Mit größeren Jets peilt die Kranich-Airline größeren Profit über dem Nordatlantik an. Die Lufthansa hat vor allem die Business-Kunden im Visier – und schielt auf Wachstum in Südamerika.
Hamburg/Chicago. Das neue Konzept mit den Europaflügen von Germanwings scheint für die Lufthansa aufzugehen. Im September stieg die Auslastung der Jets auf 81,5 Prozent (plus 1,1). Damit sei in den ersten neun Monaten dieses Jahres die Zahl der Passagiere bei vier Prozent weniger Flügen auf rund 80 Millionen gewachsen, teilte das Unternehmen mit. Und fast genau zwanzig Jahre nach dem Beginn der Partnerschaft mit United Airlines erwartet die Lufthansa nun auch im Amerika-Geschäft weiteres Wachstum.
Obwohl das Unternehmen durch den angekündigten Abgang des Vorstandschefs Christoph Franz und durch die extreme Konkurrenz in Asien gebeutelt ist, sollen USA-Flüge wieder Gewinne abwerfen. Dazu werden größere Maschinen auf den Strecken nach New York, Chicago, Miami, Washington und Los Angeles eingesetzt, die schon vor Jahren bestellt wurden. Die 747-8 haben 50 Sitzplätze mehr als die bisherigen Jumbo-Jets. Auf einigen Routen kommt der Airbus A380 zum Einsatz, der mit 96 Business-Sitzen und acht in der First Class die zahlungskräftige Kundschaft anlockt, die für den Profit sorgt.
Der erfolgreichste Lufthansa-Flug über den Nordatlantik sei die Verbindung von Frankfurt nach Houston (Texas), wie Lufthansas Amerika-Kommunikationschef Nils Haupt im Gespräch mit dem Abendblatt sagte. Den Passagieren aus der Öl- und Gasmetropole komme zugute, dass Lufthansa von Frankfurt aus sowohl Richtung Osteuropa als auch nach Afrika viele Verbindungen biete.
Das ist auch der Grund, warum vom angepeilten Wachstum im US-Geschäft der Flughafen Hamburg nicht profitieren wird. Von Fuhlsbüttel aus gibt es nur eine Nonstop-Verbindung in die USA, mit United nach Newark (New York). „Hamburg wird mittelfristig kein Hub für die USA“, sagte Haupt. Es gebe aus dem Umland nicht genügend Passagiere, ebenso wenig wollten Fluggäste aus den USA nach oder über Hamburg fliegen, weil es zu wenige Anschluss-Verbindungen gebe. Hamburg schaffe es nicht, jeden Tag in beide Richtungen 350 Plätze zu verkaufen, so Haupt. Auch in Frankfurt kämen 70 Prozent der USA-Fluggäste nicht aus Rhein-Main. Dort aber gebe es viele Zubringer aus Italien, Skandinavien und Osteuropa.
Über das Lufthansa City Center profitiert allerdings auch eine Hamburger Institution vom wachsenden Geschäft. Die Hamburg Süd Reiseagentur zählt zu einem Netz von weltweit 27 Reisespezialisten, die als Verbund große Etats von Unternehmen und Behörden verwalten. „Die Internationalisierung hat längst auch die mittelständische Wirtschaft erreicht – das wichtigste Geschäftsfeld der Lufthansa City Center“, sagte Michael Marx, Head of Corporate Travel.
In ihrem Wachstum West orientiert sich die Lufthansa an amerikanischen Airlines. Zwischen vier und acht Prozent betrage deren Profit, so Haupt. Nach Pleiten und Fusionen der vergangenen Jahre holen sich die US-Linien ihren Gewinn allerdings aus Extra-Gebühren für Sitzplatzreservierungen, Getränke an Bord und einen zweiten Koffer. Diese Gebühren müssen nicht versteuert werden – ein angenehmer Effekt für die seit Jahren notleidende Branche. „In den USA kommt der Passagier zum Flughafen und ist froh, wenn er einigermaßen pünktlich abfliegt und das Flugzeug halbwegs sauber ist. Hier ist das Fliegen Transport, bei uns ist es reisen“, so Haupt.
Offenbar schmerzt es die Lufthansa und die Star Alliance auch nicht, dass US Airways das Bündnis demnächst verlässt, weil die Fluggesellschaft mit American Airlines fusioniert. Mit United darf Deutschlands größte Airline über dem Nordatlantik sogar Preise absprechen.
Der Kranich hat zudem Expansionspläne nach Mittel- und Südamerika. Mit der brasilianischen TAM gibt es eine strategische Allianz, vom wirtschaftlichen Wachstum in Brasilien und selbst in Panama verspricht sich Lufthansa einen erheblichen Anteil am Kuchen. Anders als in den USA soll das Wachstum im Süden des Doppelkontinents nicht nur „maßvoll“, sondern stark sein. Dazu können auch die Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und Olympia 2016 in Rio de Janeiro beitragen.