In der kommenden Woche begeht das Unternehmen das einjährige Bestehen seiner Verbindung zwischen Hamburg und Köln. Rund 350.000 Fahrgäste nutzten bislang das neue Angebot.
Hamburg. Konkurrenz zur Deutschen Bahn im Fernverkehr, das ist auf deutschen Schienen nach wie vor die große Ausnahme. Das Unternehmen HKX in Köln will mit seinen 40 Mitarbeitern beweisen, dass es geht. Am kommenden Dienstag hat der neue Anbieter sein erstes Jahr im Echtbetrieb absolviert. Und die Bilanz ist positiv: „Wir hatten ein gutes erstes Jahr“, sagte HKX-Geschäftsführerin Eva Kreienkamp dem Abendblatt. „Wir sehen jetzt, dass auf dieser Strecke ein Markt existiert. In den ersten zwölf Monaten haben wir etwa 350.000 Fahrgäste befördert. Allein im Juli werden es rund 45.000 Fahrgäste sein.“
Die Deutsche Bahn gibt für einzelne Strecken keine Fahrgastzahlen an. Bei tagsüber einer bis zwei Abfahrten in ICE- oder IC-Zügen je Stunde dürften aber erheblich mehr Menschen nach wie vor mit dem früheren Monopolisten unterwegs sein. Schon wenige Monate nach dem Start von HKX konterte der Konzern mit dem Einsatz neuer IC-Waggons auf den Strecken zwischen Hamburg und Stuttgart via Köln. Ginge es vorrangig um die Qualität des rollenden Materials, könnte der neue Konkurrent wohl nicht lange mithalten.
Das Unternehmen Veolia fährt im Auftrag von HKX mit derzeit insgesamt 26 gemieteten Waggons und vier Lokomotiven. Nach wie vor zählen dazu auch die Erste-Klasse-Rheingold-Waggons aus den 1970er Jahren, die – neu aufgearbeitet – heutzutage ihren Dienst in der Patchwork-Flotte des kleinen Unternehmens verrichten. Aus Sicht von HKX sind die Waggons allerdings nicht das entscheidende Kriterium: „Vor allem setzen wir auf den Fahrpreis und auf die Einfachheit beim Kauf der Fahrkarte, weniger auf eine besonders gehobene Ausstattung unserer Waggons. Das erwarten unsere Fahrgäste auch nicht“, sagte Kreienkamp.
Fahrplan wurde erweitert
Ein wesentlicher Schritt für HKX war vor einigen Monaten die Erweiterung des Fahrplans auf täglich drei Verbindungen von Montag bis Sonnabend. Sonntags verkehren in beiden Richtungen je zwei Züge zwischen den Metropolen. Bei HKX kostet die einfache Fahrt von Hamburg nach Köln je nach Buchungszeitpunkt und Umfang des Angebots zwischen 18 und 68 Euro. Der Normalpreis der Deutschen Bahn für eine einfache Fahrt im Intercity beträgt 86 Euro. Der wichtigste Verkaufsweg für HKX ist, wie schon vor einem Jahr, das Internet. Das Unternehmen würde seine Tickets gerne auch in den Reisezentren der Deutschen Bahn an den Bahnhöfen verkaufen, findet für dieses Anliegen beim Konkurrenten aber keine Sympathie: „Die Zusammenarbeit mit DB Netz, deren Trassen wir mieten, ist sehr gut. DB Fernverkehr hingegen zeigt sich an Kooperationen mit uns, zum Beispiel beim Ticketverkauf in den Reisezentren, nicht interessiert“, sagte Kreienkamp. „Das ist nun eher eine Frage für den staatlichen Regulierer.“
Bei der eigenen Expansion setzt HKX vor allem auf eine Zusammenarbeit mit vielen anderen kleineren Bahn- und Busunternehmen. Der Fernbusverkehr wurde im vergangenen Jahr liberalisiert und ist nun wieder in ganz Deutschland möglich. Lange Zeit durften Busverkehrs-Anbieter nur Strecken bedienen, auf denen es kein Fernverkehrsangebot der Deutschen Bahn gab. „Die Liberalisierung des Fernbus-Marktes nützt uns bei dem Vorhaben, unser Angebot weiter in die Fläche hinein auszubauen“, sagte Kreienkamp. „Die Kunden suchen jetzt verstärkt und zielstrebiger als früher nach Alternativen zur Deutschen Bahn.“
Für den regionalen Anschlussverkehr kooperiert HKX bereits mit Bahnunternehmen wie Metronom in Norddeutschland oder der Rheinbahn in Nordrhein-Westfalen. Der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) in Schleswig-Holstein will HKX demnächst ein Angebot für eine Zusammenarbeit vorlegen. „Wir möchten mit der Nord-Ostsee-Bahn kooperieren, damit unsere Fahrgäste von Köln bis nach Westerland fahren können, mit Umstieg in Hamburg“, sagte Kreienkamp. „Wir müssen nicht alles neu erfinden und unser eigenes Angebot ständig ausweiten. Vieles lässt sich besser durch Kooperationen erreichen.“ So soll auch Norddeutschlands populärste Ausflugs- und Ferieninsel Sylt an die Verbindungen von HKX angebunden werden.
Teurer Aufbau eigener Verbindungen
Der regionale Personenverkehr wie auch der Güterverkehr sind in Deutschland längst erfolgreich liberalisiert. Auf den Strecken im Personen-Fernverkehr aber konnten die Wettbewerber der Deutschen Bahn bislang nur gut ein Prozent Marktanteil abnehmen. Nur wenige Strecken im Fernverkehr werden von Konkurrenten der Deutschen Bahn betrieben. Der französische Konzern Veolia spielt dabei als Anbieter eine wesentliche Rolle, vor allem mit dem InterConnex, der von Leipzig über Berlin nach Rostock und Warnemünde fährt. Ohne die Partnerschaft mit dem größeren Unternehmen könnte HKX der Deutschen Bahn auf der Strecke zwischen Hamburg und Köln vermutlich kaum Paroli bieten.
Der Aufbau eigener Linienverbindungen ist teuer und zeitaufwendig. Die Deutsche Bahn bleibt trotz vieler Ärgernisse wie ausfallenden Klimaanlagen, kaputten Zugheizungen oder kompletten Zugausfällen der dominierende Anbieter. Die Gründer von HKX müssen längerfristig investieren, um Erfolge zu erringen. Der Gesellschafterkreis des neuen Anbieters – darunter der US-Eisenbahnunternehmer Henry Posner als Mehrheitseigner – hat sich seit dem Start des Liniendienstes zwischen Köln und Hamburg nicht verändert. „In diesem Jahr wollen wir profitabel werden“, sagte Kreienkamp. Einfacher wird der Wettbewerb für das kleine Unternehmen aber in den kommenden Jahren voraussichtlich nicht werden.
Die Geschäftsführung von HKX will das Angebot vorsichtig weiter ausbauen. Weitere Waggons sollen schrittweise angemietet werden, soweit das der knappe europäische Bahnmarkt für rollendes Material zulässt. Vor allem aber steht zunächst einmal die Absicherung des bislang Erreichten an: „Die Kunden sollen mit unserem Fahrplan fest vertraut werden“, sagte Kreienkamp. „Das ist unser vorrangiges Ziel.“