Ende von Max Bahr begann wesentlich früher. Im Jahr 2007 verkaufte der frühere Eigentümer Peter Möhrle sein Lebenswerk an den Konkurrenten Praktiker. Er glaubte, damit die Zukunft der Kette zu sichern, die er mit damals 78 Märkten für zu klein hielt, um gegen weitaus größere Konkurrenten bestehen zu können. Zuvor hatte sich der Mann, der das Unternehmen einst von einer einfachen Holzhandlung zu einer der größten Baumarktketten Deutschlands machte, mit seinem Sohn Dirk über die weitere Strategie zerstritten.
Der Verkauf erwies sich im Nachhinein als Fehleinschätzung, denn Praktiker war kein sicherer Hafen, sondern ein discountorientiertes Unternehmen, das nach Einschätzung von Branchenexperten kaum zu den eher serviceorientierten Hamburgern passte. Zu lange setzte der Konzern auf ruinöse Rabattaktionen („20 Prozent auf alles“), mit denen die Kunden zu Schnäppchenjägern erzogen wurden. Die Preisnachlässe brachten zwar Umsatz, aber kaum Gewinn. Darüber hinaus blockierten sich Vorstand und Aktionäre bei Praktiker über Jahre hinweg gegenseitig und fochten kräftezehrende Machtkämpfe aus, die das Unternehmen lähmten.
Auch die Probleme mit dem Vermieter, die zum Schluss eine Rettung verhinderten, gehen letztlich auf eine Entscheidung der Familie Möhrle zurück. Sie war es, die sich 2007 zum gesonderten Verkauf der Immobilien entschloss, die sich zuvor ebenfalls in ihrem Besitz befunden hatten.